Ingolstadt
Wohlfühlfaktoren im Vergleich

ZDF-Studie zur Lebensqualität sieht Ingolstadt auf Platz 39 von 401 deutschen Kreisen und Städten

23.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:19 Uhr
Erforschte Zufriedenheit: In Ingolstadt lässt es sich besser leben als in vielen anderen deutschen Städten und Kreisen ? sagt die Statistik. −Foto: Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Es gehört zu den Klischees von Ingolstadt, dass Lokalpolitiker hier besonders gerne Rankings heranziehen, um zu belegen, dass die Stadt in einem Themenfeld besonders gut oder schlecht dasteht. Jetzt gibt es ein neues: Das ZDF hat das Prognos-Institut beauftragt, die Frage zu klären, wo es sich in Deutschland "besonders gut leben lässt". Ingolstadt landet dabei auf Platz 39 der insgesamt 401 Kreise und Städte. Was auch immer das heißt.

Mit der Deutschland-Studie liegt laut dem ZDF "erstmals ein umfängliches Regionen-Ranking zu den Lebensverhältnissen im Land vor". Für die Untersuchung wurden keine Befragungen gestartet, sondern vorliegende Statistiken zusammengefasst (siehe Kasten). Am Ende stand der Sieger fest: München mit 207 der möglichen 300 Punkte vor Heidelberg (205) und Starnberg (204). Mit 189 Zählern wird Ingolstadt auf dem 39. Rang geführt.

"Ein gute Platz", befindet Michael Klarner, der Sprecher der Stadt Ingolstadt, beim Blick auf die Ergebnisliste. "Im Vergleich mit den sieben größten Städten Bayerns landen wir mit Würzburg hinter München und Regensburg auf dem dritten Platz. Das ist doch wirklich nicht schlecht."

Freilich weiß auch Klarner, dass jede Statistik immer auch einer Interpretation bedarf. Wer die zu Ende gegangene Saison des FC Ingolstadt 04 verfolgt hat, kann ein Lied davon singen, dass sich ein Tabellenplatz mitunter schnell ändern kann, wenn es bei den Punkten eng zugeht. Darauf weist auch das Prognos-Institut hin. "Die reine Betrachtung eines Rangplatzes birgt die Gefahr von Fehleinschätzungen. Viele Regionen erreichen die gleichen oder nur marginal unterschiedliche Punktzahlen. So trennen beispielsweise den Rang 170 (Bamberg, 170,4 Punkte) weniger als 3,5 Punkte von Rang 212 (Hof, 167,0 Punkte). Dazwischen liegen 42 Kreise mit ähnlicher Punktzahl." Zwischen Rang 200 und 220 sind es nur zwei Punkte. Auch Ingolstadt würde mit zwei Punkten mehr einen deutlichen Sprung von Platz 39 auf 21 machen. Mit zwei weniger wäre die Schanz 51..

Thomas Hagedorn vom ZDF betont im Gespräch mit dem DONAUKURIER denn auch, die Rangliste mit den Ergebnissen habe "etwas Spielerisches". Die Ergebnisse seien vor allem als eine "Diskussionsgrundlage" zu sehen. Schließlich kann die Frage "Wo lebt es sich am besten?" allgemeingültig ohnehin nicht beantwortet werden. Das ist doch eine sehr subjektive Angelegenheit, so Hagedorn. Dem einen sei vielleicht ein großes Kulturangebot wichtig, dem anderen, dass er nicht weit in die Arbeit pendeln muss. Wieder andere wollen grundsätzlich lieber in der Stadt oder auf dem Land wohnen. Dennoch: "Obwohl Lebensqualität für jeden Menschen etwas anderes bedeutet, gibt es messbare Faktoren, die für besonders viele Menschen von besonders hoher Bedeutung und für das Wohlbefinden wichtig sind", schreibt das ZDF in einem Begleittext zur Studie.

Beim Blick auf das Ergebnis für Ingolstadt fällt auf, dass die Stadt bei der Betrachtung des Themenbereichs "Gesundheit und Sicherheit" relativ wenig Punkte bekommen hat. Die Studie vermeldet 58,8 von 100 erreichbaren Zählern, was in dieser Kategorie Platz 162 von 401 bedeutet. Der Bereich ist in 17 Indikatoren unterteilt. Die seriöse Betrachtung der einzelnen Größen ist kompliziert und wirft mitunter Fragen auf. So hat Ingolstadt beim Indikator "Gewaltverbrechen je 10000 Einwohner" mit 31 einen relativ hohen Wert erreicht. Der Durchschnitt liegt bundesweit bei 23,6. Dabei sind aber wohl auch die Gewaltdelikte erfasst, die etwa in den Asylbewerberunterkünften begangen werden. Das macht die Vorfälle an sich freilich nicht harmloser, das Ergebnis spiegelt aber nicht unbedingt die Lebenswelt der dauerhaft in Ingolstadt lebenden Menschen wider. Andererseits mag die relativ hohe Zahl der Verletzten und Getöteten im Straßenverkehr (770 gerechnet auf 100000 Einwohner) in einer verkehrsreichen Stadt wie Ingolstadt weniger überraschen als in ländlichen Gebieten. Der deutsche Durchschnitt liegt bei 488,9.

Wie alle Statistiken kann auch die Studie für das ZDF nur so aktuell sein wie die vorliegenden Daten. So wurden für die Größe "Wohnungseinbruchdiebstähle je 10000 Einwohner" (Ingolstadt: 6,0; Durchschnitt 7,7) die Zahlen aus dem Jahr 2016 herangezogen. Dabei ist die Zahl der Einbrüche im vergangenen Jahr wie berichtet bayernweit und auch in Ingolstadt deutlich zurückgegangen. "Die Zahlen aus 2017 lagen zum Stichtag 1. Januar 2018 noch nicht vor", erläutert Peter Kaiser, Bereichsleiter von Prognos, auf Nachfrage des DONAUKURIER.

Wer sich differenziert mit den Studienergebnissen auseinandersetzen will, sollte sich auf den Homepages von ZDF und Prognos durch das detaillierte Begleitmaterial arbeiten. Hier werden alle Datenquellen genannt und unter anderem erklärt, warum welches Kriterium von den Forschern wie gewichtet wurde. Das werden sich jetzt auch die Statistiker der Stadt Ingolstadt durchsehen, kündigt Pressesprecher Michael Klarner an.

Johannes Hauser