Ingolstadt
Mit "Blended Learning" flexibel zum Abschluss

Im Ingolstädter bfz-Standort werden Umschulungen und Weiterbildungsmaßnahmen als Hybridkurse angeboten

20.08.2021 | Stand 24.08.2021, 3:33 Uhr
Hybrides Lernen am bfz: Auszubildende Christine Habermeier (l.) mit Lernprozessbegleiterin Eva Hacker. −Foto: Kaczynski

Ingolstadt - Nicht erst seit Corona kann man in den Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) in Ingolstadt Berufe nahezu rein virtuell erlernen.

Seit Ausbruch der Pandemie wird diese Ausbildungsform noch beliebter - vor allem aufgrund der großen Flexibilität, die das sogenannte Blended Learning bietet. In einer Mischung aus digitalen und Präsenzveranstaltungen kann man so in den bfz zahlreiche Abschlüsse durch Umschulungen, Weiterbildungsmaßnahmen oder andere Qualifikationen erreichen. Wie etwa zum von der IHK neu aufgesetzten Berufsbild des "Kaufmann*frau im E-Commerce", das erst zum zweiten Mal angeboten wird - für Teilnehmer aus ganz Bayern. Denn das "virtuelle Klassenzimmer" kann überall im Freistaat genutzt werden.

Über die bfz-eigene Videoplattform können die Teilnehmer im Unterricht Fragen stellen und mitarbeiten, Lernprozessbegleiter coachen die Schüler auch individuell und zuhause wird mit Lernvideos und weiteren Unterlagen der Stoff zusätzlich verinnerlicht. Praktika in Präsenzform vervollständigen den Weg zum Abschluss. Vorteil ist bei dieser Hybrid-Bildungsform vor allem die Flexibilität, genutzt wird sie häufig für den zweiten Bildungsweg von Erwachsenen, die aus verschiedenen Gründen eine neue Orientierung suchen. Absolviert werden die Schulungen in Teil- oder Vollzeit, viele Maßnahmen werden dabei von Kostenträgern wie der Agentur für Arbeit, dem Jobcenter oder Rentenversicherungsträgern nach vorherigen ausführlichen Tests der Kandidaten übernommen.

Ein Beispiel ist Christine Habermeier: Die 40-Jährige ist fünffache Mutter und möchte nun beruflich noch einmal durchstarten, nachdem sie Corona-bedingt arbeitslos geworden war. Ihre Umschulung zur Kauffrau im E-Commerce hat vor einigen Wochen begonnen und Habermeier ist durchweg zufrieden: "In der Pandemie ist der Wunsch nach einer fundierten Ausbildung gestiegen", sagt die Teilnehmerin, die bis dato wegen ihrer persönlichen Lebensumstände keine Lehre absolviert hat. "Ich habe mich für ein Teilzeitmodell mit einem Zeitrahmen von 36 Monaten entschieden, weil es anders wegen meiner Kinder überhaupt nicht machbar wäre", sagt Habermeier. "Sollte etwa ein erneuter Lockdown mit Homeschooling drohen oder eines der Kinder krank sein, kann ich meine Unterrichtsstunden komplett von zuhause aus bewältigen", freut sich die Auszubildende, deren Kinder zwischen 10 und 20 Jahre alt sind und teilweise selbst in entscheidenden Lebenssituationen wie Schulübertritt, Abschlussprüfung oder Beginn einer Lehre stecken. "Da könnte ich unmöglich eine Vollzeitausbildung in einer Firma absolvieren", erklärt die 40-Jährige, die auch mit den Lerninhalten sehr gut zurechtkommt: "Ich hatte bereits im Online-Marketing gearbeitet und Erfahrung mit Netzwerktechnik, da fiel die Wahl des Berufsbilds nicht schwer", meint Habermeier.

Auch wenn man schon länger nicht mehr die Schulbank gedrückt habe, komme man aufgrund der vielen Wiederholungen gut mit, freut sich die Auszubildende, die aber doch einen Kritikpunkt hat: Gerade im Umschulungsbereich sei es unglaublich schwierig, für die vorgeschriebenen Praktika geeignete Plätze in den Betrieben zu finden. "Viele Firmen stellen Umschüler automatisch in die asoziale oder bildungsschwache Ecke. Aber ich bin nicht dumm, ich habe nur ein Handicap - nämlich meine Kinder", meint die 40-Jährige nicht ohne Frust und hofft, dass ihre Bewerbungen bald Erfolg haben.

Dass man mit den Klassenkameraden und dem Dozenten nur virtuell in Kontakt tritt, stört Habermeier dagegen überhaupt nicht: "Für mich ist das eher ein Wellness-Programm, denn dann gibt es nur mich und keiner stört", schmunzelt sie. Auch Joachim Simbeck, Leiter des Bfz Ingolstadt, sieht das Format des "Blended Learning" als "Unterrichtsform der Zukunft": "Gerade während der Pandemie haben wir die Vorteile gesehen und viel dazugelernt. Und durch die bayernweite Vernetzung können wir nun nahezu jeden Wunsch erfüllen, während die Kurse an nur einem Standort oft nicht zusammenkommen würden. "

ska