Festakt zum Jubiläum
Am „Puls der Zeit“: 50 Jahre Bayerisches Armeemuseum in Ingolstadt

11.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:20 Uhr

Prächtiges Stück: Nach einer aufwendigen Sanierung ist die Reitgarnitur des Kurfürsten Maximilian I. von Bayern (1573 bis 1651) im Bayerischen Armeemuseum zu sehen. Fotos: Meßner

Das Bayerische Armeemuseum ist ein Ort, der die Stadt, die Menschen und Kulturen zusammenbringt. Unter diesen Leitgedanken stellte Direktor Ansgar Reiß seine Grußworte zum Festakt anlässlich des 50-jährigen Bestehens am Montag.



Das Museum liege mitten hineingesetzt in die Stadt, sei mit ihr verwachsen, sagte er. Es wurde deutlich, wie wichtig ihm diese Öffnung zur Stadt hin ist. Und nachdem der bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume nur wenige Meter entfernt in der ersten Reihe saß, merkte Reiß an, dass man das Museum weiterentwickeln müsse, auch baulich.

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Als wäre es abgesprochen, nahm kurz darauf OB Christian Scharpf diesen Ball auf und wies auf das sanierungsbedürftige Zeughaus hin, das sich „leider in einem Dornröschenschlaf“ befinde. Der Zustand der Rossmühle bedürfe ebenfalls einer Aufbesserung, gerade weil man ohnehin dabei sei, den östlichen Teil der Altstadt aufzuwerten. Scharpf sparte auch nicht mit Lob ob des guten Miteinanders zwischen der Stadt und dem staatlichen Museum.

Nichts verklären, sondern einordnen und aufklären

Dem Wissenschaftsminister war es sichtlich ein Anliegen, einen aktuellen Bezug herzustellen. „Armeemuseum klingt zunächst nach Vergangenheit“, sagte er. Aber die Ereignisse in der Ukraine „belehren uns eines Besseren“. Auch am 138. Tag dieses Krieges dürfe man sich nicht daran gewöhnen. Deswegen, sagte Blume, stehe das Armeemuseum am „Puls der Zeit“. Nichts verklären, keine Heldengeschichten erzählen, sondern einordnen und aufklären – das sei die Aufgabe. Geht es nach den Worten des Ministers, so wird dieser Auftrag im Bayerischen Armeemuseum in Ingolstadt sehr gut erfüllt.

Um das zu bewerkstelligen, bedarf es der Unterstützung, etwa von der Ernst von Siemens Kunststiftung, für die Dirk Syndram ein kurzes Grußwort sprach. Er würde sich jedenfalls freuen, wenn die Reitgarnitur, die in dieser Zusammenstellung zum ersten Mal ausgestellt wird, noch lange in Ingolstadt bliebe. Den Abschluss der Beiträge bildete der Festvortrag von Harriet Rudolph. Die Professorin von der Uni Regensburg sprach über das Thema „Vom Sinn und Unsinn der Geschichte – Die Frühe Neuzeit als Korrektiv aktueller Praktiken der Erinnerungskultur“.

„Odyssee einer Reitgarnitur“

Unter dem Titel „Sonne, Mond und Sterne“ – in Anlehnung an die Gestaltung der Ausstellungsstücke – präsentiert das Armeemuseum eine bemerkenswerte Reitgarnitur des Kurfürsten Maximilian I. von Bayern, der 1651 im Ingolstädter Schloss starb.

Angefangen habe alles mit einem Ferienjob und einer richtig großen Kiste, sagte die wissenschaftliche Volontärin Priscilla Pfannmüller. Sie hat Bestände inventarisiert und dabei eben diese Kiste geöffnet. Schnell war klar: „Wir haben da was.“ Was sich dann abzeichnete, nannte Pfannmüller eine „Odyssee der Reitgarnitur“. Die Recherche war entsprechend aufwendig. Aber es hat sich gelohnt. Das Ergebnis lässt sich nun in einem eigenen Museumsraum bewundern, die ausführlichen Details dazu gibt es im Katalog.

Erstaunlich ist nicht nur die Reitgarnitur samt Zaumzeug, Pallasch und Satteldecke selbst, sondern auch die Präsentation auf einem hölzernen Pferd. Kurator Tobias Schönauer berichtete von diesem Prozess. Man wollte die Reitgarnitur nicht einfach auf einem Ständer in einer Vitrine präsentieren, sondern eben stilecht auf einem Pferd. Also sind die Verantwortlichen auf einen Holzschnitzer zugegangen, es wurde ein Modell aus Plastilin gefertigt. Letztlich wurde der Sattel vermessen und das Pferd an die Reitgarnitur angepasst. Das gleiche Schema wurde beim Zaumzeug angewendet, dafür mussten sogar die Ohren des Holzpferdes abnehmbar sein. Kein Wunder also, dass Schönauer von einem „großen Aufwand“ sprach. Die prächtige Satteldecke auch noch auf dem Pferd unterzubringen, wäre aber zu viel des Guten gewesen. „Das hätte nicht funktioniert“, erläuterte Schönauer. Die wird nun gleich daneben in einer eigenen Vitrine gezeigt.

„Ein eher kleines Projekt, das es aber in sich hat“, sagte der Direktor des Armeemuseums Ansgar Reiß. Die Reitgarnitur sei in einem „sehr ursprünglichen Zustand“ gewesen, und die Restauration sei „unglaublich aufwendig“ gewesen. Umso größer ist nun die Freude, das außergewöhnliche Stück zum Jubiläum „50 Jahre Bayerisches Armeemuseum“ zeigen zu können.

DK