Kongresszentrum und Maritim-Hotel sollen nach jahrelanger Bauzeit im Mai endlich eröffnet werden. Der Termin für den Festakt steht schon fest. Die Schlosslände hingegen wird noch länger Baustelle bleiben.
Denn nachdem im Fahrradbeirat vor knapp einem Jahr die neue Straßenplanung gestoppt wurde, weil wieder Autos den meisten Raum bekommen sollten, feilt die Verwaltung an neuen Vorschlägen. Und das dauert - denn es wurden zwei neue Gutachten beauftragt.
Zur Vorgeschichte: Im Februar 2022 beschäftigte sich der neue Fahrradbeirat mit dem Ausbau der Schlosslände, der wieder vierspurig für Pkw vorgesehen war. Zu Lasten der Fußgänger und Radfahrer: Auf der südlichen Seite war ein vier Meter breiter, kombinierter Geh- und Radweg geplant, jedoch für beide Richtungen. Auf der nördlichen Seite mündete der Radweg nur noch in einen schmalen Gehweg.
Planung nach Veto im Fahrradbeirat gestoppt
Für den damaligen Tiefbauamtsleiter Walter Hoferer eine „sinnvolle Lösung“, denn „schnelle“ Radler könnten ja auf die Straße wechseln. Diese Einschätzung allerdings rief heftigen Protest unter den Mitgliedern des Fahrradbeirats hervor.
„Dort ist doch Platz genug - nur nicht für Radfahrer“, schimpfte etwa Martin Köster, der in dem Gremium das Aktionsbündnis „Besser radeln in Ingolstadt“ (Brain) vertritt. „Hier endet wieder mal ein Radweg im Nirwana - das sollte man mal mit Autofahrern machen, dann wäre das Geschrei groß.“ Köster forderte eine gleichberechtigte Nutzung der Flächen. „Dass es mit einer schmaleren Straße funktioniert, zeigt sich doch jetzt an der Baustelle. Dort gibt es auch keine größeren Staus.“
Die Vertreter der Verwaltung reagierten wenig begeistert auf den heftigen Widerstand auch vonseiten der Stadträte im Fahrradbeirat. Baureferent Gero Hoffmann warnte vor Verzögerungen, fasste jedoch zusammen: „Wir müssen diesen Kreis ernst nehmen - und leider ist die Mehrheit hier der Meinung, dass diese Planung nicht gut genug ist. Da kann man noch etwas tun.“
Lesen Sie dazu auch: So sieht es im Maritim-Hotel aus
Was ist seither geschehen? Hoffmann wollte eigentlich schon 2022 Vorschläge für eine neue Planung vorlegen, doch daraus wurde nichts. Denn erst einmal wurde bei einem Büro für Straßenplanung ein bauliches Gutachten in Auftrag gegeben, das klären sollte, ob der Pkw-Verkehr mit nur drei Spuren auskäme und ob so genug Platz wäre für getrennte Geh- und Radwege auf beiden Seiten der Schlosslände.
„Dieses Gutachten liegt seit Ende Oktober vor und besagt, dass es baulich möglich wäre“, sagt Baureferent Gero Hoffmann jetzt auf Nachfrage unserer Zeitung.
Nachdem dies geklärt war, wurde bei einem Ingenieurbüro ein zweites Gutachten in Auftrag gegeben. „Es soll prüfen, ob eine dreispurige Schlosslände verkehrlich abzuwickeln ist“, erklärt Ulrich Schäpe, Leiter des Amts für Verkehrsmanagement. „Denn es entsteht ja Verdrängungsverkehr, wenn die Autofahrer sich alternative Routen suchen. Die Frage ist: Können die Nebenstraßen diesen Verkehr aufnehmen? Da geht es um die Verkehrsspitzen am Morgen oder zum Beispiel, wenn das Hotel und Kongresszentrum Fulltime belegt sind.“
Wie entwickelt sich der Verkehr in Nebenstraßen?
Das Ingenieurbüro soll die Auswirkungen prüfen, so Schäpe, weil etwa in einer stärker befahrenen Nebenstraße dann womöglich eine Ampel nötig oder Tempo 30 nicht mehr möglich wäre. „Wir können nicht einen einzelnen Straßenzug wie die Schlosslände allein bewerten, sondern müssen das gesamte untergeordnete Straßennetz betrachten.“
Der städtische Verkehrsexperte betont, in den kommenden drei Jahren werde sich der Verkehr deutlich verändern. „Weil wir die Harderstraße für den Umbau sperren“, so Schäpe. Der Busverkehr in der Nord-Süd-Achse werde dann hauptsächlich auf der Rossmühlstraße und Schlosslände fließen.Das Verkehrsgutachten soll bis Mitte oder Ende Februar vorliegen, danach prüft die Verwaltung die Ergebnisse und gewichtet sie. „Wir werden unsere Vorschläge dann auch der Bevölkerung vorstellen“, sagt Gero Hoffmann zum weiteren Vorgehen.
Projektgenehmigung steht noch aus
Der Stadtrat müsse zudem noch eine Projektgenehmigung erteilen. Zum Zeitplan sagt der Baureferent: „Wenn wir die Schlosslände wie ursprünglich geplant ausgebaut hätten, dann wären wir circa zwei Monate nach der Eröffnung des Kongresszentrums und Hotels fertig gewesen. Ich hoffe, dass wir nun in der zweiten Jahreshälfte soweit sind.“
Neu geplant wird die Schlosslände bis über über die Einmündung Schutterstraße hinaus. „Nach aktuellem Stand soll dort an der Ampel auch eine oberirdische Querung für Fußgänger entstehen“, sagt Schäpe. Die müssen bisher die Unterführung benutzen. „Aber wir wollen die Stadt ja auch näher an die Donau bringen.“
Artikel kommentieren