Ingolstadt/Altmannstein
"Wir spielen nicht den Sheriff!"

Einschlagbeschränkung für Fichtenholz kommt zu spät

19.05.2021 | Stand 22.05.2021, 3:33 Uhr
Berge von Holz lagerten nach dem Sturm "Sabine" vor einem Jahr im Wald bei Scheyern. Zusammen mit Käferholz überschwemmte Windbruchholz den Markt und ruinierte den Preis. −Foto: Strasser (Archiv)

Ingolstadt/Altmannstein - Ende April trat eine Verordnung in Kraft, die den Einschlag für frisches Fichtenholz begrenzt. Rückwirkend ab Oktober 2020 bis Ende September 2021 dürfen maximal 85 Prozent der durchschnittlichen Menge der Jahre 2013 bis 2017 geerntet werden. Das Bundeslandwirtschaftsministerium wollte damit den Holzmarkt stabilisieren - offenbar zu spät. Die Preise steigen wieder; seit Anfang des Jahres klagt die Baubranche über Holzmangel.

"Die Regelung ist nicht schlecht, kommt aber zwei Jahre zu spät", sind sich Alois Hecker vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Ingolstadt und Josef Lohr, der Geschäftsführer der Waldbauernvereinigung Altmannstein einig. Der Rundholzpreis für frische Fichte liegt inzwischen wieder bei 90 Euro pro Festmeter. "Das ist ein Preis, für den man Holz machen kann", meint Lohr. Wohlwissend, dass er bei Waldbesitzern mit dieser Aussage auch Kritik ernten wird. Denn auch ihm ist bewusst, dass die enorme Preissteigerung bei Konstruktionsvollholz nicht bei den Erzeugern ankommt. "Den Reibach machen die Großsägewerke", sagt Lohr. Vom Boykottaufruf von Georg Schirmbeck, dem Präsidenten des Deutschen Forstwirtschaftsrates, hält er dennoch nichts: "Leidtragende wären die heimischen Sagler!" Dabei seien gerade die verbliebenen mittelständischen Sägewerke wichtig.

Die Engstelle für die heimische Holznachfrage sieht Alois Hecker in den Sägewerken. Aber auch darin, dass in Deutschland für Sichtbereich nur frisches Holz ohne optische Beeinträchtigung verwendet wird. "Die Amerikaner sind da weniger anspruchsvoll und nehmen auch verbläutes Holz und Käferholz."

In den nächsten Wochen werde eine Bagatellgrenze für Kleinwaldbesitzer kommen, kündigt Hecker an. Er bezweifelt allerdings, ob die greift: "Viele schlagen erst im Herbst wieder Holz ein, und bis dahin ist die Begrenzung ohnehin wieder abgelaufen." Wenn eine Anzeige auftauche, werde das AELF zwar nachsehen, kündigt Hecker an: "Wir spielen aber nicht den Sheriff!"

kue