Ärgernis an Gleis 1
Ein Aufzug am Hauptbahnhof ist seit mehreren Tagen außer Betrieb

27.06.2022 | Stand 22.09.2023, 21:49 Uhr

Defekt! Seit über einer Woche prangt dieser Aufkleber an dem Lift, der am Hauptbahnhof zu den Gleisen 2 bis 7 führt. Foto: Silvester

Ingolstadt – Mit bedächtiger Balance geht es irgendwie. Vorsichtig setzt ein Vater die Hinterräder des Kinderwagens auf die Treppe zum Tunnel, der zu den Gleisen führt. Stufe für Stufe lässt er den Wagen nach unten gleiten. Ein junger Mann hievt sein Mountainbike genervten Blicks zu einem Bahnsteig. Ein Reisender biegt ebenfalls gleich Richtung Treppe ab, kaum dass er den kleinen roten Aufkleber am Aufzug an Gleis 1 entdeckt hat: „Defekt!“

Szenen wie die geschilderten, die am Montag innerhalb von zwei Minuten zu sehen waren, wiederholen sich derzeit ständig, denn der Lift sei schon seit über einer Woche außer Betrieb, berichten Bahn-Kunden. Wer auf Gehhilfen oder einen Rollstuhl angewiesen ist, hat unter dem Ausfall besonders zu leiden. Es ärgern sich auch Rad-Ausflügler, ferner alle, die mit schwerem Gepäck unterwegs sind, und eben Eltern mit Kinderwagen. Zudem verbindet der Tunnel unter den Gleisen Ringsee mit dem Südwesten. Zahlreiche Kinder und Jugendliche, die das Schulzentrum Südwest besuchen, durchqueren ihn mit ihrem Fahrrad. Auch sie nehmen gern den Lift.

Wann ist mit der Reparatur zu rechnen und warum dauert das so lange? Das wollte der DK am Montag von der Bahn wissen. Die Antwort stand bis zum Redaktionsschluss aus.

Helmut Bachmaier aus Ingolstadt schildert seine Eindrücke und Gedanken in einem Leserbrief an die Redaktion. Er schreibt: „Seit mehr als einer Woche (Stand 22.06. morgens) ist der Aufzug am Hauptbahnhof Ingolstadt, Gleis 1, außer Betrieb. Für Reisende mit Kinderwagen, Fahrrad, schwerem Gepäck, Gehbehinderung etc. bedeutet dies einen enormen Kraftakt, die Stufen zu bewältigen. Nur gut, dass es viele hilfsbereite Mitmenschen gibt, die mit anpacken.“

Weiter führt er aus: „In Japan würde bei einem längeren Aufzugausfall der oder die Verantwortliche der Bahn zerknirscht öffentlich um Entschuldigung bitten, Bedienstete abstellen, um den Reisenden behilflich sein, und erst wieder beruhigt schlafen, wenn das Problem gelöst ist. So viel Einsatz erwarte ich nicht, aber es ist noch viel Luft nach oben, um einen barrierefreien Zugang zuverlässig zu ermöglichen.“

sic