Ingolstadt
"Es gibt nur eine Richtung - nach vorn!"

Nach dem Stream jetzt analog: Teresa Trauths Liederabend "Fegefeuer im Herzofen" feierte auf der Festsaalbühne Premiere

22.10.2020 | Stand 23.09.2023, 14:57 Uhr
"Es traut sich ja sonst keiner": Teresa Trauth im Festsaal. −Foto: Herbert

Ingolstadt - Am Ende gibt es Standing Ovations.

Und eine kleine Zugabe. Und man merkt, wie sehr Theater ein Publikum braucht. Vor allem so ein Bühnentier wie Teresa Trauth. Im Mai hatte ihr zweiter Liederabend "Fegefeuer im Herzofen" noch im Lockdown als Online-Stream Premiere gefeiert, am Mittwochabend konnte man ihn nun analog erleben. Im Festsaal. Unter strengsten Abstands- und Sicherheitsvorschriften. Und Maskenpflicht während der Vorstellung. Auch wenn der Abend ursprünglich als Studio-Produktion - also eher im intimen Rahmen - geplant war, funktioniert er auch auf der großen Festsaalbühne. Dort wollte Teresa Trauth sowieso schon immer hin mit ihren Liedern. An den Steinway. "I did it my way, I play on Steinway. "

Jetzt sitzt sie dort und heizt unter der formal eigenwilligen Regie von Leni Brem-Keil ihren "Herzofen" an. Hinein mit all der Angst und Wut, mit Schmerz und Schuld und Unvermögen. Reinigende Wirkung verspricht sie sich und uns von den lodernden Flammen. Und springt mit beiden blutrotbestrumpften Beinen mitten hinein. Sieben Gebote des Herzofens hat Teresa Traut aufgestellt:

"1. Passt du nicht rein, mach dich nicht klein.

2. Grad keinen Lauf - gib niemals auf.

3. Sei nicht kleinlich, das ist peinlich.

4. Halte nichts fest - auch nicht den Rest.

5. Wird's auch gemein, knicke nicht ein.

6. Stehst du im Licht, schäme dich nicht.

7. Hast du kein Glück, schau nicht zurück. "

16 Lieder umfasst der Abend insgesamt. Und sie erzählen von Alltag und Scheitern, von Sehnsucht und Angst, von Hoffnung und Mut, immer wieder von der Liebe, von Abschied und Neubeginn. "Weißt du nicht mehr, wo's langgeht? Es gibt nur eine Richtung - nach vorn! " Teresa Trauth ist ein Energiebündel. Sie kommuniziert nicht nur mit dem Publikum, sondern auch mit ihren Instrumenten, wechselt rasch zwischen Flügel und Tenorhorn, von Ukulele zu Gitarre oder spielt auch mal Akkordeon und Trompete gleichzeitig. Dazu schlägt sie Rad - gedanklich und physisch. Ihre Texte zeichnen sich durch Witz und Poesie aus, durch Tiefsinn, Scharfsinn, Unsinn. Hier die Brüder Grimm, dort Kafkas "Verwandlung" und gleich darauf der wunderschöne Song "Eisen-Heinrich". Metaphern rund ums Feuer verwebt sie mit Mythen rund ums Herz. Sprichwörtliches mixt sie munter in immer neuen Kombinationen. "Bist du mit deinem Latein am Ende? Lerne Russisch! " "Ist dir der Kopf zu voll? Hast du zu viele Flausen darin. " Bitter-zart sind die Lieder. Melancholisch. Voller Furor. Sie tragen Titel wie "Nicht aufgeben", "Böses Blut", "Tiefer Fall" oder "Noch mal von vorn". Und sie haben eine klare Botschaft: Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten, weitergehen! Großer Beifall!

DK


ZUM STÜCK
Theater:
Stadttheater Ingolstadt,
Festsaal
Musik, Text, Komposition:
Teresa Trauth
Regie:
Leni Brem-Keil
Nächster Termin:
21. November
Kartentelefon:
(0841) 305 47 200

Anja Witzke