Trial-Fahrer können getrost als „Meister der Balance“ tituliert werden. Sie manövrieren zentimetergenau und setzen den Gasgriff beherrscht ein, um ihre Bikes mit gezielten Stößen zu steuern. Europas beste Piloten messen sich am 18. Januar in der Ingolstädter Saturn-Arena, beim 8. ADAC Hallen-Trial.
Dann müssen sie ihr Können innerhalb von sechs Aufgaben, den sogenannten Sektionen, unter Beweis stellen. Das Wichtigste dabei ist: Sie sollten mit den Füßen ausschließlich ihr Motorrad berühren, sonst kassieren sie Strafpunkte, welche gute Leistungen zunichtemachen können.
„Grundsätzlich gilt: Ein bisschen Anzupfen am Gas wirkt sich heftig aus. Man muss schon ein feines Gespür haben, um das Vorderrad exakt anzuheben oder den passenden Sprung auszulösen.“ So antwortete einmal Franz Kadlec auf die Frage, wie man denn mit einem Motorrad über die gewaltigen, mitunter klar über zwei Meter hohen Hindernisse kommt. In der Saturn-Arena war er immer der Liebling der Fans – weil Kadlec meistens der einzige Bayer im Feld war und weil er stets ganz vorne mitfuhr. Als „Dauerzweiter“ sicherte sich der Reichersbeurer vor zwei Jahren endlich den Sieg – bei seinem Abschied.
Der amtierende Weltmeister kommt
Mit Kadlec mitzufiebern, wird also im kommenden Januar nicht mehr möglich sein, was auch Stefan Behr bedauert. „Schade, dass wir diesmal keinen Lokalmatador im Feld haben, aber es gibt vielversprechende Talente, die vielleicht schon beim nächsten Mal dabei sind“, erklärt der Organisationsleiter aus Neuburg und ergänzt sogleich: „Wir haben jedoch richtig coole Burschen am Start.“ Wer die Erfolge der zehn Teilnehmer studiert, dem wird klar, was Behr meint: Mit George Hemingway wird der amtierende 125 ccm-Weltmeister aus England anreisen. Hemingway? Mancher Hallen-Trial-Stammbesucher erinnert sich an den Namen. „Letztes Mal ist der große Bruder bei uns gefahren“, klärt Behr auf.
Dann konnten die Organisatoren noch einen Vize-Europameister anheuern: Milosz Zyznowski kommt aus Polen und auch auf den Norweger Jarand Gunvaldsen hält Behr große Stücke. Noé Pretalli ist neunfacher Schweizer Meister, wobei mit David Fabián auch der Champion aus Tschechien antritt. Die fünf einheimischen Starter mussten sich über die Deutsche Meisterschaft qualifizieren. Diese sind: Rodney Bereiter, Paul Reumschüssel, Hendrik Binder, sowie das Brüderpaar Jonathan und Johannes Heidel.
„Ingolstädter Hallenkönig“ wird gesucht
Kommt man als Neubesucher in die Arena und wirft einen ersten Blick auf die gestapelten Kanalrohre oder die riesigen Metall-Buchstaben, dann fragt man sich: „Was soll man hier mit einem Motorrad anfangen?“ Spontan fällt einem vielleicht die Fernsehsendung „Wetten …dass?“ ein, bei der das vermeintlich Unmögliche irgendwie doch irgendwie geschafft wird. Und in diesem Sinne ist das Spektakel in Ingolstadt schon fast zum Klassiker geworden, welchen die Veranstalter auch gar nicht „neu erfinden“ wollen, wie Behr klarstellt: „Wir werden aus den vorhandenen Modulen neue Formationen basteln, um wieder das ideale Schwierigkeitslevel zu finden.“
Denn das sei höchst knifflig: Die Teilnehmer einerseits zu fordern, sich aber andererseits auch kein unüberwindbares Labyrinth auszudenken, welches kein Starter mehr meistert. Dabei werden die Sektionen für die insgesamt zehn Zweirad-Artisten mal länger und mal weniger lange dauern.
Der Modus gibt vor, dass diejenigen, die die meisten Strafzähler auf der Anzeigentafel stehen haben, nach und nach ausscheiden. Die letzten vier Top-Piloten ermitteln dann zum Schluss den „Ingolstädter Hallenkönig“. Es versteht sich von selbst, dass der Schwierigkeitsgrad von Prüfung zu Prüfung steigt – und das Balance- sowie das Feingefühl am Gashebel auf eine immer härtere Probe gestellt wird.
DK
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