Reichertshofen
Weniger Verpackungsmüll, mehr Nachhaltigkeit

Andrea Fehringer eröffnet den ersten Unverpackt-Laden in Reichertshofen

06.09.2021 | Stand 10.09.2021, 3:33 Uhr
Nach Annona, der römischen Göttin der Ernte, hat Andrea Fehringer ihren Unverpackt-Laden in Reichertshofen benannt. Nächste Woche ist am Donnerstag Eröffnung. −Foto: Vogl

Reichertshofen - In der Freiherr-von-Mayr-Straße erwartet die Kunden ab Donnerstag, 9. September, jede Menge Produkte - aber ohne Verpackungen.

Die 49-jährige Inhaberin Andrea Fehringer setzt auf diesen Trend.

Viele Monate Planung, zahlreiche Bestellungen und unzählige Gespräche liegen hinter ihr. Und jetzt? "Gscheid aufgeregt" ist sie, wie sie im Gespräch schmunzelnd verrät. "Annona" heißt ihr neues Geschäft, nach der römischen Göttin der Fruchtbarkeit und der Ernte.

Reichertshofen sei auf alle Fälle prädestiniert für einen Unverpackt-Laden, meint Fehringer. "Weil es hier sowas noch nicht gibt. " Der nächste Unverpackt-Laden findet sich in Ingolstadt. Wie die meisten Läden dieser Art gehört auch Andrea Fehringers Geschäft dem deutschen Unverpackt-Verband an. Auf die Beine gestellt hat sie aber alles in Eigenregie, mit tatkräftiger Unterstützung ihrer Familie.

Das Bewusstsein, Verpackung zu vermeiden, nehme in der Bevölkerung zu, hat Andrea Fehringer festgestellt. Sie selbst bemerkte irgendwann, dass nach jedem Einkauf ein "Riesenberg von Müll" übrig bleibt. Als sie einen Fernsehbeitrag darüber gesehen hat, dass jeder Deutsche wöchentlich Mikroplastik in der Größe einer Kreditkarte zu sich nimmt, fand sie das "sehr bedenklich".

Die Zahl beruht übrigens auf einer Studie der University of Newcastle in Australien, die 2019 im Auftrag des WWF stattgefunden hatte. Wörtlich heißt es dort: "Menschen nehmen pro Woche im globalen Durchschnitt bis zu fünf Gramm Mikroplastik auf - das entspricht etwa dem Gewicht einer Kreditkarte". Fehringer begann danach, sich nach Unverpackt-Läden in der Region umzuschauen und stellte fest: "Das gefällt mir, das will ich auch machen. "

Wichtig für Laden-Gründer sind Kenntnisse über Hygiene-Vorgaben, Erfahrungen im Einzelhandel oder auch Wissen in Betriebswirtschaft. Das alles bringt Andrea Fehringer mit. Sie ist eigentlich gelernte Apothekenhelferin, hat aber auch lange bei der Bäckerei Hackner in Reichertshofen gearbeitet. Bei ihren Produkten legt sie Wert auf Regionalität, soweit möglich: "Die handgesiedete Seife kommt aus Irgertsheim, unsere Öle aus dem Altmühltal und unsere Wechselzahnbürsten aus Bambus werden in Gaimersheim hergestellt. Was man hier kriegt, nehmen wir auch von hier. "

Andrea Fehringer nennt noch einen weiteren Aspekt, der für Unverpackt-Läden spricht: Sie ermöglichen einen bedarfsgerechten Einkauf und reduzieren die Lebensmittelverschwendung. Fehringer: "Man geht bewusster zum Einkaufen, fragt sich bereits vorher, was man wirklich braucht. " Außerdem könne man alle Waren auch in kleinen Mengen kaufen. Die Kunden sollten dafür leere Tupperdosen, leere Flaschen oder Leinensackerl mitbringen. Das Transportgefäß wird extra gewogen, bezahlt wird am Ende nur die Ware.

Bisher sei die Resonanz in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis auf die Idee überwiegend positiv, sagt Fehringer. "Ich denke schon, dass Bedarf da ist. " Zusammenfassend meint sie: "Wenn viele Leute viele kleine Schritte machen, dann kann man im Großen schon etwas bewirken. " Der neue Unverpackt-Laden Annona hat von Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr geöffnet.

vov