Nichts für Mädchen? Von wegen!
Am Girls’Day und Boys’Day sind neun Schülerinnen beim Tüv Süd in Ingolstadt hautnah mit dabei

27.04.2023 | Stand 16.09.2023, 22:59 Uhr

Eintauchen in eine neue Welt: Beim Girls’Day waren neun Schülerinnen beim Tüv Süd zu Gast und haben einen Tag lang den Tüv-Prüfern interessiert über die Schulter geschaut. Sie haben Autos, Lastwagen und auch Motorräder unter die Lupe genommen. Foto: TÜV SÜD

Schreinerin, Ingenieurin, Bauzeichnerin, Mechatronikerin, Produktdesignerin oder doch ein IT-Girl? Beim Girls’Day am Donnerstag durften Schülerinnen im Alter von 13 und 14 Jahren in verschiedene Berufe hinein schnuppern, in denen Frauen bisher unterrepräsentiert sind. Insbesondere also in technologischen und naturwissenschaftlichen Bereichen sowie in handwerklichen Berufen.

Das Pendant dazu, der Boys’Day, bietet die Gelegenheit für Buben, vor allem Berufe aus dem sozialen, erzieherischen und pflegerischen Bereich kennenlernen. Der bundesweite Aktionstag soll Mädchen und Buben eine klischeefreie Berufsorientierung ermöglichen.

In der Halle des Tüv Süd wimmelte es am Donnerstag zwischen den Autos und Prüfständen deshalb von Mädchen, die den Tüv-Prüfern bei der Arbeit interessiert über die Schulter geschaut haben. „Es ist echt cool. Ganz anders, als ich mir vorgestellt habe“, sagt Dila, eine Schülerin aus Kösching.

Die Mädchen dürfen in der Prüfhalle mit anpacken



Die 13-Jährige interessiert sich schon seit einiger Zeit für Autos und hat sich deshalb für den Girls’Day beim Tüv Süd angemeldet. „Ich dachte, die arbeiten nur am Computer.“ Dass dies ganz und gar nicht der Fall ist, wird dann aber ziemlich schnell klar: Denn die neun Schülerinnen aus Kösching und Ingolstadt sind viel in der Prüfhalle unterwegs und dürfen auch selbst mal mit anpacken und ausprobieren.

Bei der Abgasprüfung sitzt Dila hinter dem Lenkrad und drückt das Gaspedal durch. Auf einem Bildschirm werden die Messwerte abgebildet. „Es war ein ganz anderes Gefühl, hinterm Steuer zu sitzen. Man musste auch aufpassen, dass der Bildschirm grün wird“, erzählt sie. Nur dann hat das Auto die Abgasprüfung geschafft.

Ein Vorbild für zukünftige Frauen beim Tüv



Durch das Programm am Girls’Day führt Kassandra Tschüter – die einzige Frau bei der Prüfstelle des Tüv in Ingolstadt. Wie sie dort gelandet ist? „Ich habe mit 16 Jahren mein erstes Auto gekauft“, erzählt sie. Damit war sie dann beim Tüv – und ein Prüfer habe ihr dann erklärt, dass einiges gemacht werden muss, damit sie die Plakette bekommt. „Der Kerl hat so viel Ahnung gehabt. Das wollte ich auch können.“ Also hat Tschüter Fahrzeugtechnik studiert und ist seit gut zweieinhalb Jahren zertifizierte Tüv-Prüferin.

Sie arbeitet nicht nur in der Prüfstelle, sondern ist auch bei Autowerkstätten im Außendienst unterwegs und nimmt die praktischen Fahrprüfungen ab. In ihrer Freizeit schraubt die 26-Jährige auch selbst an ihrem getunten Auto herum und ist auf Autotreffen unterwegs.

Höhepunkt des Tages: Ein Feuerwehrauto auf dem Prüfstand



Es gibt für die Mädchen viel zu sehen in der Prüfhalle: Es wird Vollgas gegeben, Sicherheitsgurte werden geprüft und Autos durchgerüttelt, Beleuchtungen getestet und Motorhauben geöffnet. Als am Vormittag ein Feuerwehrauto im Hof zum Stehen kommt, ist der Höhepunkt des Tages vorprogrammiert. Die Mädchen testen das Martinshorn, schauen sich den roten Lastwagen von unten in der Grube an und prüfen die Beleuchtung. Standlicht, Fernlicht, Bremslicht – und natürlich das Blaulicht. Lilith, 13 Jahre alt, durfte sogar im Feuerwehrauto mitfahren. „Das war schon ein Highlight. Echt cool“, sagt die Schülerin vom Katharinen-Gymnasium.

Auch die 13-jährige Emma ist begeistert von dem Tag beim Tüv. „Ich konnte mir vorher gar nichts Konkretes vorstellen, aber es ist wirklich interessant.“ Für sie wäre es jetzt sogar denkbar, später selbst Tüv-Prüferin zu werden.

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