Ingolstadt
Corona-Impfung im Bus

Auch Ingolstadt setzt jetzt auf niederschwellige Angebote - bislang aber nur als Versuchsballon

17.07.2021 | Stand 23.09.2023, 19:49 Uhr
Den Impfbus des BRK am Westpark nutzt Edward Ayileke für seine Erstimpfung.  Das Vakzin bekam er von Impfärztin Friederike Lutz verabreicht. −Foto: Stückle

Ingolstadt - Der große Ansturm bleibt aus. Die Zahl derer, die am Freitag zum Impfbus des BRK auf dem Westpark-Parkplatz kommen, hält sich in Grenzen.

Etwa 45 Impfwillige nutzen das Angebot, sich vor dem Einkaufszentrum ohne Termin gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Gespritzt wird hauptsächlich das Vakzin von Biontech, für über 60-Jährige gibt es wahlweise auch Astrazeneca. Der mRNA-Impfstoff von Moderna kann mobil nicht genutzt werden. "Er ist nach dem Auftauen nicht transportfähig", erklärt BRK-Kreisgeschäftsführer Fierat Avutan.

Der Erste ist schon eine halbe Stunde vor Beginn der mobilen Impfaktion da. Da wird im Impfmobil, das wie ein Mini-Impfzentrum über einen Check-in und einen Check-out verfügt, aber noch vorbereitet. Geimpft wird der Mann erst um 12 Uhr. Bis 19 Uhr steht der Kleinbus an diesem Tag vor dem Einkaufszentrum. "Die Hemmschwelle ist viel niedriger als im Impfzentrum", sagt Westpark-Manager Frank Hausschmid. Er hätte das Impfmobil gerne als feste Einrichtung, an frequenzstarken Tagen. Ob es so kommt, ist unklar. Bislang ist es erst einmal ein auf diesen Freitag beschränkter Versuchsballon.

In den ersten anderthalb Stunden nutzen das Angebot nur eine Hand voll Leute. Genügend Impfstoff wäre da. Sollten die etwa 50 Impfdosen ausgehen, wäre Nachschub schnell besorgt. Aber dieses Problem stellt sich beim ersten Ingolstädter Impfbus-Einsatz nicht.

Kurz nach 13.30 Uhr steuert Edward Ayileke den Impfbus an. Der 36-Jährige lebt in Ingolstadt und ist froh über das Angebot, von dem er in der Zeitung gelesen hat. Er habe in seinem Alter ja sonst kaum eine Chance, die Impfung zu erhalten, sagt er auf Englisch. Obwohl die Impf-Priorisierung längst aufgehoben ist, warten immer noch viele jüngere Menschen auf einen Termin. Zuerst muss Ayileke einen Zettel ausfüllen, wird gefragt nach Allergien und Unverträglichkeiten, genau wie bei einer Impfung im Impfzentrum oder beim Arzt. Ob er am nächsten Tag etwas Besonderes vorhat, will Impfärztin Friederike Lutz wissen. "Fußballspielen", antwortet Edward Ayileke. Das sei keine gute Idee, meint die Ärztin und rät ihm, sich am nächsten Tag zu schonen, klärt ihn auf über mögliche Impfreaktionen. Die Beratung kommt auch im Bus nicht zu kurz. Für die 15-minütige Wartezeit nach der Spritze sind einige Meter weiter in einem abgesperrten Bereich im Schatten Stühle aufgestellt. Ein BRK-Mann lässt die frisch Geimpften rein und raus.

Das Warten auf den Termin soll nun ein Ende haben. Denn auch in den beiden Ingolstädter Impfzentren wird nunmehr an ausgewählten Tagen ohne Termin geimpft. Im Donau-City-Center war dies ebenfalls am gestrigen Freitag der Fall, im Orbansaal ist am Sonntag von 9 bis 16 Uhr Gelegenheit zum terminlosen impfen. Für Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren stehen nächste Woche zwei Termine zur Wahl - am Mittwoch und Donnerstag, 21. und 22. Juli, von 12 bis 16 Uhr - hier allerdings mit Online-Anmeldung (www.ingolstadt.de/impfen).

Mobiles Impfen war in den vergangenen Wochen auch vor einigen Ingolstädter Moscheen möglich. Die Resonanz war sehr gut, sagt Integrationsbeauftragte Ingrid Gumplinger. Über 400 Erstimpfungen wurden auf diese Weise vorgenommen. Die Zweitimpfungen werden ebenso vor den Moscheen durchgeführt. Auch in der Straßenambulanz Bruder Martins wurden an mehreren Tagen Impfungen angeboten. Mobile Teams gehen auch in die Stadtteilzentren.

Große Impfmüdigkeit hat Avutan in Ingolstadt nicht bemerkt. Doch auch hier werden immer wieder Zweitimpfungen nicht wahrgenommen. Meistens, vermutet Avutan, weil sich die Leute ihre zweite Spritze bei ihrem Arzt oder im Betrieb haben geben lassen. Avutan bittet darum, sich in solchen Fällen aus dem Bayerischen Impfportal auszutragen. Dass nun auch in Ingolstadt Impfungen ohne Termin möglich sind, liege daran, dass endlich genügend Impfstoff vorhanden sei. Doch wie erreicht man militante Impfgegner? Gar nicht, weiß auch der BRK-Mann. "Ich wünsche ihnen viel Spaß und hoffe, dass ihr Verlauf nicht so schlimm wird." Denn dass die Nicht-Geimpften sich infizieren werden, sei keine Frage.

DK

Ruth Stückle