Ingolstadt
Der Schock sitzt tief: Stadtrat informiert sich über die Kostenexplosion beim MKKD

12.05.2021 | Stand 23.09.2023, 18:36 Uhr
Zur Kenntnis genommen: Der Stadtrat befasste sich in seiner Sitzung am Dienstag auch mit der Kostensteigerung beim MKKD. −Foto: Schneider

Ingolstadt - Die Abtastphase war kurz, schnell flutschte das Wort heraus: "Kammerspiele".

Manfred Schuhmann von der SPD hatte es als erster in den Raum geworfen. Dabei ging es am späten Dienstagnachmittag im Ingolstädter Stadtrat eigentlich um das Museum für Konkrete Kunst und Design (MKKD). Gero Hoffmann, Leiter des Referats VI - Hoch- und Tiefbau, lieferte einen Sachstandsbericht zur Baustelle auf dem ehemaligen Gießereigelände, die derzeit in Ingolstadt für Dauerschwindel sorgt - beim Blick auf den stetig wachsenden Kosten-Berg, den das Projekt aufhäuft.

Diese Entwicklung befeuert die Angst, bei den am Donauufer geplanten Kammerspielen werde man sich ebenso fatal in ähnlich unwegsamem Gelände verlaufen. Hans Stachel (FW) sprach schließlich den Satz aus, dessen Klangfarbe die gesamte Diskussion grundiert: "Die Bürger erwarten, dass der Stadtrat in der Lage ist, aus seinen Fehlern zu lernen. " Sprich: Nachdem beim MKKD die Baukosten von anfangs angedachten 15 Millionen über ursprünglich geplante 25 Millionen auf mittlerweile geschätzte über 40 Millionen Euro angewachsen sind, soll bitteschön bei den Kammerspielen der Stadt nicht ähnliches widerfahren. Bei rund 40 Millionen Euro liegen dort die momentanen Baukostenschätzungen.

Wie valide die Zahl ist, wird momentan von den Ingolstädter Kommunalbauten (INKoBau, eine städtische Tochter) geprüft. Dass sich die Prüfung über Monate hinzieht, und dass sich immer mehr zu Wort melden, die den anvisierten Standort für die Kammerspiele nahe der Donau als ungeeignet für so ein Bauwerk erachten, trägt nicht unbedingt zur Beruhigung der Entscheidungsträger bei.

Gleiches gilt auch für den Sachstandsbericht Gero Hoffmanns zum MKKD. Der Baureferent erläuterte vor dem Stadtrat anhand einiger Folien die bisherige Geschichte der Bauarbeiten. Demnach ist die aktuelle Kostensteigerung vor allem auf zusätzliche 170 Bohrpfähle zurückzuführen, die zur Sicherung des Gebäudes in den Boden gerammt werden müssen. Der Grund sei doch schlechter als vermutet, so Hoffmann. Außerdem sei man den Projektsteuerern von der Firma Meixner + Partner "auf den Fersen" gewesen, um weiteres "Kleinvieh" aufzuspüren, das sich zu zusätzlichen Kosten summiert.

Darüber hinaus seien die allgemeine Steigerung der Baukosten zu berücksichtigen und die Probleme mit Baufirmen, deren vorgegebenen Termine nun man nicht halten könne. Zur Erinnerung: Noch 2018 hatte der damalige Bürgermeister Christian Lösel (CSU) gesagt, der Bau sei 2020, allerspätestens 2021 fertig. Wenig Hoffnung machte Hoffmann auch der AfD-Stadtratsfraktion: Die hatte in einem Antrag einen Ausbau der Halle nur oberirdisch vorgeschlagen und die Idee ins Spiel gebracht, die bisher zu Tage geförderten archäologischen Spuren mit einer Glasplatte zu versiegeln und so für die Museumsbesucher sichtbar zu machen.

Das würde alles noch viel teurer kommen, so Hoffmann. Ebenso hatte die AfD ein sofortiges Bau-Moratorium gefordert. Den Antrag zog Fraktionschef Lukas Rehm schließlich leicht süffisant zurück - er sei nicht mehr nötig, da ja momentan die Bauarbeiten sowieso ruhten, so Rehm. Gero Hoffmann hatte in seinem Bericht nämlich auch erklärt, dass momentan immer noch die Archäologen die Baustelle nach Hinterlassenschaften aus der Vergangenheit durchforsteten. Diese Arbeiten seien bislang erst zu rund einem Drittel abgeschlossen. Dass nach dem Hoffmann-Bericht kein Jubel durch den Stadtrat brandete, ist verständlich. Wie bereits aus der Übersichtsseite in unserer Zeitung mit den Positionen der Fraktionen zu dem Thema ersichtlich war, wird es wohl auf ein "Augen zu und durch" hinauslaufen - wenn nicht noch zusätzliche Kostenpunkte auftauchen.

Wobei aber noch eine genaue Aufarbeitung der Kostenexplosion anstehen dürfte. Laut Manfred Schuhmann hätten alle Zwischenberichte zum MKKD bis zum Oktober 2020 einen normalen Baufortschritt signalisiert. Im März 2021 habe alles ganz anders ausgesehen: "Man darf sich schon fragen, wie innerhalb eines Vierteljahres so eine Situation entstehen kann. " Und Veronika Hagn stellte für die JU/FDP klar: "Wir brauchen auch eine genaue juristische Prüfung, welche Faktoren für diese Kostensteigerung verantwortlich sind. "

Abgesehen davon war aber fast mit Händen zu greifen, wie das "Desaster beim MKKD" (so Hans Stachel) den Stadtrat hinsichtlich der geplanten Kammerspiele weiter verunsichert hat. Immer klarer tritt wohl vor Augen, wie wenig doch alle Unwägbarkeiten so eines Baues an so einer exponierten Stelle letztendlich kalkulierbar sind. So blieben schließlich beim Thema Kammerspiele die nachdrücklichen Anregungen von Altbürgermeister Sepp Mißlbeck (UWG), die Planung nochmal "zu überdenken und zu diskutieren" und von Patricia Klein (CSU), dabei "einen kühlen Kopf" zu bewahren, letztendlich unwidersprochen. Und die provokant gestellte Frage von Christian Pauling für die Ausschussgemeinschaft Linke/ÖDP unbeantwortet, ob denn so ein mächtiger Neubau überhaupt dem Zeitgeist eines verstärkten Klimaschutzes entsprechen würde.

DK


Markus Schwarz