Ingolstadt
Hürden schrecken Besucher ab

Nur auf der LGS Ingolstadt muss man sich vorher anmelden - Geschäftsführer Hehl will Gleichbehandlung

29.06.2021 | Stand 23.09.2023, 19:26 Uhr
Nicht viel Betrieb: Auf der LGS Ingolstadt genießen Besucher die ruhige, entspannte Atmosphäre. Geschäftsführer Thomas Hehl hätte gern die Erlaubnis, mehr Gäste aufs Gelände zu lassen. −Foto: LGS

Ingolstadt - Mit einem prächtigen Blumenstrauß wurde vorigen Donnerstag die 100000. Besucherin auf der Landesgartenschau Ingolstadt begrüßt.

Thomas Hehl freut das, aber er weiß auch genau: Die Gesamtbesucherzahl könnte locker doppelt so hoch sein. Der LGS-Geschäftsführer hadert mit den strengen Auflagen - insbesondere mit der Regel, dass sich jeder Gast vor seinem Besuch anmelden muss. Das gilt bei anderen Gartenschauen nicht mehr. Hehl fordert Gleichbehandlung.

In Lindau beispielsweise kann der Blumenfreund spontan und nach Herzenslust aufs Gelände; er muss sich nur registrieren lassen, das versteht sich von selbst. "Wir sind die einzige Gartenschau, wo noch eine verbindliche Anmeldung erforderlich ist", so Hehl. "Das ist eine Hürde und hält potenzielle Besucher ab. " Auch Busse kämen kaum.

Der LGS-Geschäftsführer ist überzeugt, dadurch seien Ingolstadt seit den niedrigen Inzidenzen 50000 bis 100000 Besucher verloren gegangen. Er bemängelt ferner, dass die maximale Besucherzahl pro Tag viel zu niedrig angesetzt sei. Wer legt solche Grenzen fest? In Bayern gilt derzeit die 13. Infektionsschutzmaßnahmenverordnung, für deren Auslegung und Umsetzung das Gesundheitsamt und das Rechtsamt der Stadt zuständig sind.

Ein Vergleich mit Lindau (7-Tages-Inzidenz: 8,5): Das Gelände ist nur 5,3 Hektar groß, erlaubt sind maximal 3500 Besucher. In Ingolstadt (Inzidenz: 7,3) liegt die Obergrenze auf einer Fläche von 26 Hektar bei 5500 Besuchern pro Tag. Der Knackpunkt: Die Gäste kommen ja nicht in einem Schwung. "Ausschlaggebend ist doch, wie viele Menschen gleichzeitig auf der LGS sind", so Hehl. "Vergangenen Sonntag beispielsweise waren 3500 Besucher insgesamt da, laut unseren Zählungen aber nur maximal 2300 zum gleichen Zeitpunkt. "

Thomas Hehl will bis zu den Sommerferien zwei Dinge erreichen: "Wir müssen weg von der Anmeldung und brauchen ein höheres Tageskontingent: zum Beispiel 8000 Besucher. " Denn als Geschäftsführer muss er auch die Finanzen im Auge behalten: "100000 Leute weniger sind etwa 1,4 Millionen Euro weniger. Zu diesen Mindereinnahmen kommen ja auch noch die Kosten für die Verschiebung der LGS. "

Hehl will sich nicht äußern, wie hoch das Defizit der LGS aktuell liegt. Es kursiert aber die Zahl von rund zehn Millionen. Aufkommen muss dafür größtenteils die Stadt Ingolstadt.

Noch ärgerlicher finden Hehl und auch Markt-Veranstalter Siegfried Glöckl eine weitere Besucherbegrenzung, die für das sogenannte Stadtlabor gilt: Dieser Bereich umfasst fünf Container, wo Kunsthandwerk und Gastronomie angeboten werden. Er ist mit Gittern abgesperrt, Sicherheitsleute passen auf, dass nicht mehr als 200 Besucher eingelassen werden - gemäß der Zehn-Quadratmeter-Regel. "Das ist einfach ungerecht", regt sich Glöckl auf. "Die Leute müssen bei uns Schlange stehen und warten. Sorry, dafür habe ich kein Verständnis. " Ihm seien schon Aussteller abgesprungen, weil die Geschäfte so schlecht gingen. "Denen habe ich das Standgeld zurückzahlen müssen. " Er wolle den LGS-Geschäftsführern keinen Vorwurf machen. "Sondern denen in München. " Glöckl wartet jetzt auf die 14. Infektionsschutzmaßnahmenverordnung: "Ich hoffe, dass wir dann einen offenen Zugang bekommen und die Maskenpflicht entfällt. Bei uns findet doch auch alles unter freiem Himmel statt. "

In Lindau übrigens wurde am vergangenen Donnerstag die 70000. Besucherin empfangen. Nur zum Vergleich.

DK

Suzanne Schattenhofer