Ingolstadts Ehrenbürger Alt-OB Peter Schnell ist am Sonntagmorgen im Alter von 88 Jahren gestorben.
Schnell war 30 Jahre lang Oberbürgermeister der Stadt Ingolstadt und hat die Stadt wie kein anderer geprägt. Es wurde über Parteigrenzen hinweg geschätzt und war bei den Bürgerinnen und Bürgern äußerst beliebt. Der frühere bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer würdigte seinen langjährigen Weggefährten Peter Schnell als „großartigen Menschen, als außergewöhnliche Persönlichkeit“. Auch Oberbürgermeister Christian Scharpf sprach von einem „riesengroßen Verlust für Ingolstadt“. Peter Schnell sei für Ingolstadt eine „Jahrhundertgestalt“.
Er wurde am 9. Dezember 1935 in Ingolstadt als Sohn eines Eisenbahners geboren. Schnell studierte Jura und entschied sich für eine Gerichts-Laufbahn. Er arbeitete als Staatsanwalt, dann als Richter. Zugleich engagierte er sich früh in der Kommunalpolitik seiner Heimatstadt. 1966 gewann er das Ingolstädter Direktmandat für den Bayerischen Landtag, zog in das Maximilianeum ein. 1971 ging er ins Rennen um die Nachfolge von Oberbürgermeister Otto Stinglwagner. Der Sozialdemokrat hatte angekündigt, 1972 nicht mehr zur Wahl anzutreten und sein Berufsleben lieber in München fortzusetzen. Am 11. Juni 1972 gewann Schnell mit 58,6 Prozent. Es begann eine 30-jährige Amtszeit, reich an Erfolgen, mit Veränderungen in Stadtentwicklung , sozialem, wirtschaftlichem und kulturellem Leben in enormer Zahl. Schnell setzte Anfang der 70er die Umwandlung der Ludwigstraße in eine Fußgängerzone durch – gegen erbitterte Widerstände. Es war eine der ersten autofreien Straßen in einer deutschen Innenstadt – und sie erblühte sofort.
1974 stoppte Schnell im letzten Moment die Planungen für den Bau des Klinikums (oder wie man damals sagte: des Zentralkrankenhauses). Denn das Konzept für den Koloss auf dem östlichen Volksfestplatz, für den zudem ein großer Teil des Glacis hätte abgeholzt werden müssen, drohte sich zu einem grandiosen Missgriff zu entwickeln; die Stadtverwaltung überwarf sich mit den ausführenden Architekten. Schnell erreichte im Stadtrat einen kompletten Neustart des Projekts: Auf einer Wiese bei Friedrichshofen. 1982 wurde das Klinikum eingeweiht. Eines der modernsten Krankenhäuser seiner Zeit.
Zu den Erfolgen in Schnells Amtszeit zählen viele weitere Wegmarken der Stadtentwicklung, etwa (eine Auswahl) das Eisstadion an der Jahnstraße, die ersten öffentlichen Tiefgaragen, die Stadtbücherei im Herzogskasten, der Viktualienmarkt, der neue Busbahnhof, das Jugendzentrum Fronte 79, zahlreiche Schulbauten und -erweiterungen (darunter das Schulzentrum Südwest oder das Berufsbildungszentrum) und natürlich die Glacisbrücke (1998). Die vielbeachtete Landesgartenschau 1992 mit 2,3 Millionen Besuchern darf mithin als Werk des Oberbürgermeisters gelten. Am südlichen Donauufer war dafür eine greisliche Brache in ein blühendes Gelände verwandelt worden.
Schnell förderte das Museumsangebot mit vollen Kräften, mehrere Neugründungen fallen in seine Amtszeit (Medizinhistorisches Museum, Stadtmuseum im Kavalier Hepp, MKK, Bauerngerätemuseum). Er führte – nicht zuletzt – die Bürgerfeste ein. Seither mutieren weite Teile der Altstadt immer im Juli zu einem großen Biergarten. Die Pflege der Städtepartnerschaften lag Schnell besonders am Herzen. Er schloss viele neue Freundschaften.
Er galt in Ingolstadt immer als das Maß aller Dinge bei Volksnähe, Integrität, Überzeugungstalent und politischer Integrationskraft. Schnell ist niemals einem Gespräch mit Bürgern und politischen Konkurrenten aus dem Weg gegangen. Bei seinen Wiederwahlen hatte seine Herausforderer nie eine Chance. Aufseiten der SPD versuchte es Franz Götz dreimal (1978, 1984 und 1990), Manfred Schuhmann scheiterte 1996 gegen Schnell. Diese Wahlbilanz darf als herausragend gelten. So wie die gesamte Persönlichkeit Peter Schnell.
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