Zu dick durch Schlafstörungen

08.06.2009 | Stand 03.12.2020, 4:54 Uhr

Ingolstadt (DK) Er ist Vizepräsident der Europäischen Schlafgesellschaft und hat neben Buchveröffentlichungen bereits an mehrern Studien zum Thema Schlafstörungen mitgewirkt. Jetzt arbeitet Professor Thomas Pollmächer, Direktor des Zentrums für psychische Gesundheit am Ingolstädter Klinikum, an der Fortführung einer Studie, die vor zwei Jahren begonnen hat. DK-Redakteurin Ruth Stückle hat sich mit ihm über das Thema Schlafstörungen unterhalten.

Herr Pollmächer. Sie sind seit 25 Jahren auf dem Gebiet der Schlafforschung tätig. Wie gut schlafen Sie?

Prof. Thomas Pollmächer: Also ich selbst kann eigentlich sehr gut einschlafen, aber ich gehöre doch schon zu den Menschen jenseits der 40, die nicht mehr so lange morgens durchschlafen können wie ein Student. So gegen 6 oder 7 Uhr ist bei mir Schluss. Aber das reicht dann auch. Wenn man nicht noch viele Schlafunterbrechungen hat, reichen sieben Stunden gut.

Was haben Schlafstörungen mit körperlichen Krankheiten zu tun?

Pollmächer: Früher hat man immer gedacht, dass Schlaf vor allem für die Erholung des Gehirns gut ist: dass wir wach sind, dass wir besser denken und uns konzentrieren können. Und das ist sicher auch richtig. Darüber hinaus wissen wir aber zunehmend, dass vor allem chronische Störungen des Schlafes auch die körperliche Gesundheit beeinträchtigen. Vor allem in zwei Bereichen: einmal im Bereich des Immunsystems, dem körpereigenen System, das uns vor Infektionen schützt. Und zum anderen im Stoffwechsel, der dazu dient, unsere Körpermasse zu regulieren, das Gewicht und Ähnliches. Ganz aufregend war, dass man vor einigen Jahren in den USA festgestellt hat, das offenbar eine langjährige verkürzte Schlafdauer damit einhergeht, dass die Leute zu dick sind.

Adipositas, also Fettleibigkeit, durch Schlafstörungen?

Pollmächer: Das ist sozusagen die Idee dahinter. Das langjährige Störungen des Schlafes die Adipositas begünstigen. Wir sind jetzt dabei, Studien zu konzipieren und Ergebnisse zu generieren, um rauszufinden, was da im Schlaf geschieht, was möglicherweise zu Übergewicht und zu Übergewicht assoziierten Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und anderen Krankheiten führen kann.

Was passiert bei der Studie? Sie suchen Freiwillige. Was kommt auf diese zu?

Pollmächer: Wir möchten bei Schlafgestörten und auch bei Gesunden untersuchen, wie sie Zucker verwerten. Dazu sind sie zunächst zwei Nächte im Schlaflabor, um zu sehen, wie der Schlaf in seiner Struktur wirklich aussieht, in seiner Mikrostruktur, also nicht nur im Groben. Danach wird durch die Gabe einer Zuckerlösung mit einer definierten Menge Zucker der Körper mit Zucker belastet, und dann wird geschaut, wie rasch der abgebaut wird. Beim Verlauf des Zuckerspiegels im Blut kann man dann feststellen, ob die Zuckerverwertung, also der Stoffwechsel, in Ordnung ist oder nicht.