„Der Stickstoff muss raus“, so einfach hat Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Scharpf (SPD) kürzlich in seiner Begrüßungsrede beim offiziellen Spatenstich den technischen Titel des neuen Bauprojekts der Zentralkläranlage (ZKA) umschrieben.
Das klingt deutlich einfacher als „Implementierung einer Restdenitrifikationsstufe mit dem Wirbelschwebebettverfahren im Bypass“. Scharpfs Aussage trifft zu, denn im Ergebnis möchte die ZKA auch künftig die strengen Grenzwerte im gereinigten Abwasser einhalten können.
Die großtechnische Anlage entfernt bei Bedarf Nitratstickstoff, als nachgeschaltete Reinigungsstufe im Klärprozess. Sie wird nach Bedarf eingesetzt. Damit verbessert die ZKA die Wasserqualität des Abwassers und minimiert Gewässerbelastungen.
Die bestehende Anlagenkonstellation der ZKA stammt noch aus den 1980er-Jahren. Seit dieser Zeit ist die Bevölkerung in Ingolstadt stark angewachsen – und damit fällt auch mehr Abwasser an. Die Kapazität der Stickstoffelimination sei aktuell ausgelastet, teilt die ZKA mit.
Das neue Verfahren hat die ZKA zusammen mit einem Ingenieurbüro aus Miesbach entwickelt. Mit einer kleinen Pilotanlage wurde über mehrere Jahre der Einsatz dieser neuen Technologie getestet – von Beginn an wissenschaftlich unterstützt: Die Technische Hochschule Augsburg begleitet das Projekt.
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Als erste Kläranlage in Deutschland sammelt die ZKA damit wertvolle Erfahrungen aus Planung, Bau und Betrieb dieser Denitrifikationsstufe. Davon können auch andere Abwasserbehandlungsanlagen in Bayern profitieren.
2018 wurde die Idee vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz mit dem Abwasser-Innovationspreis ausgezeichnet und erhält bis zu 720.000 Euro Fördergeld.
Mit einer Kostenkalkulation von circa fünf Millionen Euro erspart diese Anlage einen großen Umbau der bestehenden Kläranlage. Sie soll bis Ende 2024 fertig gestellt sein.
DK
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