Eitensheim
"Aus jedem Tag das Beste machen"

<DK-XY_trifft>WAS MACHT EIGENTLICH...</DK-XY_trifft> Eitensheims Ex-Bürgermeister Stampfer ein Jahr nach Ausscheiden aus dem Amt

10.05.2021 | Stand 23.09.2023, 18:30 Uhr
Mit E-Bike und Helm auf dem Kopf ist Michael Stampfer jetzt viel unterwegs - nicht nur rund um Eitensheim. −Foto: Kügel

Eitensheim - Vor einem Jahr hat Michael Stampfer nach drei Wahlperioden nicht mehr als Bürgermeister kandidiert.

"Langweilig ist es mir seither nicht geworden", sagt der Politrentner. Das liegt nicht zuletzt daran, dass im Wohnhaus der Familie drei Generationen unter einem Dach leben.

Das "Sachl" an der Breitenstraße, auf dem noch der Großvater eine Schäfflerei und eine kleine Landwirtschaft betrieben hat, bietet heute viel Platz für einen großen Koi-Teich, sattgrünen Rasen, bunte Blumenrabatten und einen abwechslungsreichen Gemüsegarten. "Den Garten haben wir im letzten Jahr für die Jungen umgestaltet", erzählt Stampfer. Obwohl gelernter Schlosser, werkelt er lieber mit Holz. Das Gerüst fürs Spalierobst sieht auch ganz professionell aus. Als nächstes will er noch ein paar Spielgeräte aufstellen.

"Die Jungen", das sind Tochter Michaela und ihr Mann, die mit ihren zwei Kindern im Erdgeschoss wohnen. "Sophie kommt jeden Tag und fragt ,Opa, hast du Zeit? '", erzählt ihr Opa sichtlich stolz und fügt im Brustton der Überzeugung hinzu: "Und dann nehme ich mir Zeit! " Für seine Tochter habe er wie wohl so viele Väter zu wenig Zeit gehabt, bedauert Michael Stampfer: "Zuerst wegen des Schichtdiensts als Lokführer und der Feuerwehr, ab 2002 dann als Bürgermeister. " Mit dem kleinen Bruder der dreijährigen Sophie, dem erst fünf Wochen alten Alexander, kann er noch wenig anfangen, gibt Stampfer gerne zu. "Da hat man immer Angst, was falsch zu machen", meint er als fürsorglicher Opa.

Insgesamt lässt es Stampfer jetzt ruhiger angehen: "Ich stehe nicht mehr um dreiviertel Sechs auf, und nach dem Frühstück kommt erst einmal die Zeitungslektüre. " Während er früher die Zeitung im Büro nur überflogen habe, lese er jetzt den DONAUKURIER intensiv und den EICHSTÄTTER KURIER dann auf dem Tablet. "Auch wenn ich mich aus der Politik zurückgezogen habe, möchte ich doch wissen, was im Kreis so los ist", erklärt Stampfer, der zwölf Jahre Kreistagsmitglied war. Auch die Gemeindepolitik betrachte er "nur von außen", sagt der Ex-Bürgermeister. Wenn, dann werde sie in der Familie diskutiert. "Ich war auch noch in keiner Gemeinderatssitzung", betont Stampfer. Wenn er seinen Nachfolger Manfred Diepold treffe, dann frage er ihn schon mal danach, wie weit das eine oder andere Projekt ist, aber er gebe keine ungebetenen Ratschläge. "Jeder findet seinen eigenen Stil", ist Stampfer überzeugt, der schon ein Jahr vor der Wahl entschieden habe, nicht mehr zu kandidieren. "Aber ich habe bis zum letzten Tag voll gearbeitet", unterstreicht Stampfer: "Und jetzt werde ich bald 68 und möchte noch ein bisserl was genießen! "

Mit einem Garten sei man zwar nicht so eingeschränkt wie in einer kleinen Wohnung, meint der Hausbesitzer: "Aber was abgeht, sind die sozialen Kontakte! " Früher musste sich sein Freundeskreis an seinem Terminkalender orientieren. Jetzt kam Corona dazwischen. "Wir haben uns strikt an die Regeln gehalten - schon weil die Michaela schwanger war", betont Stampfer. Ein Lichtblick waren zwei Ausflüge mit der Enkelin zur Landesgartenschau in Ingolstadt - "da gibt's einen schönen Wasserspielplatz" - und einer an den Bodensee, erzählt Stampfer. Überhaupt stellt er keine großen Ansprüche: "Ein bisserl reisen wär' schön, nix Großes, nur in Deutschland, an die Ostsee vielleicht oder zum Wandern in die Berge. " Aber auch zu Hause gebe es immer was zu tun. Den Vormittag über sei er beschäftigt, obwohl er sich mit seiner Lebensgefährtin Magdalena einig gewesen sei, im Haushalt alles zu lassen, wie's war. Nachmittags marschiert er dann - allein oder in Begleitung - eineinhalb bis zwei Stunden, oder er fährt mit dem E-Bike. Schernfeld, Wellheim, Konstein: Bis zu 70 Kilometer lang sind die Touren, die er - immer mit Helm - absolviert. 13 Kilo hat er so abgenommen, und er fühlt sich wohl dabei.

Inzwischen haben sich seine Lebensgefährtin und er gegen Covid-19 impfen lassen. "Ohne Impfung kommen wir nicht weiter", meint Stampfer. Er hofft auf Lockerungen im zweiten Halbjahr. Gern würde er dann nach der Übung mal bei seinen Kameraden von der Eitensheimer Feuerwehr vorbeischauen oder sich mit den Orientschützen treffen. Obwohl kein aktiver Schütze, war Stampfer schon dreimal Schützenkönig. Das sei wahrscheinlich wie sooft im Leben, räsoniert der 67-Jährige: "Wenn man etwas locker angeht, klappt's leichter, als wenn man's verbissen sieht. " Und auch wenn er jetzt die Familiengeschichte als Hobby entdeckt hat, so schaut er doch lieber nach vorn getreu seinem Lebensmotto: "Den Tag nehmen, wie er kommt, und das Beste daraus machen! "

DK

Sebastian Kügel