Ingolstadt
"Bitte lasst die Leut' ans Wasser!"

FDP und JU kritisieren Donauwurm-Sperrung: Kinder müssten schwimmen lernen - Mehrere Ämter aktiv

24.06.2021 | Stand 23.09.2023, 19:23 Uhr
Baden verboten: Der Donauwurm am Ostufer ist derzeit wegen des hohen Wasserstands aus Sicherheitsgründen gesperrt, nach der Ursache wird geforscht. Vorige Woche stürzten sich Simon (9, links) und Noah (8) begeistert in den Baggersee. −Foto: Hammer, Hauser

Ingolstadt - Dieser Sommer droht einer der kürzesten seit vielen Jahren zu werden.

 

Der Mai: greislich-verregnet und sowas von kalt. Im Juni gingen die Temperaturen endlich deutlich nach oben. Allerdings trübt die starke Gewitterneigung dieser Tage das Badevergnügen ein wenig. Und jetzt auch noch das: Der beliebte Donauwurm am Baggersee ist wegen Hochwassers gesperrt. So wie schon seit Langem (wegen der Pandemie) alle Hallenbäder. Ins Freibad gelangt man nur mit einer Reservierung. "Dieses System ist maximal ungünstig, weil viele reservieren und dann nicht kommen - es kostet ja nichts", kritisiert FDP-Stadtrat Karl Ettinger. Andere bekämen deshalb keinen Platz im Freibad. Wer stattdessen an den Baggersee fahre, stehe seit dieser Woche am Donauwurm vor einem langen Bauzaun am Ufer. Kein Zutritt zum Wasser.

Das dürfe nicht so bleiben. Ettinger denkt vor allem an die Kinder, die in diesen schweren Zeiten nicht schwimmen lernen können oder keine Gelegenheit haben, das Erlernte zu üben . "Die Situation ist dramatisch! " , sagte er am Donnerstag auf Anfrage. "Die Kinder können sich nicht mehr bewegen. Dieser Sommer wird eh superkurz. Wenigstens sollte es in dieser Zeit möglich sein, im Baggersee zu baden. " Trotz des hohen Wasserstandes. "Was soll denn passieren? ", fragt Ettinger. Der FDP-Stadtrat appelliert an die Verwaltung: "Bitte lasst die Leut' ans Wasser! "

In der Stadtratssitzung am Dienstag hat die Ausschussgemeinschaft FDP/JU dazu einen Dringlichkeitsantrag gestellt. Darin heißt es: "Die Anzahl der Kinder, die schwimmen können, nimmt dramatisch ab, wie Schwimmlehrer berichten. Die Kinder leiden durch den Lockdown an Bewegungsarmut, Gewichtszunahme und abnehmenden sozialen Kontakten. "

Weiter schreiben FDP und JU: "Durch die Schließung der Hallenbäder im Corona-Jahr, die jüngste Schließung des Klinikumbades und das Reservierungssystem im Freibad weichen Schwimmschulen bereits an den Baggersee aus und finden nur eine verbliebene etwa drei Meter breite Einstiegsstelle vor, die sich knapp zehn Kinder teilen müssen. " Es müssten "dringend weitere Schwimmmöglichkeiten geschaffen werden, aber zunächst müssen die wenigen verbliebenen erhalten werden", so die Forderung.

FDP und JU kritisieren auch den Zustand der Badeanlage am Ostufer nahe dem Seehaus: "Der alte Teil des Donauwurms und die angrenzende Wasserfläche sind in enttäuschendem Zustand! " Die Holzkonstruktion sei " komplett mit Gänsekot bedeckt", das Schwimmkreuz, "ein schönes Ziel für Schwimmanfänger" , sei kaputt und ebenfalls mit Gänsekot übersät. Wucherndes Wassergras behindere den Badespaß vor allem kleiner Kinder, "und dass der Radweg um den Baggersee mitten durch die Liegeplätze der Badegäste am Donauwurm führt, ist auch Unsinn", sagt Ettinger.

 

Der Antrag schließt mit folgender Feststellung: "Auch für die Erwachsenen ist der Donauwurm eine wichtige Gelegenheit, Erholung und Ausgleich zu finden. "

Der Antrag von FDP und JU wurde am Dienstag im Stadtrat für erledigt erklärt, weil die Verwaltung bereits entsprechend tätig ist. Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle berichtete dem Gremium, dass derzeit ein sehr hoher Wasserstand im Baggersee herrsche, dessen Ursachen noch nicht abschließend geklärt seien. Nach Meinung des Wasserwirtschaftsamtes könne eine Ursache ein hoher Grundwasserspiegel sein, teilt das Presseamt auf Nachfrage mit. Es würden aber noch weitere Gründe angenommen. Um diese zu klären, gebe es Gespräche mit dem Kraftwerksbetreiber Uniper, dem Wasserwirtschaftsamt, den Ingolstädter Kommunalbetrieben, dem Gartenamt und dem Umweltamt. Wegen des hohen Wasserstandes hat das Gartenamt (wie berichtet) Teile des Donauwurms aus Sicherheitsgründen gesperrt. Parallel sei das Gartenamt in Kontakt mit dem Planungsbüro und dem Tüv, um zu prüfen, "ob es Möglichkeiten gebe, wie auf unterschiedliche Wasserstände flexibel reagiert werden könne".

Das Sportamt teilt mit: "Bei dem von FDP/JU angeführten ,Schwimmkreuz mit Gänsekot' handelt es sich nicht um ein solches. Es ist vielmehr ein ,Gänsebalken', der eigens in-stalliert wurde, um Enten und Gänsen eine Ausweichmöglichkeit zu bieten und damit zu vermeiden, dass sie sich auf dem Donauwurm niederlassen. Hier ist kein Schwimmkreuz defekt oder verdreckt. Der Gänsebalken wird nicht gereinigt", erläutert das Sportamt weiter. Nach Auskunft des Gartenamts wird der nicht gesperrte Teil des Donauwurms indes regelmäßig gesäubert.

Das Umweltamt teilt zum Wassergras am Donauwurm mit: "Für den Baggersee ist eine Mahd der Wasserpflanzen Anfang Juli beauftragt. Die Wasserpflanzen am Baggersee (aber auch am Auwaldsee, am Schafirrsee und am Biendlweiher) werden nach Wachstumsfortschritt und ökologischen Gesichtspunkten gemäht. Dazu werden die Seen jedes Jahr von einem Gutachter bewertet, nach dessen Einschätzung Umfang und Zeitpunkt der Mahd geplant werden. Nach dem Einsatz am Baggersee folgen im Juli die anderen drei Seen", so das Umweltamt.

Auch der BZA Mitte hat sich in seiner jüngsten Sitzung mit dem Donauwurm befasst (siehe Seite 20). Es ging es vor allem um die Frage, wie die Anlage und ihr Umfeld weiter aufgewertet werden können.

DK

 

Christian Silvester