Manching
Vergleich mit der ersten Mondlandung

Die Römerboote und der Standort ihrer Präsentation führten in den 90er Jahren zum Streit zwischen Ingolstadt und Manching

28.05.2021 | Stand 02.06.2021, 3:33 Uhr
Die 1900 Jahre alten Römerboote vom Barthelmarktgelände führten in den 90er Jahren zum Streit zwischen Ingolstadt und Manching um den Standort für deren spätere Präsentation. −Foto: DK-Archiv

Manching / Ingolstadt - Der gepflegte Streit zwischen Nachbarn gehört ja bisweilen zum guten Ton dazu.

Für Manching und Ingolstadt gilt dies nicht erst seit der Eröffnung des Wertstoffhofs Süd im Weiherfeld und der damit verbundenen Verkehrsbelastung. Vor gut 20 Jahren lagen sich die benachbarten Kommunen so richtig in den Haaren. Herbert Mayr, Gründer des Keltisch-Römischen Freundeskreises, sprach seinerzeit vom Kampf von David gegen Goliath und verglich das Ergebnis in seiner Bedeutung für Manching sogar mit der ersten Mondlandung.

Es ging bei dem Streit um die 1994 am Barthelmarktgelände in Oberstimm gehobenen Römerschiffe sowie den 1999 im Manchinger Altenfeld gefundenen keltischen Goldschatz mit über 450 Münzen. Unzählige Stellungnahmen und Konzepte wurden erarbeitet, denn beide Seiten erhoben Eigentumsansprüche und wollten die deutschlandweit einzigartigen Objekte ausstellen. Nach dem Gesetz stehen historische Ausgrabungen zur Hälfte dem Grundstückseigentümer, in diesem Fall der Gemeinde Manching, und zur anderen Hälfte dem Bayerischen Landesamt für Denkmalschutz zu. Der Haken damals: Der Freistaat hatte seine 50-prozentigen Eigentumsanteile laut einer Vereinbarung von 1992 an die Stadt lngolstadt überschrieben.

Die Schanzer wollten damals ihre Museumslandschaft neu ordnen. Träumten sie zunächst von einem international bedeutenden Automobilmuseum samt Römerbooten am Gießereigelände (mit Blick auf die Donau), präsentierten sie später ein fertiges Konzept mit einem gläsernen Anbau am Stadtmuseum.

Den Manchingern war schon bald klar, dass für eine angemessene Präsentation das Alte Rathaus wohl kaum der richtige Rahmen war. Zwei Möglichkeiten standen zur Auswahl: ein kompletter Neubau oder die Verwendung der abgebauten Schiffsbrückenremise im Ingolstädter Klenzepark (die übrigens immer noch im Fort Prinz Karl bei Großmehring lagert). Damals war noch unabhängig vom Standort geplant, mit der Präsentation der Boote eine Dokumentationsstätte für Feuchtbodenarchäologie zu errichten.

Den Ausschlag gab schließlich der Goldschatz. Wissenschaftsminister Hans Zehetmair verkündete wenige Tage nach dessen Präsentation 1999 die Entscheidung zugunsten Manchings, das die von der Prähistorischen Staatssammlung geforderten Voraussetzungen einhalte. Geklärt waren damals schon Standort und Trägerschaft (Manching, Landkreis Pfaffenhofen, Bezirk Oberbayern und Freundeskreis) als Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung sowie die Einbindung der keltischen und römischen Vergangenheit. 2006 wurde das Museum mit einem großen Fest eröffnet.

Georg Schweiger, Vorsitzender des Freundeskreises und des Zweckverbands, erinnerte am Freitag bei seinem Rückblick im Museum an die bedeutende Rolle von Herbert Mayr, heute Ehrenvorsitzender des Freundeskreises, bei der Entscheidung für Manching, sowie an die von Kaiser Hadrian und den Goldschatz, der größte keltische Goldfund des 20. Jahrhunderts.

peh