Musical-Besprechung
Cocktail aus Klassikern, kultigen Evergreens und neueren Hits

Fulminante „Nacht der Musicals“ im Ingolstädter Festsaal begeistert das Publikum

03.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:54 Uhr

Großes Emotions-Entertainment im Festsaal. Foto: Weinretter

Von Heike Haberl

Ingolstadt – Als „erfolgreichste Musicalgala aller Zeiten“ war sie angekündigt – und hielt, was sie an Sensationen versprach: Ein atemberaubender Mix aus illusionsgeladenen Lichtprojektionen, farbenprächtigen Kostümen, mitreißend umgesetzten Tanzchoreographien, raffinierten Soundeffekten und natürlich vor allem herrliche, klanggewaltige Stimmen erwarteten das Publikum bei der „Nacht der Musicals“ im Festsaal des Stadttheaters. In einer rasanten Achterbahnfahrt durch die schillernde Welt, die bunten Geschichten dieses Genres präsentierten sechs renommierte Solisten einen explosiven Cocktail aus bekannten Klassikern, kultigen Evergreens, aber auch neueren Hits. Gesanglich wie darstellerisch agierten sie dabei durchgehend auf Top-Niveau.
So beeindruckte der erfahrene amerikanische Tenor Dale Tracy mit fesselnder Präsenz unter anderem als mysteriös-machtvolles „Phantom der Oper“ und tief verzweifelter Graf Krolock aus „Tanz der Vampire“, Crossover-Künstlerin Julie van Hoeven faszinierte als elegant-melancholisch auftretende Katzendame Grizabella aus „Cats“ oder in Gestalt einer fulminant groovenden Power-Nonne aus „Sister Act“, während Martin Markert insbesondere als jugendlicher Draufgänger Danny in der Rock-n-Roll-Romanze „Grease“ sowie durch sein düster-geheimnisvoll prickelndes Charisma in seiner Glanzrolle als Tod (aus dem Musical „Elisabeth“) brillierte. In seinen Fängen bezauberte Katrin Mayer als innerlich zerrissene österreichische Kaiserin Sissi ebenso wie als eine sich schier hypnotisiert in schwindelndste Tonhöhen aufschwingende Christine („Phantom der Oper“). Demgegenüber trumpfte der Niederländer Micha van de Weg in der verräterischen Partie des Judas („Jesus Christ Superstar“) oder als skurrile Travestie-Figur Dr. Frank N. Furter („Rocky Horror Show“) auf. Carolin Rossow betörte nicht nur als sich von allen Zwängen zu befreien versuchende Eiskönigin Elsa in „Frozen“, sondern gleichermaßen als ausdrucksstarke Solistin der unglaublich intensiv gestalteten Nummer „Somebody To Love“ aus dem Queen-Musical „We Will Rock You“. Ein Highlight reihte sich nahtlos an das nächste, jeder Übergang gelang perfekt. Die sekundengenau getakteten Stimmungs- und Szenenwechsel, das immer wieder neue Hineinschlüpfen in die höchst unterschiedlichen Charaktere, das Changieren zwischen elektrisierenden Pop-Songs, gefühlvollen Balladen, starken Gospel-Melodien und fetzigen Rock-Hymnen meisterte das Ensemble mit bewundernswerter, völlig mühelos scheinender Bravour. Nicht zuletzt deshalb kam die unterhaltsame Show in all ihrer vielfältigen Opulenz fast ganz ohne eigentliches Bühnenbild aus.

Für die stimmungsreichen atmosphärischen Visualisierungen sorgten vor allem wirkungsvoll eingesetzte Illuminations-Installationen und Lichteffekte.

Zusätzliche energetische Bereicherung erfuhr das abwechslungsreiche Bühnenspektakel durch die wunderbare Tanzformation der „Broadway Musical Dance Company“. Ob als rockige Engel, ob in Trainingsanzügen, ob vermummt und mit Dalí-Maske, in Klosterkutten, mit Lack und Leder oder im Matrosen-Look („Ich war noch niemals in New York“): Stets brachten die hochmotivierten Tänzerinnen und Tänzer die richtigen Vibes aufs Parkett.

Großes Emotions-Entertainment, das nicht nur Gänsehaut-Feeling erzeugte, sondern auch in zwei frenetisch erjubelten Zugaben endete: Zunächst der grandiose „Time Warp“ in Glitzer-Outfits, für den sich das Publikum zum Mitmachen animieren ließ – dann nochmals ein legendärer Queen-Song, dessen Motto in ein wiegendes Lichtermeer aus Handy-Taschenlampen eintauchte und das sich wohl insgeheim viele im Saal wünschten: „The Show Must Go On!“

DK