Manching
"Wir sind ein Stabilitätsanker"

Neuer Airbus-Standortleiter in Manching ist Georg Munnes: Bis Mitte des Jahrzehnts 1000 Beschäftigte mehr

04.09.2020 | Stand 23.09.2023, 13:56 Uhr
43 Nationen sind am Airbus-Standort Manching, den Georg Munnes leitet. −Foto: Airbus

Manching - "Nicht alles in Manching ist mir fremd", sagt Georg Munnes, der neue Werkleiter von Airbus Manching.

 

Der gebürtige Duisburger hat in Aachen Luft- und Raumfahrttechnik studiert und arbeitete von 1998 bis 2003 im Engineering bei Airbus Hamburg. 2003 die nächste Station in Bremen: Munnes ist ein A400M-Mann der ersten Stunde. Der Luft- und Raumfahrtingenieur war an der Entwicklung der Fertigungskonzepte für den Rumpf und die Leitwerke des Militärtransporters beteiligt. Mit dem Produktionsstart im Jahr 2007 übernahm er die Leitung des Entwicklungsteams in der Endmontagelinie im spanischen Sevilla, wo er kurz darauf Chef der Fertigung für den Bremer Bauanteil wurde. Munnes begleitete auch den Erstflug des A400M im Dezember 2009. Vier Jahre dann wieder Hamburg, wo er als Leiter die Fertigungslinien für den A350 verantwortete, ein zweistrahliges Langstrecken-Großraumflugzeug.

2015 wiederum Bremen, wo es Munnes gelingt, Kosten und Effizienz zu verbessern. Und jetzt Manching. "Als ich gefragt wurde, habe ich nicht lange überlegt", erzählt Munnes: "Manching ist ein interessanter Standort mit vielen Produkten. " Und bis jetzt hat er seine Entscheidung noch nicht bereut.

Rund 5600 Beschäftigte zählt Airbus Defence and Space am Standort Manching. Dazu kommen noch 400 Bundeswehrangehörige und weitere 200 aus Erding, die in den nächsten Jahren nach Manching wechseln, sowie die 600 Mitarbeiter der Wehrtechnischen Dienststelle. Für Munnes ist dies ein "klares Bekenntnis der Bundeswehr", wie auch die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr sehr gut sei. Vor allem freut sich Munnes auf die neuen, modernen Projekte, nachdem die Transall ausgemustert wird und langfristig auch ein Nachfolger für den Eurofighter erforderlich ist. FCAS (Future Combat Air System) ist eine Abkürzung, die öfter genannt wird. Nicht zu vergessen die Entwicklung der Drohnen: Erst vor wenigen Tagen wurde der City-Airbus von Donauwörth nach Manching gebracht, wo am Abwurfplatz ein Drone Center entstanden ist. Bis Ende des Jahres soll das Fluggerät erprobt werden.

 

Munnes hat sich einiges vorgenommen. Er will mit den Technologieunternehmen der Region zusammenarbeiten, mit dem digitalen Gründerzentrum Brigk-Air und den Hochschulen der Region. Qualität ist ihm ganz wichtig und noch etwas: "Wir dürfen den Kunden nicht vergessen. " Geht es nach den Zielen von Munnes, wird und muss der Standort Manching wachsen. "Wir brauchen Platz", betont er. Allein in den vergangenen zwei Jahren entstanden nach seinen Worten 1000 Stellen für Ingenieure, die vernünftig untergebracht werden müssen. Und er will das Engineering in den nächsten Jahren weiter hochfahren. "Wir brauchen Planungssicherheit", fordert er. Wichtig ist ihm auch der Austausch mit externen Firmen (Stichwort Technologiepark) und die Bereitschaft, auch neue Formen der Zusammenarbeit zu entwickeln.

Munnes will die Attraktivität des Standorts für junge Ingenieure, aber auch für Start-ups im Umfeld sichern und hier eine Perspektive entwickeln. "Wir müssen den Wert der Arbeit steigern", fordert Munnes, wozu auch eine gewisse "Führungskultur" gehöre. Nicht zu vergessen das regionale Umfeld mit seinen Angeboten, das auch zur Attraktivität des Standorts beitrage. Gleichzeitig will er den Blick über den Tellerrand hinaus lenken: "Wir haben hier 43 Nationen am Standort und wir sind ein europäisches Unternehmen", das sich mit den anderen Werken austauschen will und muss.

Und wie soll der künftige Standort aussehen? "Manching wird in fünf oder zehn Jahren deutlich größer sein", sagt Munnes. Bis Mitte der 20er-Jahre soll Manching um rund 1000 Mitarbeiter wachsen, wobei sich im Zuge der Digitalisierung neue Berufsfelder entwickeln und die Beschäftigten gleichzeitig höher qualifiziert werden. "Produkte und Kompetenzen werden sich ändern", sagt er voraus. Die Fertigung werde zunehmend automatisiert, ein Schritt ist die Öffnung des großen Logistikzentrums Ende Oktober.

Doch der Luft- und Raumfahrtingenieur verfügt auch über eine gute Bodenhaftung. "Wachstum steht und fällt mit den Aufträgen", betont er und nennt in diesem Zusammenhang wieder Stichworte wie FCAS, die Euro-Drohne und den Ersatz der Tranche 41 des Eurofighters sowie den Tornado. Doch Wachstum ist für Munnes kein Selbstzweck. "Es geht nicht nur darum, sondern um die Stabilisierung von Airbus in der Corona-Wirtschaftskrise", sagt er - auch im Hinblick auf die Lieferanten. Und da sieht er den Standort Manching gut aufgestellt. Das Ziel, 78 Maschinen auszuliefern, sei in diesem Jahr nicht abgesenkt worden. "Wir sind ein Stabilitätsanker. "

DK

Bernhard Pehl