Ingolstadt
Impfstreit zwischen Aiwanger und Söder: "Wir haben andere Probleme im Land"

FW-Politiker aus der Region äußern sich zur Diskussion in der Staatsregierung

04.08.2021 | Stand 08.08.2021, 3:33 Uhr
Hat derzeit wenig zum Lachen: Hubert Aiwanger - hier bei einem Besuch in Kösching - steht wegen seiner Impfskepsis immer stärker im Kreuzfeuer. −Foto: Hammer

Ingolstadt - Hubert Aiwanger und das Impfen.

 

Im Interview mit unserer Zeitung hat der Vorsitzende der Freien Wähler und bayerische Wirtschaftsminister seine Skepsis zur Corona-Impfung noch einmal bekräftigt: Er werde sich vorläufig weiterhin nicht impfen lassen. Wie tragen das seine Parteifreundinnen und -freunde mit? Wir haben uns bei örtlichen FW-Politikern umgehört.

 

Herbert Nerb

"Zuerst einmal grundsätzlich: Die Freien Wähler fischen nicht am rechten Rand. Aiwanger nicht und die anderen auch nicht", sagt Herbert Nerb, seit 2008 Bürgermeister in Manching und stellvertretender Kreisvorsitzender der FW im Landkreis Pfaffenhofen. Für den stellvertretenden Ministerpräsidenten gelte dasselbe Recht wie für alle anderen Bürgerinnen und Bürger auch: Sie können sich impfen lassen oder nicht. "Aber jetzt reicht es. Die sollen den Aiwanger in Ruhe lassen", fordert Nerb, der Aiwanger seit Jahren persönlich ganz gut kennt. Er warnt davor, dieses überaus wichtige Thema kaputt zu reden. "Söder und Aiwanger sollen jetzt endlich Ruhe geben", so Nerb weiter: "Wir haben wahrlich andere Probleme im Land."

 

Franz Appel

"Ich bin geimpft. Unsere ganze Familie ist geimpft", antwortet der neue Vorsitzende der Freien Wähler Ingolstadt, Franz Appel, auf die Frage zum Impfstreit zwischen Aiwanger und Söder. Und gibt damit auch gleich Antwort auf seine grundsätzliche Haltung zur Corona-Impfung. Er und, soweit er wisse, auch seine FW-Kollegen in Ingolstadt hielten die Impfung für "das Mittel der Wahl" im Kampf gegen die Pandemie. Die Frage sei aber: "Wie geht man mit Menschen um, die dem Impfen gegenüber skeptisch eingestellt sind. " Sich impfen oder auch nicht impfen zu lassen, sei eine freie Entscheidung. Man müsse als nicht Geimpfter dann allerdings die Konsequenzen tragen. Die Haltung Aiwangers als Wirtschaftsminister mit Vorbildfunktion bereite ihm schon "Bauchschmerzen". Ebenso, wenn der FW-Mann ausgerechnet von einem russischem Medium für seine Haltung gelobt werde. Zu den Gründen für Aiwangers Haltung will sich Appel kein Urteil erlauben. Sich allerdings auf diesen Streit mit einem "extremen Medienprofi" wie Markus Söder einzulassen, hält er für "sehr ungeschickt".

 

Gerd Risch

"Ganz glücklich bin ich nicht über Herrn Aiwangers Verhalten, auch wenn er grundsätzlich das gleiche Recht wie jeder Bundesbürger hat, sich für oder gegen eine Impfung zu entscheiden", sagt der Bürgermeister von Wettstetten, Gerd Risch. So lange es keine Impfpflicht gibt, stehe ihm das frei, auch als Politiker, so der FW-Mann. "Andererseits hat er natürlich schon eine Vorbildfunktion. " Wie das aktuell kommunikativ läuft, bewertet Risch allerdings problematisch, gerade auch im Blick auf die Koalition. "Aiwanger ist ständig in der Defensive, er hätte besser beizeiten Stellung bezogen gegen die Söderschen Vorwürfe", betont Risch. Der Rathauschef findet, dass "ein Austausch zwischen zwei erwachsenen Männern möglich sein" müsse, ohne dass das Thema auf so unschöne Art in der Öffentlichkeit breitgeschlagen wird.

peh/agw/rl