Der Bundessprecher der Alternative für Deutschland (AfD), Tino Chrupalla, ist laut seiner Partei bei einer Kundgebung in Ingolstadt angegriffen worden. Die Polizei bat am Abend um Hinweise – und insbesondere Videomaterial.
Am Nachmittag fand auf dem Ingolstädter Theaterplatz eine Wahlkampfveranstaltung der Partei AfD statt. „Gegen 16:30 Uhr, noch vor Beginn seines Redebeitrags, musste der Bundestagsabgeordnete Tino Chrupalla hinter der Bühne medizinisch versorgt werden“, teilte die Polizei am Abend mit.
Der Politiker wurde im Anschluss in ein Krankenhaus gebracht, wobei nach Angaben der Beamten „eine offensichtliche Verletzung zu diesem Zeitpunkt nicht erkennbar war“. Nach aktuellem Ermittlungsstand gebe es auch keine Hinweise auf einen Angriff, hieß es am Abend.
Chrupalla wird nach Angaben seines Büros intensivmedizinisch betreut
AfD-Chef Tino Chrupalla wird nach Angaben seines Büros intensivmedizinisch überwacht. „Herr Chrupalla wurde in einer Klinik eingehend untersucht. Er ist den Umständen entsprechend stabil und wird die kommende Nacht intensivmedizinisch überwacht“, sagte ein Sprecher am späten Mittwochabend der Deutschen Presse-Agentur.
Chrupalla sei ansprechbar. Dies sei alles, was man dazu aktuell veröffentlichen könne, fügte er auf Nachfrage hinzu. Auch Angaben dazu, was sich genau am Rande der Wahlkampfveranstaltung in Ingolstadt am Mittwochnachmittag ereignet haben könnte, machte er nicht und verwies auf die laufenden Ermittlungen der Polizei.
Kripo ermittelt
Ein Sprecher der bayerischen AfD-Landtagsfraktion sagte, kurz vor Chrupallas Rede sei es in einer Menschenmenge zu einem Vorfall gekommen. Um die näheren Umstände dieses medizinischen Vorfalls abzuklären, wurden die weiteren Ermittlungen durch die Kriminalpolizeiinspektion Ingolstadt übernommen. Besucherinnen und Besucher, die im Umfeld der genannten Veranstaltung Fotos oder Videos gefertigt haben, werden gebeten, diese der Polizei zur Verfügung zu stellen. Hierzu wurde ein sogenanntes Uploadportal eingerichtet, das hier aufgerufen werden kann.
Weidel verzichtete auf öffentlichen Auftritt
Der 48-Jährige Sachse Chrupalla steht seit knapp vier Jahren an der Spitze der AfD. Zunächst führte er die Partei gemeinsam mit Jörg Meuthen, der Anfang 2022 aus der AfD austrat. Seit Juni 2022 bilden Chrupalla und Alice Weidel das Führungsduo der Partei. Sie sind außerdem Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion. Weidel hatte am Dienstag, dem Tag der Deutschen Einheit, auf einen geplanten öffentlichen Auftritt im bayerisch-thüringischen Grenzort Mödlareuth verzichtet. Ein Sprecher hatte gesagt, es habe am vorletzten Wochenende einen „sicherheitsrelevanten Vorfall“ gegeben.
„Frau Weidel und ihre Familie wurden von Sicherheitsbehörden aus ihrer privaten Wohnung an einen sicheren Ort verbracht, da sich Hinweise verdichtet hatten, die auf einen Anschlag auf ihre Familie hindeuteten“, hatte er auf Anfrage gesagt. Ein Sprecher der Polizei Schwyz in der Innerschweiz bestätigte dem Sender SRF am Mittwoch einen Polizei-Einsatz in dieser Angelegenheit am 23. September. Zur Art des Einsatzes wollte er nichts sagen.
Häusliche Umgebung von Weidel „mutmaßliches Anschlagsziel“
Am Mittwoch wurde bekannt, dass Weidel sich aktuell auf Mallorca aufhält. Ihr Sprecher Daniel Tapp bestätigte einen „Spiegel“-Bericht, wonach Weidel am Dienstag, dem Tag der Deutschen Einheit, in einer Ortschaft an der mallorquinischen Ostküste in einem Strandrestaurant gesehen wurde, gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin. „Nach dem, für die gesamte Familie, sehr aufrührenden Ereignis vom 23. September, ist sie mit ihrer Lebensgefährtin und den Kindern der Empfehlung gefolgt, einige Zeit ihrer häuslichen Umgebung fernzubleiben, welche ein mutmaßliches Anschlagsziel war“, sagte Tapp.
Bei der Veranstaltung in Mödlareuth hatte ein Redner behauptet, Weidel sei in einem sogenannten Safe House und dürfe dieses momentan nicht verlassen. Das ist nach Angaben ihres Sprechers nicht korrekt. Auf die Frage, wie der Aufenthalt auf Mallorca mit einem möglicherweise durch die Videobotschaft entstandenen Eindruck zusammenpasse, dass es aktuell am Tag der Deutschen Einheit eine Bedrohungslage für Weidel gegeben habe, sagte Tapp: „Man kann sich wahrscheinlich schwer vorstellen, was es mit einer Familie macht, wenn man unter Polizeischutz sein Zuhause verlassen muss.“ Das habe Weidel dazu bewogen, „einige Tage mit ihrer Familie in Ruhe und relativer Abgeschiedenheit zu verbringen“. Weidel hält sich demnach seit Sonntag auf Mallorca auf und will in den nächsten Tagen zurückkehren.
− che/dpa
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