Ingolstadt
"Das Ding ist durch"

Wohnungsmangel hin oder her: Neue Gewerbebauten im Weiherfeld bleiben eingeschossig

23.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:24 Uhr

Ingolstadt (sic) Flachdächer sind im Ingolstädter Hochbauamt schon seit Jahrzehnten verrufen bis verhasst, weil sie nicht dicht halten und dauernd Ärger (Regenwassereinbrüche) provozieren.

Man muss in der Verwaltung nur mal "Katharinen-Gymnasium" in den Raum wispern - schon hebt dort Wehklagen an. Seit Neuestem ist eine kommunale Aversion gegen Flachbauten in genere dazugekommen. In Zeiten akuter Wohnungsnot hat der Stadtrat vor Kurzem den Luftraum über bungalowartigen Läden entdecket - und schreitet zu dessen Eroberung.

Wie mehrfach berichtet, liefert sich der Stadtentwicklungsausschuss des Stadtrats - einstimmig - eine mit Deutlichkeit nicht geizende Auseinandersetzung mit Lidl. Der Discounter will seine Filiale an der Goethestraße durch eine größere ersetzen, doch auch dieser Neubau soll nur ein Stockwerk bekommen. Das gehe gar nicht, halten die Stadträte und der OB beharrend dagegen. Lidl solle aufstocken und Wohnraum über dem Supermarkt schaffen. Doch das Einzige, was derzeit stockt, sind die Gespräche zwischen dem OB und Lidl. Der Stadtrat erteilt weiter keine Baugenehmigung, obwohl er damit eine Klage riskiert.

Im Gewerbegebiet Weiherfeld bei Zuchering gibt es einen ähnlichen Fall: Neben der Viehmarkthalle entstehen ein Drogeriemarkt mit fast 1000 Quadratmetern Verkaufsfläche, ein Supermarkt mit 1200 Quadratmetern sowie ein Fast-Food-Lokal, 120 Quadratmeter groß - alles eingeschossig; der Baugrund ist bereits verkauft. Verständlich, dass auch hier die Forderung laut wird, die Investoren mögen in die Höhe gehen und Wohnungen bauen. Nutzgebäude mit einer einzigen Etage seien angesichts vieler verzweifelt Suchender arge Raumverschwendung.

Jedoch: Der Drang nach oben hat im Weiherfeld keine Aussicht auf Erfolg. "Ich bin auch für Aufstockung", sagte CSU-Stadtrat Hans Achhammer am Montag in der gemeinsamen Sitzung von Stadtentwicklungs- und Finanzausschuss. "Aber wir sind zu spät dran. " Der Bebauungsplan stehe, alles sei unterschrieben. "Wir müssen Investoren signalisieren, dass wir verlässliche Partner sind", betonte er. "Das Ding ist durch! " Die Ausschüsse segneten den Verkauf der Fläche darauf ab. Nur die ÖDP-Vertreter stimmten dagegen: Raimund Köstler (Stadtentwicklungsausschuss) und Thomas Thöne (Finanzausschuss). "Wenn uns der Investor nicht entgegenkommt, dann sehen wir keinen Grund, dem Investor entgegenzukommen", argumentierte Köstler.

Schon am 9. Oktober, als der Planungsausschuss die einstöckigen Gewerbeneubauten im Weiherfeld auf dem Tisch hatte, warf Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle eine entscheidende Frage ins Plenum: "Welche Nutzung wollen Sie denn hier anbieten? " Für Wohnraum sei das Gelände nicht geeignet. Zur Kompensation solle der Bauherr "ein Maximum an Grün und Wasserdurchlässigkeit herausholen", etwa durch einen Verzicht auf die Versiegelung der Parkplätze.

Vorgestern legte der Ausschuss fest: Die Stellplätze an der Viehmarkthalle werden neu geordnet, ein Grünflächenanteil von 16 Prozent sei gesichert.