Vohburg
Vohburger Wiesn-Legende

Otto Schwarzfischer, Jahrzehnte Kapellmeister auf dem Oktoberfest, ist im Alter von 81 Jahren gestorben

03.05.2021 | Stand 07.05.2021, 3:33 Uhr
Ein Blick zurück: die Kapelle Schwarzfischer vor über 30 Jahren; vorne rechts kniet Dirigent und Kapellmeister Otto Schwarzfischer. −Foto: Archiv Otto Schwarzfischer

Vohburg - Otto Schwarzfischer ist eine Wiesn-Legende.

Der Vohburger stand 1956 das erste Mal auf der Bühne im Schottenhamel-Festzelt - als Klarinettist und mit seinem Opa als Dirigent. Später war er mit der Kapelle Schwarzfischer 51 Jahre Dirigent. "Dienstälteste Oktoberfest-Kapelle" steht auf der Homepage der Musikkapelle. "Ich habe keinen einzigen Tag gefehlt", sagte Schwarzfischer einmal in einem Interview mit unserer Zeitung. Am Freitag ist Schwarzfischer im Alter von 81 Jahren gestorben.

Schwarzfischer,1939 in Innsbruck geboren und seit dem Kriegsende in Vohburg zuhause, lernte von seinem Opa Wolfgang "Gangerl" Schwarzfischer mit elf Jahren Klarinette. Später war er 14 Semester auf dem Münchner Konservatorium. Als Otto Schwarzfischer 22 Jahre alt war, starb sein Opa. Der Enkel trat sein Erbe an. Seine Vorliebe galt nicht nur der traditionellen Blasmusik, sondern auch dem Big-Band-Sound und der Schlagermusik, die er mit seiner eigenen Tanz-Band auch in den unzähligen Tanzclubs im Raum Ingolstadt spielte. Da kamen pro Jahr schon 200 Auftritte zusammen. Einmal spielte er sogar im Sudan - im Rahmen der deutschen Industrieausstellung.

Mit den erfolgreichen Auftritten - vor allem mit seiner eigenen Tanz-Kombo - im Rücken wagte es Schwarzfischer auch, auf der Wiesn (immer im Schottenhamel-Festzelt), modernere Musik zu spielen. Es wurde fortan gesungen, auch mehrstimmig. Das Instrumentarium ergänzten nun Saxophon, Gitarre, E-Bass und Keyboard. Auch die Wiesn-Besucher goutierten diese Musik-Kombination.

Im Lauf der Jahre kamen immer wieder Promis auf der Bühne vorbei, zum Teil dirigierten diese dann auch die Kapelle. Unter anderem waren Gunther Sachs, Blacky Fuchsberger, Uli Hoeneß oder auch Thomas Gottschalk zu Gast. Sogar der weltbekannte Magier David Copperfield schaute vorbei.

2007 zog sich Otto Schwarzfischer als Dirigent zurück. Sein Nachfolger wurde Christian Sachs, der 1988 als Trompeter und Sänger zur Kapelle gestoßen war. Bis 2013 stand Schwarzfischer immer wieder mit auf der Bühne, dann verabschiedete er sich ganz von seiner Kapelle Schwarzfischer. 2019 dirigierte er noch einmal beim Standkonzert der Wiesnwirte.

Seine Markenzeichen waren die kurze Lederhose und der Trachtenhut. Die Hose, eine ganz alte, wollte man ihm angeblich mehrfach abkaufen. Aber Schwarzfischer gab sie nicht her.

"Er stand immer auf der Sonnenseite des Lebens", sagte seine Frau Claudia Habig im Gespräch mit unserer Zeitung. "Er war immer gesund, er hat ein tolles Leben gehabt. " Ihr gemeinsames Hobby seien das Haus und der große Garten in Oberdünzing gewesen, laut Habig "ein Paradies". Zweite große Leidenschaft war das Skifahren. Schwarzfischer, auch Gründungsmitglied des Vohburger Skiclubs, startete bei der Senioren-WM, gewann bei der Musikanten-Ski-WM einmal sogar den Titel. Über 300 Pokale hat er gesammelt.

Christian Sachs trauert auf oktoberfest. de mit der Kapelle Schwarzfischer um einen der letzten Musiker seiner Art: "Schon als Student hab ich den Otto bewundert, als ich ihn mit seiner Kapelle bei Auftritten am Augsburger Plärrer sah. Und später, als ich selbst in der Oktoberfestkapelle mitspielte, war er für meine Kollegen und mich Vorbild und Mentor zugleich. Die disziplinierte Lebensweise, die es für diesen Beruf als Musiker braucht, die hat er uns immer vorgelebt. "

Festwirt Christian Schottenhamel erklärte auf der offiziellen Wiesn-Seite: "Die Musik von Otto Schwarzfischer hat nicht nur die Festhalle Schottenhamel, sondern das ganze Oktoberfest musikalisch geprägt. Als jüngsten, damals 27-jährigen Wiesnwirt hat er mich in meinem ersten Jahr gefragt, ob er auch Medleys mit Hits spielen könne. Er wollte nicht immer nur klassische Blasmusik spielen. Was kam, war der Entensong oder Live is life und viele weitere Gassenhauer, bei denen man mitmachen musste. Die Stimmung hat uns die Jugend geradezu in Scharen ins Zelt gebracht. Alle liebten seine Musik. Und wir den Otto. "

"Mit Otto Schwarzfischer haben wir einen der bekanntesten und zugleich beliebtesten Vohburger verloren", sagte Vohburgs Bürgermeister Martin Schmid. Er habe den Namen der Stadt in alle Welt hinausgetragen. Auf dem Vohburger Volksfest hat die Kapelle Schwarzfischer zwar nie gespielt. Dagegen war er gern gesehener Teilnehmer bei Vohburger Faschingsumzügen, bei denen er natürlich (mit-)gespielt hat.

An diesem Mittwoch findet ab 17.15 Uhr ein Rosenkranzgebet in St. Anton in Vohburg statt, am Donnerstag der Trauergottesdienst mit anschließender Beerdigung ab 14 Uhr in St. Peter.

DK