Kösching
Bürger kämpfen für ihr Krankenhaus

Köschinger Gewerbeverein initiiert Petition für Erhalt beider Klinikstandorte im Kreis Eichstätt

19.02.2022 | Stand 19.02.2022, 16:51 Uhr

Auf der Plattform openpetition.de hat der Gewerbeverein Kösching eine Petition für den Erhalt beider Klinikstandorte im Kreis Eichstätt gestartet. Bis Samstagmittag hatten bereits rund 5500 Unterstützer unterzeichnet. Foto: Eberl

Von Marco Schneider

Kösching/Eichstätt – Ist das ein Vorgeschmack auf ein mögliches Bürgerbegehren? Seit Donnerstagabend läuft im Internet eine Petition mit einer klaren Forderung: Das Akutkrankenhaus in Kösching muss erhalten bleiben. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass dann Eichstätt geschlossen werden müsste – vielmehr fordern die Petenten zwei Akutkrankenhäuser im Landkreis.

Das zeigt: Die Debatte um die Krankenhausstandorte Kösching und Eichstätt nimmt damit auf der Zielgeraden vor der Entscheidung an Fahrt auf – auch emotional.

Hans-Werner Schuderer vom Gewerbeverein Kösching, der die Petition gestartet hat, wird deutlich: „Wir kämpfen für unsere Klinik und wenn es sein muss, bis zum Bürgerbegehren.“ Dieses Wort wabert seit einigen Wochen vor allem durch den südöstlichen Landkreis Eichstätt, in dem die Bürger den Verlust des Akutkrankenhauses in Kösching befürchten. Am 4. April entscheidet der Kreistag darüber, ob die Grund- und Regelversorgung und damit auch eine Notaufnahme künftig nur noch in der Bischofsstadt oder nur in der Marktgemeinde vor den Toren Ingolstadts betrieben wird.

„Wir sind sehr besorgt“, schreiben die Initiatoren der Online-Petition. Denn: „Es geht um nichts weniger als unser höchstes Gut: unsere Gesundheit. Denn unsere Gesundheit wird momentan zum Spielball der Politik.“ Die Agenda 2030, mit der der Kreistag in Eichstätt die Gesundheitsversorgung im Landkreis auf zukunftssichere Beine stellen will, ist nach Ansicht der Petenten ein „Wolf im Schafspelz“. Für sie bedeutet das „angebliche Zukunftsprojekt“, wie in dem Einleitungstext zur Petition zu lesen ist: „Aus zwei Krankenhäusern wird eines. Das heißt: Entweder Kösching oder Eichstätt wird sein Akutkrankenhaus verlieren.“ Weil aus ihrem Blickwinkel vieles dafür spreche, dass es Kösching treffen werde, wollen sie für den Erhalt beider Akutstandorte kämpfen. „Ein Akutkrankenhaus vor Ort spielt in vielen Fällen eine Rolle bei der Standortwahl. Eine Entscheidung gegen Kösching schadet also der gesamten Wirtschaftsregion“, sind die Verfasser der Petition überzeugt. „Eine Zentralisierung auf einen Standort kann eine flächendeckende Grundversorgung überhaupt nicht sicherstellen“, heißt es weiter. Man stimme mit dem Landrat überein: „Die Gesundheitsversorgung der Zukunft gelingt nur gemeinsam“, schränkt aber ein: „Nur mit zwei Akutkrankenhäusern im Landkreis: in Kösching und in Eichstätt“.

Landrat Alexander Anetsberger (CSU) beobachtet die Petition – auch mit Sorge, wie er auf Anfrage unserer Zeitung sagt: „Es ist eine erste Form, in der sich der Bürgerwille ausdrückt.“ Ob das allerdings repräsentativ sei, stellt er in Zweifel: Man könne nicht nachvollziehen, ob nicht Bürger außerhalb der Landkreisgrenzen abstimmten. Ein wenig schwingt bei ihm die Befürchtung mit, dass, nach getroffener Entscheidung, ein Bürgerbegehren auf Landkreisebene heraufziehen könnte. „Mir ist durchaus bewusst, dass alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, eine vermeintlich getroffene Entscheidung zu verhindern“, sagt Anetsberger. Allerdings wünsche er sich, dass sich die Bürger mehr informierten – die in dieser Woche allen Haushalten zugestellte Postwurfsendung, die auch im Internet unter www.kna-online.de abzurufen ist, sei eine Möglichkeit. „Alles andere wird zu wenig genutzt“, so Anetsberger. Er spielt dabei auf die Besuchszahlen in den Gemeinderatssitzungen an, in denen er mit Kliniken-Vorstand Marco Fürsich derzeit gebetsmühlenartig die Mandatsträger über die Krankenhauspläne informiert.

„Ich halte es für kontraproduktiv, mit vorschnellen Äußerungen vorzupreschen, ohne die Probleme genau zu analysieren“, sagt Anetsberger. Emotional geprägte Willensäußerungen seien „nicht zielführend“, verstellen sie doch den Blick für eine sachliche Diskussion. Und die wünscht sich Anetsberger auch weiterhin. Er versichert aber: „Ich werde die Petition nicht bekämpfen oder in Frage stellen.“ Hans-Werner Schuderer vom Gewerbeverein macht unterdessen deutlich: „Wir lassen uns das nicht gefallen, wir lassen uns nicht verkaufen.“

Feuerwehren schreiben offenen Brief

Die Feuerwehrkommandanten von Kösching und Großmehring, Jürgen Meier und Florian Schneider, haben einen offenen Brief an Landrat Alexander Anetsberger geschrieben, der von mehreren anderen Feuerwehren aus der Umgebung unterstützt wird. Der Tenor des Briefes: Die Diskussion über die Schließung einer der beiden Notaufnahmen in Eichstätt oder Kösching dürfe nicht zum Nachteil der Bürger werden. „Wir als Kommandanten können hiermit in keiner Weise dem Abbau beziehungsweise der Schließung von Notaufnahmen im Landkreis Eichstätt zustimmen“, heißt es in dem Brief. Man brauche die Notaufnahmen und sei davon überzeugt, dass das Klinikum in Ingolstadt die Kapazitäten nicht habe, die Fälle aufzufangen. „Eine Schließung der Notaufnahmen beziehungsweise der Krankenhäuser ist ein Faustschlag ins Gesicht einer jeden Rettungskraft.“ Der Landrat will in der öffentlichen Gemeinderatssitzung in Großmehring am Dienstag auf den Brief antworten. Aber: „Ich weiß nicht, ob solche Schreiben den Weg in eine sachliche Diskussion ebnen“, sagt Anetsberger.

DK