Reichertshofen
Den Wert stärker herausstellen

Jürgen Gros ist sicher: "Die Volksbanken und Raiffeisenbanken bleiben in der Fläche präsent"

13.07.2021 | Stand 17.07.2021, 3:33 Uhr
Zu Gast in Reichertshofen: Jürgen Gros (rechts der CSU-Ortsvorsitzende Max Zängl). −Foto: CSU Reichertshofen/Schreistetter

Reichertshofen - Die kommunale Bankenversorgung stand im Mittelpunkt einer Diskussion mit dem Präsidenten und Vorstandsvorsitzenden des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB) Jürgen Gros.

Der GVB-Chef kam auf Einladung des örtlichen CSU-Verbandes nach Reichertshofen. "Technologie und Digitalisierung verändern Wirtschaft und Gesellschaft im Zeitraffer. In unseren Veranstaltungen befassen wir uns mit Veränderungsthemen, die uns am Ende alle auch vor Ort betreffen. Es ist wichtig, sich damit auseinanderzusetzen", betonte der CSU-Ortsvorsitzende Max Zängl in seiner Begrüßung.

Gros beschrieb die Rolle der Genossenschaften als Institutionen, die in der Zeit der Veränderung durch Nähe Sicherheit und Vertrauen schaffen können. "Jeder vierte Mensch in Bayern ist Mitglied einer Genossenschaft", ordnete Gros die Rolle des Genossenschaftswesens in Bayern ein. Der GVB vertritt unter seinem Dach neben den Volksbanken und Raiffeisenbanken Unternehmen aus 35 Branchen, von Energie- und Milchgenossenschaften bis hin zu Handelsunternehmen, IT-Dienstleistern und Einkaufsverbünden. Die Heimatbanken spielen dabei laut Gros eine besondere Rolle. "Die Volksbanken und Raiffeisenbanken sind in Bayern fast flächendeckend mit Geschäftsstellen vertreten. " In 2056 Gemeinden gibt es 2015 Geschäftsstellen und 3504 Geldautomaten der genossenschaftlichen Bankengruppe.

Ein Viertel desbayerischen Kreditvolumens

In seinem Vortrag schilderte Gros vor allem die Zukunftsperspektiven der Heimatbanken: "Die Volksbanken und Raiffeisenbanken stehen aktuell gut da und haben eines der besten Bankenratings in Deutschland. Sie spüren aber einen großen Veränderungsdruck. Zusätzlich stellt die Bankenregulierung steigende Forderungen. " Dieser Entwicklungen könnten sich die Institute nicht entziehen und beobachteten sie mit Sorge. Die Heimatbanken seien die wesentliche Finanzierungsstütze Bayerns für Wachstum, privaten Wohnungsbau, Gewerbe und Handwerk. Gros: "222 Volksbanken und Raiffeisenbanken stellen ein Viertel aller Kredite für die Bayerinnen und Bayern. " Gefordert seien die Heimatbanken laut Gros auch durch die aktuelle Niedrigzinsphase. "Aufgrund der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank EZB gehe ich davon aus, dass die Phase niedriger Zinsen noch eine ganze Weile andauern wird. Darauf müssen sich die Kreditinstitute einstellen. " Eine Antwort werde darin liegen, neue Formate für Kunden zu entwickeln, das Dienstleistungsangebot auszubauen und neue Spielräume zu erschließen.

Genossenschaftsbanken bleiben in der Fläche

Große Sorgen bekundeten die Gäste im Hinblick auf das Bankangebot von morgen. Die Frage, wie man in Zukunft an Geld kommt, bewegt offensichtlich. Insbesondere für ältere Generationen befürchteten die Diskutierenden erhebliche Einschnitte. Gros nahm die Bedenken auf und konnte beruhigen: "Die Volksbanken und Raiffeisenbanken bleiben in der Fläche präsent. Sie sind die Bankengruppe des ländlichen Raums und lassen die Menschen nicht alleine. " Man könne zwar nicht garantierten, dass die Institute bei Geschäftsstellen weiterhin eine nahezu flächendeckende Anbindung wie heute bieten könnten. "Es wird aber immer ein Angebot in der Nähe geben, auch wenn es sich in einer der Nachbarkommunen findet", gab Gros einen Ausblick. Im Zuge der Digitalisierung ändere sich jedoch auch die Kundenerwartung. "Die Banken wissen von ihren Kunden, dass sie immer weniger Service vor Ort brauchen. Hilfe bei Überweisungen und bei der Einrichtung eines Dauerauftrags benötigt heute kaum noch jemand. Dafür gewinnt die umfassende und kompetente Beratung immer mehr an Bedeutung - sei es bei der Immobilienfinanzierung, der langfristigen Geldanlage oder der Absicherung fürs Alter. Und neben physischer Nähe braucht es digitale Erreichbarkeit und Service rund um die Uhr. " Das sei bei den Volksbanken und Raiffeisenbanken gewährleistet. Des Bayern liebstes Kind bleibe aktuell der Geldautomat. Gros: "Die Menschen wünschen sich jederzeit Zugang zu ihrem Geld. " Die Versorgung mit Geldautomaten werde erhalten bleiben. Jedoch habe die Corona-Pandemie zu einem starken Anstieg von Kartenzahlungen geführt.

Banken wiedermehr wertschätzen

Der Genossenschaftspräsident nutzte die Diskussion auch für politische Botschaften. "Aktuell wird auf unterschiedlichen politischen Ebenen zu leichtfertig an Grundfesten unseres Bankenwesens gerüttelt. Das betrifft zum Beispiel die Beratungsleistung der Banken. Eine abschlussbasierte Beratung eines verlässlichen Kreditinstituts ist aktiver Verbraucherschutz und muss weiter möglich sein", forderte Gros. Den Diskussionsabend bei der CSU Reichertshofen beendete Gros mit einem Appell: "Wir müssen den Wert von Heimatbanken für die Gesellschaft wieder stärker herausstellen. Das gilt auch für die Politik. "

DK