Ingolstadt
Zwei Schulen - ein Standort

Trotz Anliegerprotesten: Stadtratsausschüsse stimmen geschlossen für Neubauten in Friedrichshofen

29.04.2021 | Stand 23.09.2023, 18:17 Uhr
Im Gebiet Friedrichshofen-Dachsberg sollen auf der grünen Wiese die Mittelschule Mitte-West und die K-Schule errichtet werden. −Foto: Eberl

Ingolstadt - Bildung ist ein hohes Gut, darin sind sich alle einig.

 

Aber wenn dann eine Schule gebaut werden soll, hält sich die Begeisterung in der Nachbarschaft bisweilen in Grenzen. So auch in Friedrichshofen-Dachsberg, wo die Mittelschule Mittel-West und die neue Johann-Nepomuk-von-Kurz-Schule, eine Förderschule mit dem Schwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung, errichtet werden sollen. In der Tat ein gewaltiges Projekt für insgesamt rund 750 Schüler auf einer Fläche von 2,5Hektar. Trotz massiver Anliegerproteste hält die Stadt am gemeinsamen Standort fest - allein schon wegen der wechselseitigen Vorteile. In den vorberatenden Stadtratsausschüssen wurde der Grundsatzbeschluss dafür einstimmig gefasst.

Der Stadtrat soll die Verwaltung beauftragen, für den Schulstandort einen gemeinsamen Planungswettbewerb zusammen mit dem Bezirk Oberbayern (Träger der K-Schule) vorzubereiten. Aufgrund rechtlicher Vorgaben ist hier die Fläche für Gemeinbedarf auf 25000 Quadratmeter beschränkt: Davon sollen rund 17000 auf die Mittelschule und etwa 8000 auf die Johann-Nepomuk-von-Kurz-Schule entfallen. Bei der Planung auf derart begrenztem Raum muss sichergestellt werden, dass die räumlich-funktionalen Zusammenhänge der beiden Schulen oberste Priorität haben. Außerdem sollen die Wünsche der Anlieger hinsichtlich Erschließung (ausschließlich von Süden), lärmarmer Lage des Sportplatzes und verträglichen Übergangs zwischen hohen Schulgebäuden und niedriger Wohnbebauung möglichst berücksichtigt werden, heißt es in der Vorlage des Stadtplanungsamtes.

Grundsätzlich gilt für beide Schulen, den Flächenbedarf so gering wie möglich zu halten. Um beispielsweise das Raumprogramm der Mittelschule auf nur 17000 Quadratmetern umzusetzen, könnten Sportflächen auf den Dächern der Schulgebäude oder Sporthallen entstehen. Die Rede ist auch von Stapelturnhallen. Stellplätze für Lehrer könnten in Tiefgaragen entstehen. Die Gebäude können bis zu fünf Geschosse aufweisen.

Verständlich, dass die Anwohner angesichts der massiven Bebauung gewisse Befürchtungen hegen, die Kulturreferent Gabriel Engert am Dienstag im Ausschuss für Kultur und Bildung zu zerstreuen versuchte. "Die Kooperation ist für beide Schulen ein Gewinn", erklärte er. "Gelebte Inklusion ist nicht besser zu bewerkstelligen. " Engert sagte auch klipp und klar, eine Verschiebung des Bauplatzes nach Westen käme nicht in Frage: "Wir können eine Schule nicht unter einem Hochspannungsmasten errichten. "

Ärgerlich reagierten die Stadträte auf Kritik der Anwohner, es könne ein Verkehrschaos entstehen - insbesondere durch die 40 Malteser-Kleinbusse, die die Schüler mit Behinderungen (insgesamt 150) morgens in die Schule fahren und im Laufe des Nachmittags wieder abholen. "Viele Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule: Das ergibt ein Verkehrschaos", sagte Agnes Krumwiede (Grüne). "Ich habe das Gefühl, es handelt sich hier um Scheinargumente für etwas, das ich hier lieber nicht benennen möchte. "

 

Engert wies darauf hin, dass auf dem Areal statt der Schulen sonst Wohnbebauung entstanden wäre, die noch mehr Verkehr produziert hätte. FW-Stadtrat Raimund Reibenspieß brachte es auf den Punkt: "Hier haben die Kinder oberste Priorität und nicht die Anwohner! "

Die Heimat der Nepomuk-von-Kurz-Schule ist seit 1986 das Kavalier Elbracht am Volksfestplatz. Doch inzwischen reichen die Räume für die Angebote der Förderschule mit Heilpädagogischer Tagesstätte und Schulvorbereitender Einrichtung nicht mehr aus. Seit Jahren sucht der Bezirk Oberbayern ein Gelände für einen Neubau. CSU-Stadträtin Patricia Klein gehörte von 2013 bis 2018 dem Bezirkstag an. Die K-Schule, wie sie gerne genannt wird, ist ihr daher vertraut. Am Mittwoch setzte sie sich im Stadtentwicklungsausschuss vehement für den Neubau am vorgesehenen Standort in Friedrichshofen ein: "Das Einzugsgebiet dieser Schule ist die gesamte Region. " Hier fänden die Kinder und Jugendlichen "den ganzen Tag eine Heimat und werden gefördert". Die K-Schule sei sehr wertvoll, auch für die Eltern, so Patricia Klein: "Sie müssen nicht privat die Therapiestunden am Nachmittag organisieren. " Das geschehe alles in der Schule. Und die dürfe Ingolstadt auf gar keinen Fall verloren gehen. Denn es sei nicht auszuschließen, dass der Bezirk das neue Domizil der K-Schule in einem Nachbarlandkreis ansiedle, falls die Stadt Ingolstadt kein geeignetes Baugrundstück anbieten könne.

So weit wird es sehr wahrscheinlich nicht kommen: Der Stadtentwicklungsausschuss sprach sich ebenfalls einstimmig für die beiden neuen Schulen in Friedrichshofen aus.

DK

 

 

Suzanne Schattenhofer, Christian Silvester