Fast jeden Morgen fährt Ernst H. (Name geändert) auf dem Weg zur Arbeit an der Shell-Tankstelle in der Pascalstraße in Ingolstadt vorbei. Und immer wieder muss er sich über enorme Müllberge auf dem angrenzenden Parkplatz ärgern.
Von leeren Plastikflaschen über Kartonagenresten bis hin zu ganzen Müllsäcken und sogar gelegentlich Autoreifen häuft sich dort alles an, was Lkw-Fahrer und Spediteure loswerden wollen. Ernst H. hat sich schon mehrmals bei verschiedenen Stellen beschwert und auf die Umweltverschmutzung aufmerksam gemacht – doch niemand fühlt sich zuständig.
„Es schaut da aus – sowas kenne ich von Ingolstadt nicht“, moniert der 60-jährige Audianer. Auch wenn die Mülleimer auf dem Parkplatz regelmäßig geleert würden, sammle sich der Abfall dort monatelang an. ‚Mülldeponie‘ nennt es der Ingolstädter: „Das ist mir schon lange ein Dorn im Auge.“ Bereits im März vergangenen Jahres ist er deswegen nicht nur bei dem Tankstellenbetreiber, sondern auch beim Audi-Umweltschutz und bei der Stadt vorstellig geworden. Aber: „Niemand fühlte sich zuständig“, so Ernst H.
Der Müll wird einfach aus dem Fenster geworfen
Alois Zrenner, Betreiber der Shell-Tankstelle, kennt das lästige Thema: „Wir sind die Leidtragenden, obwohl uns der Parkplatz gar nicht gehört.“ Der ganze Abfall macht ihm nicht nur Ärger mit den Kunden, die ihn regelmäßig darauf ansprechen, sondern auch mit Ratten auf dem Parkplatz. Das kommt bei den Gästen seines Speiselokals in der Tankstelle natürlich nicht so gut an. „Wir haben für die Ratten extra jemanden, der alle zwei Wochen kommt und Köder auslegt“, so Zrenner. „Wir wollen es einfach nur sauber haben.“
Aber woher kommen denn die Müllberge? – Von den Kurierfahrern und Spediteuren, da sind sich Ernst H. und Alois Zrenner einig. „Die lassen die Fensterscheibe runter und schmeißen den Müll raus“, erzählt der Tankstellenbetreiber. „Die überbrücken dort ihre Wochenenden, bis sie am Montag oder Dienstag abgeladen werden“, weiß auch der 60-jährige Audi-Mitarbeiter.
Und wer ist denn nun zuständig für den Parkplatz und muss ihn sauber halten? Laut Zrenner ist die IFG dafür verantwortlich. Der Ansprechpartner des Kommunalunternehmens Markus Eder weist das jedoch zurück. Die IFG sei zwar zuständig für 13 Parkeinrichtungen in Ingolstadt, darunter auch die Parkflächen des GVZ – aber: „Der Parkplatz ist öffentlich gewidmet und fällt somit in die Zuständigkeit der Stadt“, so Eder. Aber auch er weiß nicht, wer genauer Ansprechpartner bei der Stadtverwaltung und verantwortlich für das Niemandsland ist. „Das hängt so zwischen den Abteilungen.“
„Das ist ein einziges Kompetenzgerangel“
Was Eder über den verschmutzen Parkplatz an der Ecke Pascalstraße/Dr.-Ludwig-Kraus-Straße jedoch sicher weiß: „Das ist nicht Ingolstadts Standard.“ Er habe schon mehrere Mails geschrieben, um das Problem anzugehen – aber es tut und tut sich nichts. „Das ist ein einziges Kompetenzgerangel“, sagt er. Niemand fühle sich verpflichtet – der Parkplatz ist wohl der blinde Fleck der Stadtverwaltung. Trotz allem muss Eder dann aber doch etwas lachen: „Ich hab’ ja nur darauf gewartet, dass sich deswegen irgendwann die Presse meldet.“
Auf Nachfrage bekommt der DK von der Stadtverwaltung folgende Antwort: „Das Problem zunehmender Vermüllung auf dem Lkw-Parkplatz an der Dr.-Ludwig-Kraus-Straße am Rande des GVZ ist bekannt, weitere Maßnahmen sind derzeit in Abstimmung.“ Das Problem sei leider bundesweit verbreitet. Der öffentlich gewidmete Parkplatz in Ingolstadt werde von den Ingolstädter Kommunalbetrieben (INKB) im Rahmen der Straßenreinigung in regelmäßigen Abständen gesäubert. Jedoch sei zu beobachten, dass die aufgestellten Müllbehälter häufig nicht genutzt werden und Abfälle auf dem gesamten Parkplatz entsorgt werden, so die Stadtverwaltung. Eben auch auf den Grünstreifen, wo sich der Müll zu regelrechten Bergen anhäuft.
„Für die Pflege der angrenzenden Grünanlagen ist das Gartenamt zuständig“, so die Stadt in ihrer Stellungnahme weiter. Damit wäre also endlich die Frage nach der Zuständigkeit und Verantwortung für die Säuberung geklärt. Und was will man gegen das Problem jetzt tun? „Nachdem die Verschmutzungen in letzter Zeit zunehmen, läuft derzeit die Abstimmung zwischen Tiefbauamt, Gartenamt und INKB, wie dem begegnet werden kann.“ Die Stadt nennt in diesem Zusammenhang konkrete Maßnahmen wie beispielsweise die Erhöhung der Reinigungsintervalle oder das Aufstellen zusätzlicher Müllbehälter.
