Die drei großen Fahnen vor dem Alten Rathaus in Ingolstadt wogten am Montagvormittag auf halbmast im Wind. Am Tag zuvor ist der Ehrenbürger Peter Schnell gestorben, im Alter von 88 Jahren, im Kreis seiner Familie und enger Freunde.
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Bald wird im Alten Rathaus ein Kondolenzbuch für Schnell liegen. Wenige Stunden, nachdem die Nachricht von seinem Tod bekannt geworden war, veröffentlichten vier Parteien Nachrufe auf den im Volk sehr beliebten und – auch bei den politischen Mitbewerbern – hoch geschätzten CSU-Politiker.
CSU trauert „um einen ihrer ganz Großen“
CSU: „Die Christlich Soziale Union Ingolstadt trauert um einen ihrer ganz Großen“, schreibt der Kreisverband in einer Mitteilung. „Mit Bestürzung und großem Schmerz haben wir vom Tod Peter Schnells erfahren.“
Die Vorsitzenden Stefan Huber und Christopher Hofmann erinnern an die maßgeblichen Erfolge in der 30-jährigen Amtszeit Schnells: „In seine Amtszeit fallen der Bau des Klinikums, die Landesgartenschau 1992, die Ansiedlung des Landgerichts und die Entwicklung der Stadt zum Hochschulstandort.“
Auch die Infrastruktur habe er stark geprägt. „Hier sind besonders die Einrichtung der Fußgängerzone, die Verlegung der Bahnlinie im Süden und der Einsatz für die ICE-Trasse hervorzuheben.“
Fast schon vergessen sei, „in welch wirtschaftlich schwereren Zeiten er die Stadt zu Beginn seiner Amtszeit mit sicherer Hand geführt hat“. Der Hintergrund: In den 1970ern war Audi in eine Krise geschlingert, über Jahre floss aus Wolfsburg keine Gewerbesteuer nach Ingolstadt. Schnells Geschick, die Misere zu bewältigen, sei „eine Eigenschaft, die heute aktueller denn je gefordert sein wird“, so der CSU-Kreisverband.
„Stets ein vertrauensvoller und verlässlicher Ratgeber“
„Auch nach seiner Amtszeit war er für die gesamte CSU-Familie stets ein vertrauensvoller und verlässlicher Ratgeber. Am meisten werden uns alle seine umgängliche und höfliche Art und seine inzwischen legendäre Bürgernähe in Erinnerung bleiben. Der CSU-Leitspruch ,Näher am Menschen’ lässt sich mit einem Namen ausdrücken: Peter Schnell.“
Die Parteifreunde schließen mit den Worten: „Unser Mitgefühl gilt seiner Ehefrau Regina, den Kindern und der gesamten Familie. Wir werden Peter Schnell stets ein ehrendes Andenken bewahren. Danke für alles, lieber Peter. Du fehlst!“
SPD verschickt Würdigung
SPD: Auch die Vorsitzenden Karoline Schwärzli-Bühler und Christian De Lapuente verschickten am Sonntag eine Würdigung: „Die SPD Ingolstadt trauert um den Ehrenbürger und Altoberbürgermeister Peter Schnell. Unsere Gedanken sind in diesen schweren Stunden bei seiner Familie.“ Er sei ein außergewöhnlicher Politiker gewesen. „Die Menschen in Ingolstadt haben ihn über die Maßen wertgeschätzt, und viele haben ihn mehr als nur gemocht. Auch in der SPD Ingolstadt hatte er viele Freunde.
Von ihm konnte man viel lernen, vor allem was den Umgang mit den Bürgerinnen und Bürgern, aber auch mit Politikern betrifft, die parteipolitisch nicht auf der gleichen Wellenlänge lagen wie man selbst. Mit Schnell hat man herrlich kontrovers diskutieren können, ohne jemals das Gefühl gehabt zu haben, es fehle an Respekt.“
So habe er den Nährboden geschaffen „für eine überaus positive Entwicklung der Stadt, in der nicht nur wirtschaftliche Themen, sondern ebenso die Kultur zu ihrem Recht kam oder der Sport, der Naturschutz und die Bildung. Beeindruckend waren auch die Leistungen Schnells bei der Integration von Menschen, die in Ingolstadt eine neue Heimat fanden. Auch in Flüchtlingen sah Peter Schnell immer und zuallererst den Menschen.“
Grüne: Schnell „stets zugewandt, feinsinnig und kulturbegeistert“
Grüne: Barbara Leininger und Christian Höbusch, die Fraktionsvorsitzenden, schreiben: „Peter Schnell war ein überaus beliebter Oberbürgermeister, stets zugewandt, feinsinnig und kulturbegeistert. An seiner Person konnte man erkennen, was ‚ein menschlicher Umgang auf Augenhöhe‘ bedeutet. Es ist kein Wunder, dass er über Parteigrenzen hinweg als Vorbild sowohl in seinem Amt als auch in seiner Person genannt wurde und bestimmt auch weiterhin genannt wird. Die Ingolstädterinnen und Ingolstädter werden ihren Schnell-Peter nicht vergessen.“
Leininger und Höbusch haben die Zusammentreffen mit Schnell immer geschätzt. „Seine Aussagen waren stets mit einer augenzwinkernden Leichtigkeit versehen, die der politischen Auseinandersetzung die Schärfe nehmen konnte.“
Freie Wähler: Schnell zeigte, dass „das Amt des OBs weit mehr ist als nur ein Job“
Freie Wähler: Die Fraktion teilt mit: „Auch wir verbinden mit Peter Schnell eine wertschätzende, sinnerfüllte und erfolgreiche Entwicklung unserer Heimatstadt Ingolstadt. Mit großer Empathie und menschlicher Nähe lenkte er die Geschicke unserer Stadt, auch durch schwierige Zeiten. Peter Schnell hat uns allen vorgelebt, wie aufrichtige Politik und respektvoller Umgang zu einem gedeihlichen Miteinander führen können.
Bei ihm wurde deutlich, dass das Amt des OBs weit mehr ist als nur ein Job – es ist im besten Fall, wie bei ihm, eine Berufung, der er sich während und nach seiner Amtszeit mit voller Hingabe widmete. Zum Wohl aller – als leuchtendes Vorbild“.
Die FW schließen mit einer bemerkenswerten Analogie im Heiligenkalender: „Wenn das Ziel unseres Lebens Fürsorge, Nächstenliebe, Pflichtbewusstsein und vorbildlicher menschlicher Umgang ist, dann hat Peter Schnell an seinem Todestag, dem 3. November, dem Gedenktag des heiligen Hubertus, der als fürsorglicher Wohltäter und Bewahrer verehrt wird, seinen Lebensweg erfüllt.“
In einer früheren Version war davon die Rede, dass das Kondolenzbuch bereits ab Dienstag im Rathaus ausgelegt wird. Die entsprechende Stelle wurde mittlerweile korrigiert.
DK
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