Karlskron
Meister Adebar gefällt es in Karlskron

Ein weiteres Storchenpaar hat am Schulgelände einen Horst gebaut - Kündigung des Schulverbands zurückgenommen

02.06.2021 | Stand 07.06.2021, 3:33 Uhr
Auf dem Kamin der Schule hat sich in Karlskron ein zweites Storchenpaar niedergelassen. Meister Adebar und seine Gemahlin haben sich ihren Horst nicht nur selber herausgesucht, sondern auch selber gebaut. Die Gemeinde will ihn dort belassen, trifft aber Vorkehrungen, dass der Nachwuchs nicht in den Kamin hineinfällt. −Foto: Eberl

Karlskron - Ein ungewöhnliches Geräusch im Feuerwehrhaus ließ vor kurzem die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Pobenhausen aufschrecken.

Es sei so eine Art Knacken gewesen, berichtete Bürgermeister Stefan Kumpf (CSU) in der jüngsten Karlskroner Gemeinderatssitzung. Was die Feuerwehrler dann erblickten, hatte zuvor noch nie einer von ihnen gesehen: Im Feuerwehrhaus hat es einen Teil der Fliesen etwas zusammengeschoben. Das Gebäude selbst weist keine Risse oder dergleichen auf, auch die Fenster gehen problemlos auf und zu. Allein Gemeinderätin Hedwig Brüderle (FW) konnte sich an einen vergleichbaren Vorfall zuhause erinnern. Ihre Vermutung: Der Moorboden hebt und senkt sich. Woran es genau liegt, soll jetzt untersucht werden.

Ansonsten war die Sitzung am Montagabend weniger geheimnisvoll. Der Gemeinderat hob den schon etwas älteren Bebauungsplan Aschelsried-Nordwest auf und genehmigte etliche Bauanträge und -anfragen. Alles ging glatt durch bis auf eine Voranfrage. So sehr sich der Rathauschef auch ins Zeug legte - am Ende war der gesamte Gemeinderat dagegen.

Zur Kenntnis nahm der Rat die Submissionsergebnisse für den Neubau der Karlskroner Kita. Erfreulich für die Gemeinde: Die meisten Gewerke fallen ein Fünftel bis zu einem Drittel günstiger aus als geschätzt. Nur die Elektroarbeiten werden rund ein Drittel teurer. Im Gewerbegebiet Brautlach will die Deutsche Glasfaser Wholesale GmbH die Leitungen in eigenwirtschaftlichem Ausbau legen, und zwar bis in die Gebäude.

Die Gemeinde beteiligt sich auch an der Erstellung eines Energienutzungsplans durch den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Am 21. Juni 2012 ist im Kreistag beschlossen worden, dass bis zum Jahr 2030 im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen so viel Energie regenerativ erzeugt, wie insgesamt verbraucht wird (Private Haushalte, Gewerbe, Industrie). Doch kann das funktionieren? "Hauptziel des digitalen Energienutzungsplans ist es, durch entsprechende Expertise zunächst die momentane Energiebedarfs- und Energieversorgungssituation zu erfassen", so das Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen. Darauf basierend erfolgt eine Berechnung der Potenziale zur Energieeinsparung und zum Ausbau Erneuerbarer Energien (Photovoltaik und Solarthermie). "Dabei wird auf die Erstellung eines für jede Kommune lokal greifbaren und realistisch umsetzbaren Maßnahmenkataloges geachtet", verspricht der Landkreis weiter.

Danach hat jede Kommune damit die Möglichkeit, das Thema Klimaschutz individuell weiter zu bearbeiten. Auf Wunsch der Gemeinden wird sich die Studie auch mit den Möglichkeiten für die interkommunale Klärschlammentwässerung beschäftigen. Nach Einreichung und Genehmigung der Bewerbungsunterlagen kann mit einem Beginn zur Erstellung des "Digitalen Energienutzungsplans" zum Jahresbeginn 2022 gerechnet werden. Die Erstellung wird voraussichtlich ein Jahr dauern.

Zugestimmt hat der Gemeinderat ebenfalls einstimmig der Übertragung der Aufgaben des Standesamts Karlskron auf das Standesamt Reichertshofen. Wie berichtet, soll dies bereits zum 1. Juli greifen. Die Hürden dafür sind hoch: Neben einer Zweidrittel-Mehrheit in Karlskron und in der Verwaltungsgemeinschaft Reichertshofen müssen noch die Aufsichtsbehörden zustimmen sowie auch die Landräte von Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen, weil zwei Landkreise betroffen sind. Trauungen sind nach wie vor in Karlskron möglich, die Anmeldung erfolgt aber in Reichertshofen, wo mehrere qualifizierte Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Der Hintergrund: Im Zuge der wachsenden Internationalisierung sind auch die Aufgaben eines Standesbeamten in einer Gemeinde wie Karlskron mitunter ziemlich schwierig geworden.

Mehr als nur eine Formsache war die Rücknahme der Kündigung des Schulverbunds mit Karlshuld sowie ein Änderungsvertrag dazu. Wie berichtet, hatte Kumpf eine Zusammenarbeit mit Ingolstadt angestrebt, um dauerhaft die Mittelschule Karlskron zu erhalten, was die Großstadt jedoch ablehnte - Ingolstadt sah für sich keinerlei Vorteile. "Die Schule in Karlshuld ist gut, die Lehrer sind gut", betonte der Rathauschef. Doch der Schulverbund mit Karlshuld habe eine maximale Ausdehnung von 43 Kilometern. Eine Zusammenarbeit mit dem Schulzentrum Südwest in Ingolstadt wäre für ihn wegen der kürzeren Entfernungen nach wie vor die beste Lösung.

Gemeinderat Martin Wendl (Grüne) sprach sich dafür aus, in Karlskron die Möglichkeit eines mittleren Bildungsabschlusses zu schaffen. Christa Froschmeir (CLK) warb dafür, generell den Schulstandort Karlskron mittels besonderer Angebote zu stärken. "Das Sterben der kleinen Schulstandorte war absehbar", sagte Thomas Krammer (SPD) und erinnerte an die damalige Entscheidung der bayerischen CSU-Bildungspolitiker zur Einführung von Mittelschulen. Kumpf erwiderte darauf, dass in Karlskron die CSU-Fraktion als einzige 2012 gegen einen Verbund gestimmt hatte und dass es einen M-Zug in Karlshuld gebe.

Generell ist es um die Karlskroner Mittelschule derzeit nicht gut bestellt. Die sechste Klasse ist bereits in Karlshuld, eine fünfte Klasse wird in Karlskron heuer wohl gerade noch so gebildet werden können. Da jedoch viele Eltern ihre Kinder nach der Grundschule auf eine weiterführende Schule schicken wollen, ist die Zukunft Karlskrons unsicher. Im Änderungsvertrag wurde vereinbart, dass für den Fall, es ist nur eine Klasse pro Jahrgangsstufe möglich, diese Klasse dann dort gebildet wird, wo die meisten Schüler sind.

DK