Ingolstadt
Umzugshilfe für Eidechsen

Wegen anstehender Baumaßnahmen am Donaudamm werden geschützte Reptilien in Ausweichquartiere umgesiedelt

12.05.2021 | Stand 23.09.2023, 18:36 Uhr
Am Damm auf Pirsch: Thomas Hörbrand (oben) fängt entlang der Donau Zauneidechsen. Die Tiere - im Bild links unten zwei einjährige Exemplare - werden in eigens angelegte Areale umgesiedelt, erklärt Mario Meier-Gutwill vom Umweltamt (unten rechts). −Foto: Hauser

Ingolstadt - Unweit der Staustufe geben seit einiger Zeit zwei eingezäunte Grasflächen Rätsel auf.

Offensichtlich sind auch Holzhaufen und Kiesbereiche in den Arealen angelegt worden. Spaziergänger spekulieren, was es damit auf sich haben könnte. Wird hier der Hundeplatz erweitert? Minigolf?

In den nächsten Tagen soll eine Informationstafel des Umweltamtes Auskunft geben: Die beiden abgezäunten Gebiete südlich und nördlich des Stausees werden Zauneidechsen als Lebensraum dienen. Zumindest so lange, wie entlang des Donaudamms gebaut wird. Der Kraftwerksbetreiber Uniper plant, die Dämme entlang des Stausees ab Herbst "in einem bis Ende 2023 angelegten, aufwendigen Projekt auf einer Länge von rund 4,8 Kilometern auf der linken und 6,8 Kilometern auf der rechten Seite zu modernisieren und zu verstärken". Ziele sei es unter anderem, eine vollständige Zugänglichkeit und Befahrbarkeit der Dämme auch bei Hochwasser zu garantieren.

Entlang des Damms leben Zauneidechsen. Die Tiere sind streng geschützt, deswegen musste Uniper in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde im Umweltamt und dem mit der so genannten Umweltbaubegleitung beauftragten Landschaftsarchitektenbüro Weinzierl einen Ausgleich für die Tiere schaffen. Allerdings lassen sich die Tiere zu einem Umzug nicht einfach überreden. Deswegen streift Thomas Hörbrand seit Montag mit zwei Keschern durch das Gras an den Dammhängen. Das Geheimnis sei, sich langsam zu nähern, sagt er. Dann lassen sich die flinken Tiere relativ einfach fangen. Mitunter hilft auch ein kleines Lasso aus Zahnseide, das Hörbrand an einer Angel führt. Auch Blindschleichen - Eidechsen ohne Beine - werden umgesiedelt. "Wir schätzen, dass wir zwischen 50 und 200 Eidechsen fangen könnten", sagt er. Jeder Ort, an dem Hörbrand ein Tier ins Netz geht, wird mittels GPS erfasst.

Insgesamt sind die beiden Ausweichquartiere rund 10000 Quadratmeter groß. Wenn die Bauarbeiten gut zwei Jahren abgeschlossen sind, wird die Umzäunung entfernt, und die Eidechsen können wieder ungehindert ihrer Wege gehen. "Einige werden wir aber auch wieder an weiter entfernte Stellen bringen, an denen wir sie gefangen haben", erklärt Robert Mayer von der Regenburger Firma Flora +Fauna Partnerschaft, die mit der Umsetzung der Tierschutzaktion beauftragt wurde.

Die beiden angelegten Biotope werden auch nach den Arbeiten am Damm bestehen bleiben. "Sie sind Teil der Ausgleichsmaßnahmen", erklärt Mario Meier-Gutwill vom Umweltamt. Die Dammbaustelle werde wohl "recht heftig" ausfallen, aber mittelfristig werden die Eidechsen und auch viele andere Tiere davon profitieren, ist er überzeugt. Im Zuge der Arbeiten werden nämlich auch einige Stellen rückgebaut und naturnäher gestaltet. Bis sie ihr neu gestaltetes Habitat besiedeln können, müssen die Eidechsen jetzt aber zunächst einmal ausziehen.

DK

Johannes Hauser