Ingolstadt
Bustraining für kleine Pendler

Linien 44 und 45 für ausgelagerte Grundschule Haunwöhr und Hundszell – Nicht alle Eltern zufrieden

22.06.2022 | Stand 22.09.2023, 21:59 Uhr

Nur zur Grundschule Haunwöhr und Hundszell fährt noch ein Schulbus – aber das ändert sich ab September. Alle anderen Schüler Ingolstadts nehmen Linienbusse. Foto: Schwarz

Begegnungen zwischen Eltern von Grundschülern aus dem Südwesten mit dem Bildungsreferenten Gabriel Engert bergen ein gewisses Eskalationspotenzial. Grund ist die schier endlose Geschichte über die sanierungsbedürftigen Schulen Hundszell und Haunwöhr sowie das künftige Ausweichquartier im Schulzentrum Südwest: Bauteil Nord heißt es. Ab kommendem Schuljahr 2022/23 findet dort der Unterricht statt. Wie ihre Kinder dorthin befördert werden, erfuhren die Eltern am Dienstagabend in der Sitzung des Bezirksausschusses (BZA) Südwest. Die Lösung stellte nicht alle zufrieden.

Im Jugendheim Hundszell war kein Stuhl mehr frei, die Anspannung war deutlich zu spüren. Um gute Stimmung bemüht, erklärte Engert zunächst, erstmals stünde ein komplettes Ausweichgebäude zur Verfügung, währenddessen die beiden Schulen saniert werden. Ab September wird es eine Art Schulbus für die kleinen „Pendler“ zum Bauteil Nord geben: Die Organisation der Beförderung sei im März Schulleitung und Elternbeirat vorgestellt und für gut befunden worden, so Engert: „Es bestand großes Einverständnis.“

Die Details erläuterten Maria Bürkl vom Schulverwaltungsamt und Detlef Gassmann von der INVG: So sollen für die rund 90 Schülerinnen und Schüler zusätzliche Busse der Linien 44 und 45 mit spezieller Kennzeichnung „Grundschule Haunwöhr“ eingesetzt werden. Die Linienführung wird mit etlichen Haltestellen speziell auf die Herkunft der Schüler der Grundschule Haunwöhr/Hundszell abgestimmt – die Fahrzeiten auf Unterrichtsbeginn und -ende. Es wird außerdem eine extra Haltestelle an der Gustav-Adolf-Straße mit Zugang zum Bauteil Nord eingerichtet – ohne Straßenquerung. Die Busse kommen dort morgens um 7.35 Uhr an. Andere Fahrgäste dürfen zwar mitfahren, Gassmann hält das jedoch für unwahrscheinlich zu so früher Stunde.

Die Sache hat allerdings einen Haken: Denn für Kinder, die in die Mittagsbetreuung gehen, gibt es keine extra Beförderung – sie müssen mit den normalen Linienbussen heimfahren und somit an der Haltestelle Maximilianstraße einsteigen. Für Erstklässler eine Herausforderung, wie betroffene Eltern kritisierten. „Auf dem Rückweg werden unsere Kinder komplett alleingelassen“, hieß es. „Jetzt holen wir unsere Kinder mit dem Fahrrad von der Mittagsbetreuung ab, und sie fahren dann mit dem Roller heim“, sagte eine Mutter. „Soll ich die fünf Kilometer zum Schulzentrum Südwest laufen oder mit dem Bus fahren? Oder mir einen Zweitwagen kaufen? Das ist keine Lösung für uns, sondern ein starkes Stück.“

Es gebe Kinder in Ingolstadt, die weitaus schwierigere Schulwege hätten, konterte Engert. „Es ist Sache der Eltern, die Kinder von der Mittagsbetreuung abzuholen.“ Der Bildungsreferent versprach dennoch, sich der Angelegenheit nochmals anzunehmen, zumal es feste Abholzeiten für die Mittagsbetreuung gibt. Die Kinder sollen auch Unterstützung beim Busfahren bekommen: So bietet die Jugendverkehrsschule im Juli für die Grundschule Haunwöhr ein spezielles Bustraining für alle Klassen der jetzigen Jahrgangsstufen 1 bis 3 an. Die neuen Erstklässler werden im September geschult. Die INVG ermöglicht zudem Busbegleitern und Schulweghelfern eine kostenlose Mitfahrt. „In den ersten Schulwochen sollen unsere Lehrkräfte die Kinder morgens zur Schule und mittags zur Haltestelle zur Haltestelle Gustav-Adolf-Straße begleiten“, ergänzte Schulleiter Andreas Pfeifer. „Ich hoffe, dass viele Eltern uns als Busbegleiter unterstützen. Und es ist wichtig, dass ein Großteil der Schüler diese Busse nutzt statt Elterntaxis.“

Das wird womöglich auch davon abhängen, wer in den Genuss der kostenfreien Beförderung kommt: Sie gilt, wenn der kürzeste, geeignete Schulweg länger als zwei Kilometer ist. Das trifft, so ergab eine Messung, für die Ortsteile Spitalhof, Hundszell, Knoglersfreude und Oberbrunnenreuth zu. Im Ortsteil Haunwöhr hingegen kommt es darauf an, in welcher Straße die Familien wohnen – und welche Hausnummer es ist. Das können Eltern beim Schulverwaltungsamt erfragen. Die von der Stadt bezuschusste Schülerkarte kostet monatlich 23 Euro, sie kann auch in der Freizeit am Wochenende und in den Ferien benutzt werden.

„Man sollte vielleicht alle in der Genuss der Gratisbeförderung kommen lassen“, so BZA-Mitglied Markus Rössler (SPD). Ansonsten herrschte in dem Gremium Einigkeit, das Konzept sei gut durchdacht. „Das ist mit Herz und Hirn gemacht“, meinte Stefan Huber (CSU).

Nicht alle Bürger waren so angetan. Dieter Majehrke sagte, ursprünglich hatte es geheißen, dass alle Kinder wie gewohnt zu ihrer Schule in Haunwöhr oder Hundszell kommen und von dort aus gemeinsam zum Schulzentrum Südwest fahren sollten. Eine Lösung, die auch einige Eltern favorisiert hätten, wie Wortmeldungen zeigten. Engert verstand die Kritik nicht: „Die Schüler werden da abgeholt, wo sie wohnen. Diese Lösung kommt doch allen entgegen.“

DK