Ingolstadt
Tausende Audi-Fahrzeuge weg: Aufstellfläche im Weiherfeld ist geleert

Wenn der Bebauungsplan steht, soll Gewerbe angesiedelt werden

31.05.2022 | Stand 22.09.2023, 22:42 Uhr

Freifläche: Der große Parkplatz im Weiherfeld, der in den vergangenen Jahren meist dicht mit Audi-Fahrzeugen belegt war...

Von Johannes Hauser

So einen Parkplatz wünscht sich mancher Ingolstädter innerhalb der Stadtmauern: Fast neun Hektar groß ist das Areal im Weiherfeld, auf dem in den vergangenen Jahren tausende Audi abgestellt waren – viermal so groß wie der Volksfestplatz. Seit wenigen Wochen ist der Parkplatz leer.

Das Areal „Weiherfeld Ost“ mit der Flurnummer 553 gehört der IFG. Es gab bereits etliche Pläne mit dem Grundstück (siehe Kasten) und auch die Nutzung als geschotterte Aufstellfläche für die Autoindustrie sei nur eine „Zwischenlösung“ gewesen, erklärt der IFG-Vorstand und Wirtschaftsreferent der Stadt, Georg Rosenfeld. Am 31. März sei der Vertrag zur Nutzung als Parkplatz ausgelaufen. Jetzt wird der Schotter entfernt. Läuft alles nach Plan, ist das Ende September erledigt. Über kurz oder lang soll das Areal dann bebaut werden. Dazu bedarf es allerdings eines Bebauungsplans, der derzeit erarbeitet wird. Bis er fertig ist, kann es allerdings noch dauern. Rosenfeld rechnet mit bis zu zwei Jahren. Wie das Areal bis dahin genutzt wird, steht noch nicht fest – womöglich als Blühfläche und ökologischer Lebensraum.

Warten auf die Pläne für die B16

Eine Unwägbarkeit bei der Aufstellung eines Bebauungsplans im Weiherfeld sind die Ausbaupläne für die B16, die direkt an dem ehemaligen Parkplatz vorbeiführt. Die Diskussionen, wie breit die Straße eines Tages sein wird, sind noch in vollem Gange. Von dieser Entscheidung hängt ab, wie viel der anliegenden Fläche dem Straßenbauprojekt zugeschlagen wird. Auch die Verkehrsanbindung des Gebiets ist ein Thema.

Sicher ist, dass auf dem Areal Unternehmen angesiedelt werden sollen. Der Bedarf an Gewerbeflächen in Ingolstadt ist immens. „Laut der Wirtschaftsstrukturanalyse brauchen wir alleine 50 Hektar, um den Bedarf von Ingolstädter Unternehmen zu decken“, erklärt Rosenfeld. Entsprechend müssen Ausgleichsflächen gefunden und ausgewiesen werden. Das sei derzeit aber noch kein Problem, versichert Rosenfeld.

Zu den Ausbauplänen hiesiger Firmen kommen zahlreiche Anfragen auswärtiger Unternehmen, die sich in Ingolstadt und Umgebung niederlassen wollen. Der Austausch mit den umliegenden Kreisen über ein gemeinsames Entwicklungskonzept sei deswegen unverzichtbar. Wie beim Wohnungsbau wird aber auch bei gewerblichen Projekten Nachverdichtung nötig werden, so Rosenfeld. Außerdem müsse es auch bei Firmen- und Produktionsgebäuden – wo das möglich ist – zunehmend in die Höhe gehen und nicht mehr in die Fläche.

Neues Vergabeverfahren: Der Preis ist nicht alles

Auch wenn Platz ein zunehmend knappes Gut in und um Ingolstadt ist, wird künftig nicht automatisch das Unternehmen den Zuschlag bekommen, das den höchsten Preis bezahlt. 2020 beschloss der Stadtrat ein so genanntes Konzeptvergabeverfahren. Seitdem wird der Preis, den die Stadt oder die IFG für eine Fläche erzielt, nur noch mit rund einem Drittel in die Entscheidung einbezogen. Wichtiger ist das Konzept eines gewerblichen Vorhabens. Dabei werden ökonomische, ökologische und soziale Aspekte bewertet. Bei Gewerbeansiedlungen sind das der Arbeitsmarkt, die Wirtschafts- und Innovationskraft sowie der Umweltschutz und das bauliche Vorhaben. Bei der Stadt erhofft man sich dadurch auch einen Innovationsschub. Mit einem zukunftsträchtigen Konzept können so auch kleinere und mittelständische Unternehmen, die nicht über die wirtschaftlichen Mittel eines Großkonzerns verfügen, zum Zuge kommen. Die Konkurrenz um wertvolles Bauland kann in Ingolstadt also nicht mehr nur über den Geldbeutel ausgestochen werden.

Es gab schon viele Pläne für Flurnummer 553

Für die Erweiterung des Gewerbegebiets Weiherfeld hat die Stadt entlang der B16 immer wieder landwirtschaftliche Flächen angekauft. Aber auch der Freistaat hatte Anfang der 1990er Jahre Pläne an dieser Stelle. Auf Flurnummer 553 sollte eine Justizvollzugsanstalt errichtet werden. Um die Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern nicht zu verkomplizieren, wurde vereinbart, die Stadt werde sich auch um den Kauf dieses Areals bemühen und die Fläche dann zum Selbstkostenpreis an den Freistaat weiterverkaufen. Dies geschah am 13. Juli 1995.

Sollten die Pläne für ein Gefängnis allerdings platzen – so war es zwischen der Stadt und dem Freistaat vereinbart – werde das Areal wieder an die Stadt gehen. Und so kam es auch. Am 1. September 2015 erreichte die schriftliche Bestätigung aus München das Rathaus, die Pläne für eine JVA würden nicht weiter verfolgt. 553 ging wieder an Ingolstadt.

Das war offenbar das Ergebnis eines Deals zwischen der Stadt und dem Freistaat. Ingolstadt und der Kreis Manching akzeptierten das Anker-Zentrum für Asylsuchende in der Max-Immelmann-Kaserne für zehn Jahre, dafür werde das Gefängnis nicht gebaut. Am 30. Dezember 2015 wurde der über 20 Jahre alte Kaufvertrag rückabgewickelt, seit 24. Februar 2016 gehört das Gelände damit wieder der IFG.

Interessenten für das Areal direkt an der B 16 gab es einige. Lange wurde mit dem Möbelkonzern Ikea verhandelt. Im April 2018 platzen diese Pläne. Eine „Änderung der Unternehmensstrategie“ von Ikea aber wohl auch der Preis für das Areal haben den Plan zunichte gemacht, hieß es damals.

Zwischenzeitlich wurde das Areal an einen Logistiker der Scherm Gruppe verpachtet, der es wiederum Audi als Aufstellfläche zur Verfügung stellte. Dieser Vertrag ist nun ausgelaufen. Bis der Bebauungsplan steht, wird es noch dauern. Mag sein, dass auf 553 bald wieder Blumen blühen. Zumindest bis die nächsten Bauvorhaben Gestalt annehmen.

DK