Ingolstadt
Große Herausforderungen

Geschäftsführer des Klinikums, Andreas Tiete, spricht über die Zukunft der Krankenhauslandschaft

23.04.2021 | Stand 28.04.2021, 3:33 Uhr
Das Ingolstädter Klinikum ist das drittgrößte kommunale Krankenhaus Bayerns. Die Führung soll durch zwei weitere Geschäftsführer ergänzt werden. Neben Andreas Tiete, der für Medizin und Pflege verantwortlich sein wird, wird es weitere für "Finanzen und Infrastruktur" sowie für "Personal und Organisation" geben. −Foto: Eberl

Herr Dr. Tiete, Sie sind in äußerst stürmischen Zeiten zum Ingolstädter Klinikum gekommen.

 

Wie haben Sie die ersten vier Jahre am Klinikum erlebt?

Andreas Tiete: Sie haben Recht, dass mein Start am Klinikum Ingolstadt in sehr unruhiger Zeit stattfand. Das Management der damaligen Krise stand deutlich im Vordergrund, dennoch ist es uns gleichzeitig gelungen, das Klinikum strukturell und strategisch deutlich weiterzuentwickeln. Wir sind ein in Spezialisierung und in der Bandbreite des Angebots deutlich wachsendes Großklinikum, wie es unsere Patienten etwa in der Chirurgie, der Pneumologie und Onkologie erfahren. In unseren Hightech-Operationssälen im sechsten Stock erleben unsere Mitarbeiter bereits die bauliche Erneuerung, die für das gesamte Haus kommen wird.

Dann kam auch noch die Corona-Pandemie.

Tiete: Gerade, als wir Ende 2019/Anfang 2020 dachten, es würde jetzt ruhiger werden. Die Situation ist sehr fordernd geblieben, insbesondere jetzt in der dritten Welle, deren Ende wir noch nicht absehen können. In einer großen Gemeinschaftsleistung haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese Herausforderung bisher gut bewältigt. Dafür bedanke ich mich herzlich bei ihnen. Die Wertschätzung der Stadtgesellschaft für unsere Arbeit in der Corona-Krise hat allen im Haus gutgetan. Ein deutliches Zeichen waren die vielen Spenden und die Danke-Plakate an den Zufahrten zum Klinikum, die im vergangenen Frühjahr und an Weihnachten aufgehängt wurden.

Nun setzt man ja künftig auf eine dreiköpfige Führungsspitze. Macht das die Arbeit nicht noch komplizierter? Die Ziele des Geschäftsführers Medizin sind ja sicher nicht immer im Einklang mit denen der Geschäftsführung Finanzen, nehme ich an.

 

Tiete: Große Unternehmen mit mehreren Tausend Beschäftigten setzen in der Regel auf mehrköpfige Vorstände, die im Team die Führungsaufgabe übernehmen. Es ist doch ein Vorteil, wenn die Spitze breit aufgestellt ist und viele Kompetenzen abdeckt. In der Gesundheitsversorgung gehört es zum Tagesgeschäft der Verantwortlichen, Medizin und Ökonomie nicht als Gegensatz zu begreifen, sondern die Anforderungen in Deckung zu bringen. Durch die Pandemie ist diese Aufgabe zugegebenermaßen anspruchsvoller geworden.

Die Kliniklandschaften werden sich verändern. Wenn Sie einen kurzen Blick in die Glaskugel werfen wollen, was denken Sie, wie sieht die Kliniklandschaft der Zukunft in der Region Ingolstadt aus? Werden die einzelnen Krankenhäuser mehr gemeinsame Sache machen, möglicherweise fusionieren? Wird es überhaupt noch kleine Krankenhäuser geben oder sind die, wie man jetzt in der Pandemie sieht, nicht sogar besonders wichtig?

Tiete: Da sprechen Sie über ein Thema, bei dem aktuell viel in Bewegung kommt. Ein externes Gutachten über die Struktur der regionalen Kliniken soll in Auftrag gegeben werden. Für alle Krankenhäuser ergeben sich perspektivisch Herausforderungen durch gesetzliche Vorgaben wie Mindestmengen, Personaluntergrenzen oder Strukturanforderungen. Dadurch werden sich Veränderungen ergeben, die konkreten Auswirkungen lassen sich jetzt noch nicht voraussagen. Die größte Herausforderung, das ist aus meiner Sicht bereits deutlich, wird die adäquate Personalausstattung ein.

Das Interview führte

Ruth Stückle.