Ingolstadt
Dienstleister auf dem Vormarsch

Gründerpreis 2019: Bewerber stellten sich und ihre Geschäftsideen im EGZ vor

15.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:15 Uhr
Bewerbung für den Gründerpreis: 16 von 19 Kandidaten präsentierten ihre Unternehmenskonzepte am Donnerstagabend im EGZ - oben Michaela Hirsch aus Rapperszell zwischen den Moderatoren Jörg Tiedt (l.) und Robert Wittmann. Sie hat eine Seniorenassistenz gegründet. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Welche Idee zur Selbstständigkeit trägt langfristig, wer hat einen Zukunftsmarkt aufgetan, wer eine ganz neue Dienstleistung anzubieten? Um diese Fragen dreht sich jedes Jahr der Ingolstädter Gründerpreiswettbewerb, der heuer zum achten Mal in reformierter Form ausgetragen wird. Am Donnerstagabend haben sich die Teilnehmer in der sogenannten "Nacht der Bewerber" vorgestellt.

Die Organisatoren sind recht zufrieden: Nach einem kleinen Durchhänger vor drei Jahren sind bei den jüngeren Runden stets reichlich Existenzgründer aus der Region auf die Auslobung des Preises angesprungen.Wie Prof. Robert Wittmann von der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) und Jörg Tiedt (Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt) als Moderatoren der "Castingschau" ausführten, hatten diesmal ursprünglich sogar 35 Gründer angeklopft, von denen sich letztlich 19 zur Abgabe eines Businessplans und damit einer offiziellen Bewerbung durchringen konnten. Tiedt sprach von einem "bunten Teilnehmerfeld", in dem die Preise in verschiedenen Kategorien vergeben werden sollen.
Gastgeber für Vorstellung und Prämierung der Kandidaten (die soll am 11. April stattfinden) ist heuer das Entwickler- und Gründerzentrum (EGZ) an der Marie-Curie-Straße, dessen Geschäftsführer Hannes Schleeh die Teilnehmer sowie die Ausrichter und Sponsoren am Donnerstag begrüßte. Neben THI, Sparkasse und EGZ sind noch die städtische Wirtschaftsförderungsgesellschaft IFG und der DONAUKURIER Initiatoren und Träger des Wettbewerbs.

Der Schwerpunkt der Bewerber liegt diesmal eindeutig im Dienstleistungsbereich, wobei sich ein Spektrum von klassischen Handreichungen und Gastronomieangeboten bis zu digital unterstützten Serviceleistungen für Unternehmen auftut. Auch Geschäftsideen mit starker sozialer Komponente sind vertreten. In einem zweiten, deutlich kleineren Segment finden sich Kandidaten aus dem Handwerk. Viele Bewerber nutzen das Internet als Kontakt- und Kommunikationsplattform; einige bieten eigene Apps an, um den Kundenkontakt herzustellen und/oder zu halten.

Initiativen mit Ausrichtung auf produzierendes Gewerbe und somit größerem Potenzial, auch als Bechäftigungsmotor wirken zu können, finden sich diesmal praktisch nicht. Eine Online-Druckerei stellt hier immerhin einen gewissen Grenzfall dar. Ursprungsgedanke des Wettbewerbs war ja auch, Gründer zu fördern, die die stark auf den Automotivsektor fixierte regionale Wirtschaftslandschaft mit der Zeit bereichern und Impulse für neue Produktionszweige geben können. Der Wettbewerb offenbart hier aber derzeit eher einen Trend zu Gründungen, die sehr wohl die jeweiligen Unternehmer selber in Arbeit und Brot bringen können, womöglich aber nicht mehr sonderlich weit in den Arbeitsmarkt ausstrahlen, also nicht gerade als Jobmaschine wirken dürften. Einige Beispiele aus dem Teilnehmerfeld:

Die bereits erwähnte Onlinedruckerei ("Printano") setzt auf Baukastengestaltung von Visitenkarten und personalisierten oder auf die Marketinganforderungen von Unternehmen zugeschnittenen anderen Druckerzeugnissen. Der Kunde wählt das ihm passend erscheinende Design anhand mehrerer Komponenten online aus und ordert auch gleich übers Netz. In einem Markt, der derzeit allein in Deutschland angeblich für einen Umsatz von 20 Milliarden Euro gut ist, verspricht diese Idee den Gründern Peter und Thomas Stiller (Ingolstadt) ordentliche Perspektiven.

Der digitale Aufräum- und Kündigungsservice "Deleta" von Patrice Raies (Ingolstadt) will als "Datenstaubsauger" fungieren und modernen Menschen, die zwangsläufig oder gewollt im Internet jede Menge Spuren hinterlassen, das Beseitigen derselben abnehmen. Das Angebot sei auch für Angehörige verstorbener Netzsurfer interessant. Den Versprechungen zufolge ist sozusagen ein posthumes persönliches Datencleaning möglich. Wie genau das funktionieren soll, wurde nicht verraten - aber es gibt ja Geschäftsgeheimnisse.

Größere Zukunftsfähigkeit mag man nicht nur auf den ersten Blick auch der Geschäftsidee von Michaela Hirsch (aus Rapperszell im Landkreis Eichstätt) bescheinigen, die mit ihrer "Seniorenassistenz" in Ingolstadt individuelle Unterstützung für ältere Menschen und ihre Angehörigen bieten will. Mit ganz auf die Bedürfnisse im Einzelfall zugeschnittenen Dienstleistungen will sie auch nicht mehr so selbstständigen Senioren ermöglichen, länger in den eigenen vier Wänden leben zu können. Die Gründerin stellte sofort klar, dass ihr nicht an einem expansiven Unternehmen gelegen ist - sie will sich ganz und gar selbst einbringen, um die Qualität ihres Dienstes durch und durch sichern zu können.

Alle Kandidaten hatten am Donnerstagabend nur zwei Minuten, um ihre Geschäftsidee zu präsentieren. Die Jury aus erfahrenen Coaches und Repräsentanten der Veranstalter soll bereits in der kommenden Woche zusammenkommen, um über die Tragfähigkeit der einzelnen Konzepte zu beraten. Dann werden auch die Businesspläne nochmals ausführlich betrachtet. Die Prämierungsfeier ist dann am 11. April wiederum im EGZ.
 

Bernd Heimerl