Münchsmünster
Anblick wie nach einem Bombenangriff

Zugunglück bei Bahnübergang nahe Münchsmünster fordert vor 50 Jahren zwei Menschenleben

02.08.2022 | Stand 22.09.2023, 20:25 Uhr

Die Diesellok war von der Achse des Zylinders auf der rechten Seite aufgeschlitzt worden. Die beiden Lokführer überlebten den Zusammenstoß nicht. Fotos: DK-Archiv/Haßfurter

An einen Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg fühlten sich die Augenzeugen des schweren Zugunglücks bei Münchsmünster erinnert, das an diesem Dienstag vor 50 Jahren zwei Menschenleben gefordert hat. Am 2. August 1972 riss der Eilzug Regensburg-Ingolstadt-Ulm wenige Minuten nach 11 Uhr einen Tieflader förmlich in zwei Stücke.

Der mit einer fast 60 Tonnen schweren Walze beladene Lkw war an einem etwas gewölbten Bahnübergang hängengeblieben. Die Wucht des Aufpralls war so groß, dass die rechte Seite der Lok komplett aufgerissen wurde.

Zug blieb am Bahnübergang hängen

Dem Zusammenstoß waren dramatische Minuten vorausgegangen. Die erste begleitende Polizeistreife hatte nicht bemerkt, dass der Tieflader am Bahnübergang festhing und war weiter Richtung Schwaig gefahren, um entgegenkommende Fahrzeuge zu warnen. Der nachfolgende Streifenwagen erkannte die Situation. Als das Warnlicht am Übergang zu blinken anfing, rannten der Lkw-Fahrer, der sich offenbar verschätzt hatte, und die beiden Polizisten wild gestikulierend in beide Richtungen des Gleises entlang, da sie nicht wussten, aus welcher Richtung der nächste Zug kommen würde. Doch da näherte sich der Eilzug mit seinen drei angekoppelten Waggons schon in voller Fahrt und riss die Zugmaschine vom Auflieger los. Trotz gezogener Notbremse kam der Zug, der mit einer Geschwindigkeit von rund 120 Kilometern in der Stunde unterwegs war, erst nach rund 100 Metern zum Stillstand. Den Rettungskräften bot sich ein Bild der Zerstörung: Zerbrochene Holzschwellen, verbogene und herausgerissene Schienen, eingedrückte Waggons und herumliegende Räder sowie ein völlig zerstörter Tieflader. Die riesige Glättwalze musste von einem Bergungspanzer des Ingolstädter Panzeraufklärungsbataillons beiseite geräumt werden.

40 Fahrgäste wurden verletzt

Wie die Polizei später ermittelte, war der Umweg über Münchsmünster erforderlich geworden, um die Brücken zu umgehen, die dem enormen Gewicht des Tiefladers nicht standgehalten hätte. 40 Fahrgäste wurden bei dem Unglück verletzt, 15 von ihnen mussten in die umliegenden Krankenhäuser eingeliefert werden. Für die beiden Lokführer, von denen einer zur Ausbildung am Fahrerstand war, kam jede Hilfe zu spät.