Ingolstadt
Das Ende einer Ära

Frank Berndl übergibt nach 20 Jahren das Tanzstudio Süd an Robert Schüpfer von der Tanzschule Fischer

09.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:27 Uhr
Sabine Kaczynski

Glücklich über die Nachfolge: Frank Berndl (r.) übergibt symbolisch die Schlüssel der Tanzschule Süd an Robert Schüpfer von der Tanzschule Fischer. Foto: Kaczynski

„Sozusagen vor die Füße gefallen“ sei ihm 2002 das Tanzstudio Süd, beschreibt Frank Berndl die Anfänge seiner Tanzschule schmunzelnd. Schon während seines Wirtschaftsingenieurwesen-Studiums in München habe er mit seiner damaligen Geschäftspartnerin Events auf der Schanz veranstaltet, vor allem die Ingolstädter Modetage im Stadttheater dürften dem ein oder anderen noch im Gedächtnis sein. „1994 haben wir mit den Shows begonnen, die zweimal jährlich stattfanden und ein voller Erfolg waren“, erinnert sich der 52-Jährige. „So sind wir in die Event-Branche reingerutscht.“

Die Liebe zum Tanzen hat sich nebenbei entwickelt, dazu kam der Mangel an Räumlichkeiten für die Proben der Dance-Einlagen, die stets Teil seiner Veranstaltungen waren. Fabrikhallen oder Hotels wurden als Notlösung angemietet – bis die ehemalige Tanzschule „Cecconi“ freistand, bei der Berndl als Schüler seinen ersten Tanzkurs absolviert hatte. „Die Gegebenheiten waren perfekt“, blickt der Ingolstädter, der in Karlskron aufwuchs, zurück. Doch nur zum Üben wollte er die Location nicht nutzen: „Ein Haus mit so viel Seele und Tradition kann man nicht einfach verändern, deshalb fiel schnell die Entscheidung, dort wieder eine richtige Tanzschule zu etablieren.“ Zunächst wurden in dem Gebäude, das ursprünglich einmal ein Kino beherbergte, nur Kurse für Kinder angeboten, nach und nach erweiterte man das Programm, entsprechende Tanzlehrer wurden gefunden und genügend tanzwütiges Publikum gab es auch auf der Schanz.

„Das Organisieren der Hochzeitsmesse zog schließlich die Hochzeitstanzkurse nach sich“, erzählt der 52-Jährige, der mit seinem Tanzstudio stets eigene Wege gehen wollte: „Ich bin marketing-getrieben und habe Angebote gesucht, die es woanders nicht gab.“ In den 2000er-Jahren waren etwa sein Videoclip-Dance oder Hip-Hop sehr beliebt. Zu einem Renner entwickelte sich auch die Ingolstädter Sommer-Tanzakademie, die Berndl immer im August anbot: „Dafür habe ich bis zu vierzig, teils internationale Tanzlehrer ins Studio geholt, die dann den Leuten in kurzen Workshops oder speziellen Kursen Nischenthemen beibrachten, die es sonst nicht gab, etwa Tango Argentino oder Lindy Hop. Inzwischen ist das fast Standard – damals war es jedoch eine Neuheit“, erzählt Berndl, der auch den gesundheitlichen Aspekt des Tanzens betont: „Man weiß, dass das Erlernen von Bewegungen generell gut fürs Gehirn ist und das Tanzen kann bis ins hohe Alter fortgeführt werden.“

Und welcher Tanzstil wird heutzutage nachgefragt? „Standardtänze sind nach wie vor aktuell, allerdings hat sich die Intention geändert“, erklärt der 52-Jährige. „Früher war der Leistungsanspruch höher, man wollte mit dem tänzerischen Können glänzen. Heute wollen die Paare hauptsächlich eine schöne Zeit miteinander verbringen, das Ergebnis muss dabei nicht perfekt sein“, stellt er den Unterschied heraus. Und was war rückblickend sein persönliches Highlight? „Ich habe in diesen 20 Jahren viele tolle Leute kennengelernt. Tänzer und Tanzlehrer sind immer besondere Persönlichkeiten – und aus vielen Begegnungen haben sich Freundschaften entwickelt. Das hätte ich in keinem anderen Beruf so erlebt“, sagt Berndl, der – obwohl selbst nie Tanzlehrer – „nach so langer Zeit einfach an der Location hängt“, wie er erklärt. Er habe immer „etwas Schönes“ aus der Tanzschule machen wollen, um sie zu gegebener Zeit in gute Hände abzugeben.

Dieser Punkt ist jetzt für ihn erreicht – gerade nach den harten Corona-Jahren hat sein Enthusiasmus ein bisschen gelitten, zudem „kostet es eine Menge Kraft, so ein Unternehmen allein zu leiten – und man wird ja nicht jünger“, wie er lächelnd anfügt. Zuletzt habe er auch nicht mehr gespürt, dass die Menschen das Tanzen so begeistert wie ihn selbst: „Ich sehe die ganze Bewegungsbranche als äußerst wichtig und gesundheitserhaltend an, aber sie ist total hinten runtergefallen. Das hat mich sehr enttäuscht“, so Berndl, für den dieses Gefühl das i-Tüpfelchen war, einen Schlussstrich zu ziehen. „Dann habe ich Robert Schüpfer von der Tanzschule Fischer angerufen, der zum Glück zusagte, denn er ist genau der Richtige, um das Tanzstudio Süd weiterzuführen“, freut sich der Ingolstädter. Auch darüber, dass die Tanzschule erhalten bleibt und alle Mitarbeiter und Tanzlehrer weiterbeschäftigt werden.

Und was macht Frank Berndl ohne sein Tanzstudio Süd? „Schon während der Corona-Zeit habe ich versucht, mir ein zweites Standbein aufzubauen. Jetzt werde ich freiberuflich für ein Online-Unternehmen tätig sein, in dem Freizeitartikel – hauptsächlich Fahrräder – vertrieben werden“, verrät er seine Zukunftspläne.

DK