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Volkshochschulkurs: Kinder wandern in Kösching mit Eseln

Mit lieben Tieren auf Tour

12.07.2021 | Stand 15.07.2021, 3:33 Uhr
  −Foto: Lamprecht

Kösching - Mit Eseln konnten einige Kinder am vergangenen Samstag in Kösching wandern.

Das Angebot am Gestüt Hellmannsberg ging von der Volkshochschule aus.

Fünf sanfte braune Augenpaare blicken neugierig auf die Gruppe von Kindern, die sich da versammelt hat. Zehn lange, weiche Ohren drehen sich in deren Richtung. Nüstern riechen interessiert an den Neuankömmlingen, die - irgendwo zwischen Begeisterung und Aufregung - abwarten, was bei dieser Veranstaltung der ganz besonderen Art auf sie zukommen mag. Ganz schnell werden Freundschaften zwischen Mensch und Tier geschlossen, denn eines ist nach wenigen Augenblicken so offensichtlich, dass es Hanni Rafalsky vom Gestüt Hellmannsberg nahe Kösching eigentlich nicht hätte erwähnen müssen: "Esel mögen Menschen. "

Die Idee zur Eselwanderung für Kinder als Volkshochschulkurs kam Organisatorin Ulrike Ottinger schon vor einiger Zeit: Sie arbeitet bei der VHS, reitet seit Langem in Hellmannsberg und findet die Gruppe von über 30 Eseln, die hier neben Pferden, Rindern sowie weiteren großen und kleinen Tieren lebt, "einfach cool".

Schmusen, Bürsten und Spazierengehen

Cool finden die Esel offensichtlich auch die Kinder, die sich zur Wanderung angemeldet haben und die es an diesem Samstag kaum erwarten können, Kontakt zu den freundlichen Grautieren aufzunehmen. Zunächst gibt es eine kleine Einführung von Hanni Rafalsky, die erklärt, was das Besondere an den besonnenen Tieren ist, die anders als Pferde "bei Gefahr nicht flüchten, sondern erst einmal schauen, was da auf sie zukommt". Alle Esel verfügen über das sogenannte Eselskreuz - zwei kreuzförmige Linien über Rücken und Schultern.

Anstelle von Leckereien steht in Hellmannsberg ausgiebiges Schmusen, Bürsten und Spazierengehen auf dem Programm, denn das ist den Eseln, so Rafalskys Erfahrung, im Zweifelsfall eh viel lieber. Schnell zeigt sich dabei, dass die Charaktere der Haustiere ebenso unterschiedlich sind wie die der Kinder.

Hanni Rafalsky sowie Guts- und Eselbesitzerin Jutta Horsch könnten die Teams kaum besser zusammen stellen: Da ist der siebenjährige Simon, der schon ganz viel weiß, noch sehr viel mehr wissen will und der zusammen mit der sechsjährigen Sara und Eselin Milli vor lauter schauen, reden und streicheln bei der Tour fast immer das Schlusslicht bildet. Die beiden 13-jährigen Freundinnen Josefine und Magdalena, die während der Tour kaum sprechen und viel lieber ihre Eselin Esmeralda mit Blumen dekorierten und dabei ganz im Erlebnis Esel versinken. Der neunjährige Jonathan und der siebenjährige Mikael, der sich so sehr in Eseldame Molly verliebt, dass er sie am Ende am liebsten mit nach Hause nehmen würde. Derweil werden Marie (10) und Julia (9) mit Eselstute Emira so schnell zum Team, als würden sie schon ihr Leben lang Esel führen. Auch Leo (11) und Nina (9) haben jede Menge Spaß mit der temperamentvollen Carolina.

Ehe sie alle sich auf den Weg über die weitläufigen Feldwege des Gutes machen dürfen, steht freilich erst einmal Putzen und Kennenlernen auf dem Programm. Ein Punkt, den Esel wie Kinder gleichermaßen sichtlich genießen und der auch gleich zur einen oder anderen Erkenntnis in Sachen Esel führt: "Die Molly mag gerne in den Ohren gebürstet werden", stellt etwa Jonathan fest. Er dreht die weiche Seite der Bürste nach oben und rubbelt so enthusiastisch, dass die Stute vor Wohlbehagen immer länger wird.

Kleine Abenteuer in Zweierteams

Weitere Erkenntnisse des Tages: Esel riechen gut, sie mögen es, gestreichelt und gestriegelt zu werden, sie suchen den Kontakt zum Menschen - und vor allem schätzen sie es gar nicht, wenn sie zu weit hinter der Herde zurückfallen. Dann nämlich setzt auch die gemütliche Milli zu einem Zwischenspurt an, der auch die Kinder am Führstrick zu laufen zwingt: "Meine Schuhe haben richtig geglüht", kommentiert Simon und schaut halb fasziniert, halb belustigt auf Milli, die jetzt wieder in aller Ruhe am Wegesrand grast.

Geführt werden die Esel in Zweierteams, begleitet von Erwachsenen, die nicht nur halfen, wenn die Grautiere einmal nicht so wollen wie die Kinder, sondern die auch Fragen beantworten und zur Stelle sind, als es gilt, ein Abenteuer zu bestehen: eine Herde Pferde etwa, die an der Gruppe entlang galoppiert, ein Traktor, der des Weges fährt und dem es auszuweichen gilt.

Reichlich Stoff also, den die Kinder nach zwei Stunden mit den Eseln ihren Eltern erzählen können. "Ich will das wieder machen", heißt es da oft. Gelegenheit wird es wohl geben, denn für Ottinger, Rafalsky und Horsch steht fest: Das war nicht die letzte Eselwanderung auf Hellmannsberg.

DK