Ingolstadt
Überschwängliche Abschiedsfeier für Silvia Retzer: "Mama Fronhofer" verlässt ihre Kinder

Neue Schulleiterin wird Birgit Thielecke

26.07.2021 | Stand 23.09.2023, 19:57 Uhr
Taktsicher beim Sitz-Boogie: Silvia Retzer (M.) leitete bei ihrer Abschiedsfeier das Publikum energisch an. Links ihre Konrektorin und Nachfolgerin Birgit Thielecke, rechts die Kollegin Olga Peltier. Das Foto im Hintergrund zeigt Retzer als junge Lehrerin - ebenfalls bei einem Sitz-Boogie. −Foto: Eberl

Ingolstadt - Erst gibt das Kollegium alles und dann zieht es auch noch sämtliche Register.

Nach gut eineinhalb Stunden anhaltender Danksagung und Ehrerbietung für die zu verabschiedende Direktorin spielt die Regie ein aufwendig produziertes Video ein, in dem viele Lehrerinnen und Lehrer der Fronhofer-Realschule ausgelassen bis kindgerecht mitwirken: Flammende Actionszenen im Chemiesaal. Selbstironisch posierende Sportlehrer. Trikoloreselige Französisch-Professeurs (männlich, weiblich), die genüsslich Rotweingläser leeren. Stefan Winkelmeyr, schon Pensionist, lässig die Sonnenbrille abstreifend. Dazwischengeschnitten immer wieder Lehrer in Formation, die mit einer musicalfähigen Choreografie im Schulhaus schwingen - gekrönt von einem Drohnenflug über den Hausmeister, der heiter auf dem Dach der Realschule tanzt (ein Flachdach, immerhin). Am Ende: stürmischer Applaus. Für die Protagonisten des Films "FRI in motion". Aber für allem für die Frau, der er gewidmet ist: Silvia Retzer.

"Sie hat sich immervor die Kollegen gestellt. "

Die Landshuterin unterrichtet seit 1990 an der Fronhofer-Realschule Deutsch und Sport. 2014 wurde sie deren Leiterin. Jetzt geht Retzer - mittlerweile glückliche Großmutter - in den Ruhestand. Jedoch: Nach der herzlichen wie hochemotionalen Abschiedsgala, die ihre Schulfamilie in der korrekt gefüllten Aula zelebriert, müsste sie eigentlich noch fünf Jahre als Direktorin zugeben.

Silvia Retzer wird gelobt, was der Duden hergibt. Das Regelwerk des Deutschen pflege sie mit gebotener Strenge, erfährt das Publikum. Ein vorlauter Kollege soll seine Chefin gar mal eine "Kommahexe" geheißen haben. Birgit Thielecke, Retzers langjährige Stellvertreterin und designierte Nachfolgerin, würde so was gewiss nie sagen. Sie lässt die "liebe Silvia" als Chefin hochleben, "die sich immer vor die Kollegen gestellt hat". Sie sei eine Frau, "die lachen und weinen kann". Für alle Fälle: "Taschentücher liegen unter einem Stuhl", sagt Thieleke vorahnungsvoll. Die werden später noch gebraucht.

950 Schülerinnen und Schülergehen in 36 Klassen

Ernst Fischer, Ministerialbeauftragter für die Realschulen in Oberbayern-West und auch bald Pensionär, hat bei 82 Realschulen in seinem Gäu schon viele ins Amt eingeführt und verabschiedet. In der Fronho-fer erlebe er immer "besonders kreative Präsentationen", hebt er hervor. Fischer nennt Retzer die "Mama der Schule" - ein Prädikat, das in der bayerischen Schulverwaltung nicht direkt zum Standard gehört.

950 Schülerinnen und Schüler in 36 Klassen sprächen für das "hohe Ansehen" der Fronhofer-Realschule, sagt Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll. "Wobei Ihnen einige weniger sicher lieber wären. " "Sie lassen echten Teamgeist walten! " Die Schulleiterin sei "bekannt für ihre Beharrlichkeit" und habe die Stadtverwaltung "immer wieder gefordert".

So etwa wenig später, als Retzer am Rednerpult kund tut: So schön und toll ausgestattet das 2013 bezogene Schulhaus auch sei, "ein stabiles WLAN würde uns noch freuen". Applaus.

Evelyn von Eesbeeck, die Elternbeiratssprecherin, und die Vorsitzende des Fördervereins, Ursula Harpf, setzen die Laudationes fort, berichten etwa von Retzers innerer Ruhe. Die Schülersprecherinnen Pauline Rieger und Amelie von Wolff danken ihrer Schulleiterin und Deutschlehrerin. Das "blühende Schulleben" sei zu einem großen Teil Retzers Verdienst.

Die Personalräte Andrea Diepold und Thomas Maget erzählen, wie "unerschrocken" ihre Chefin stets gewesen sei, "auch gegenüber dem Kultusministerium". Einen Satz wiederholen sie wie einen Refrain des Bedauerns: "Jetzt ist sie weg - und wir werden sie sehr vermissen. "

Eva-Maria Brosche (Klavier) und Josef Ertl (Klavier, Saxofon) musizieren hochklassig. Beim Sitz-Boogie, einem "Kulturgut der Fronhofer", so die Lehrerin Olga Peltier, machen alle in der Aula fröhlich mit, gestikulieren und recken sich zur Musik.

Zum Schluss spricht Silvia Retzer als "Mama Fronhofer": "Meine lieben Kinder - Schüler und Lehrer - das habt ihr toll gemacht! " Und einige Tränen später verspricht sie: "Ich bleibe immer eure Mama. "

DK

Christian Silvester