Ingolstadt
"Wir agieren umweltschonend"

Kelheimer Grüne fordern Verbot auf der Donau: Mailinger Flößer halten Vorwürfe für unbegründet

28.08.2021 | Stand 23.09.2023, 20:33 Uhr
Timo Schoch
Floßfahrten sind eine Gaudi. Schaden sie aber auch der Natur? Ein Kelheimer Stadtrat der Grünen fordert ein Verbot. −Foto: privat

Ingolstadt/Kelheim - Seit rund 35 Jahren betreiben Sigrid und Leonhard Birner aus dem Ingolstädter Stadtteil Mailing das Unternehmen "Bayernfloßfahrten". Mit ihren nicht motorisierten Flößen wollen sie die jahrhundertealte Tradition ihren Gästen und Kunden näherbringen. Nun setzen sich Grünen-Politiker des Kelheimer Stadtrats für ein Verbot der Floßfahrten ein.

Leonhard Birner kann fast endlos über die Geschichte und Traditionen der Floßfahrten auf der Donau erzählen. So seien beispielsweise im 17. und 18. Jahrhundert die Flöße auch genutzt worden, um Personen zu befördern, erklärt er. Mit dem Ausbau der Eisenbahn und der zunehmenden Industrialisierung wurde die Flößerei für den Warentransport im vergangenen Jahrhundert nach und nach unrentabel.

So wurde schließlich Mitte des 20. Jahrhunderts die Floßfahrt auf der Donau ganz eingestellt. Seit nun 35 Jahren lässt Birner zusammen mit seiner Frau und einem kleinen Team die Tradition der Floßfahrten auf der Donau wieder aufleben.
Vom Start in Vohburg führt die Strecke vorbei an römischen Zeugnissen, naturbelassenen Auenlandschaften bis zum geografisch bedeutenden Monument der Weltenburger Enge und dem imposanten Bauwerk des Weltenburger Klosters als Zielort.

Aber nun macht sich die Grünen-Fraktion im Kelheimer Stadtrat für ein Verbot der Floßfahrten stark. "Seit dem Jahr 2020 ist die Weltenburger Enge das erste nationale Naturmonument Bayerns", sagt Christian Rank von den "Grünen". Er zitiert dabei aus der Verordnung: "In diesem Gebiet sind alle Handlungen verboten, die zu einer Zerstörung, Beschädigung oder Veränderung des nationalen Naturmonuments oder seiner Bestandteile oder einer nachhaltigen Störung führen können", sagt er. So seien die Lebensräume von Tieren und Pflanzen schützenswert. Dazu käme noch der Lärm: "Andere Erholungssuchende dürfen beim Erleben der Naturerscheinung durch akustische Maßnahmen, Tonübertragungs- und Tonwiedergabegeräte nicht unverhältnismäßig gestört werden", zählt Rank weiter aus der Verordnung auf.
Für das Ehepaar Birner sind dies Worte, die sie nicht verstehen können. Denn ihre Floßfahrten seien nachhaltig, umweltschonend und genau deshalb seien diese Punkte zentraler Bestandteil der Unternehmensphilosophie. "Ein Holzfloß fährt vollkommen emissionsfrei, wird nur mit Muskelkraft und unter Berücksichtigung der Strömung und Drift auf dem Fluss bewegt", sagt Leonhard Birner, Geschäftsführer von "Bayernfloßfahrten" mit Sitz in Mailing. "Es gibt am Floß keinen Motor und daher keinerlei Abgase. Wir verwenden Mehrweggeschirr, welches Müll vermeidet, und im Naturschutzgebiet spielen wir überhaupt keine Musik." Auch die Argumente, sie würden beim Anlanden der Flöße das Ufer beschädigen, wäre nicht korrekt. "Das Floß bewegt sich während der Fahrt im tiefen Strömungsbereich der Donau und hält Abstand zu Kiesbänken und Untiefen", sagt Birner. "Würden wir in Bereichen zu flachen Gewässers fahren, hätte wir die Gefahr, dass wir stecken bleiben."

Dazu dürften die Floßgäste nur an ausgewiesenen Anlegestellen wieder an Land, wodurch eine kontrollierte Besucherlenkung gewährleistet sei. "Tatsache ist, dass die Flöße beim Anlanden die ganze Kiesbank umfahren und den Strand gar nicht erst berühren", sagt Birner. "Das Floß kommt also erst kurz vor der Fähre an Land und legt wie diese an einem festen Ort an."
So fänden die Floßfahrten nur unter strengsten behördlichen Auflagen und Kontrollen des Freistaates Bayern, mehrerer Landkreise, den Naturschutzbehörden, des Wasserwirtschaftsamtes, der Fischereiverbände und des TÜVs statt. "Das Genehmigungsverfahren ist entsprechend aufwändig und dauert circa ein bis eineinhalb Jahre", sagt Birner. So sei die Genehmigung auf drei Jahre befristet. "Die Genehmigungen wurden nach Prüfung und Abwägung aller relevanten Belange unter entsprechenden Nebenbestimmungen erteilt", sagt auch Sonja Endl von der Pressestelle des Landratsamts Kelheim stellvertretend für die anderen beteiligten Behörden.

Alles in Ordnung also? Oder gab es in anderen Städten ähnliche Probleme? Die Stadt Vohburg - der Einstiegsstelle von "Bayernfloßfahrten" - sieht ebenfalls keine Probleme: "Wir haben nichts dagegen. Es gab noch nie Beschwerden", sagt Markus Moßner vom Ordnungsamt der Stadt.
Christian Rank von den Kelheimer Grünen will es dabei nicht belassen. Er will weiterkämpfen. Für ein Verbot. Doch auch das Ehepaar Birner wird dagegenhalten. Schließlich gibt es so viele besondere Dinge über die Floßfahrt auf der Donau zu erzählen und kennenzulernen. Und diese Tradition wollen sie mit ihren Floßfahrten aufrechterhalten.

DK

Timo Schoch