Ingolstadt
Wildtiere zum Anfassen

Der Circus Voyage gastiert auf dem Ingolstädter Festplatz - Noch Vorstellungen bis Sonntag

02.09.2018 | Stand 23.09.2023, 3:57 Uhr
Sabine Kaczynski
Letzter Auftritt Ingolstadt: Elefant "Sabi" hat künftig Stadtverbot, denn der Circus Voyage ist der letzte Zirkus, der vor Inkrafttreten des Wildtierverbots in Ingolstadt seine Zelte aufschlagen darf. Voyage verspricht "die größte tierische Circus-Show" - und hat sogar eine Giraffe im Programm. Doch auch die menschliche Artisten bekommen viel Applaus. −Foto: Kaczynski

Ingolstadt (DK) Waghalsige Artisten, lustige Clowns und beeindruckende Tierdressuren - das verbindet man mit einem Zirkusbesuch. Auch der Circus Voyage, der zurzeit in Ingolstadt seine Zelte aufgeschlagen hat, bietet einen Mix aus Akrobatik, Spaß und wilden Tieren. Wohl zum letzten Mal in Ingolstadt, denn zukünftig gilt auf der Schanz ein Verbot für Wildtiere in Zirkussen.

1000 Zuschauer fasst das Zirkuszelt, etwa die Hälfte der Plätze ist am Samstagabend besetzt. Die Logen sind hautnah an der Manege platziert. Natürlich sind viele Kinder unter den Besuchern, aber auch junge Pärchen und ältere Leute sind da. Für den ersten Teil der Show ist der Ring nicht mit Sand, sondern mit Wasser befüllt. In der Mitte befindet sich eine höhenverstellbare Bühne, eine Handvoll weißer Gänse schwimmt darum herum. Die Artisten, die vor der Pause auftreten, kommen gänzlich ohne Tiere aus. Alicia zeigt Akrobatik in einem Reifen hoch oben unter der Zirkuskuppel, Nadine balanciert Säbel mit diversen Gegenständen, Spitze auf Spitze. Die Zuschauer staunen, doch Stimmung will noch nicht so recht aufkommen.

Das ändert sich, als Clown Sepp die Bühne betritt. Man könnte ihn auch als Animateur bezeichnen. Er hat das Publikum sofort im Griff, und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn er schnappt sich auch zwei Männer, die beim Auftritt mitmachen dürfen - ein großer Applaus inbegriffen. Überhaupt werden im Laufe des Abends immer wieder Zuschauer in die Manege geholt. Untermalt werden die Auftritte der Artisten nicht von einer Zirkus-Kapelle, sondern von Musik vom Band. Dafür gibt es Nebelschwaden, Light- und Wassershows und eine große Leinwand, auf die Bilder projiziert werden, die zum jeweiligen Act passen. Dann ist Pause und das erste Highlight des Abends wartet: die Tiershow. Während die Manege umgebaut wird, dürfen die Zuschauer die Tiere auf dem Zirkusgelände anschauen.

Doch nicht nur das: Füttern und Streicheln ist ausdrücklich erwünscht! "Wir wollen den Menschen die Nähe zu unseren Tieren ermöglichen. Sie leben seit Jahren bei uns und wir behandeln sie wie Familienmitglieder", betont Sascha Grodotzki, Tourneeleiter des Circus Voyage, der das Wildtierverbot äußerst kritisch sieht. "Gleichzeitig plädieren wir für Transparenz und öffnen daher gerne die Stallungen und Freigehege für die Besucher, um zu beweisen, dass es unseren Tieren an nichts mangelt." Tatsächlich scheinen die Tiere daran gewöhnt, von fremden Menschen umgeben zu sein und wirken zutraulich und tiefenentspannt - fast wie Haustiere. Auf dem Weg zurück ins Zirkuszelt steht Elefant "Sabi" bereits im Eingang. Das ist nun doch etwas zu nah für manche Besucher: "Wir nehmen die andere Seite, der kann auch schnell gefährlich werden", meint eine Mutter besorgt und zieht ihren protestierenden Sohn weg. "Sabi" wird in die Manege geführt und ist jetzt Fotomodell: Mit stoischer Ruhe lässt er die begeisterten Kids - mit oder ohne Eltern - fürs Erinnerungsbild auf seinen Rücken klettern. "Ich halte das Wildtierverbot für übertrieben", meint Monika aus Ingolstadt, die mit Sohn Nico gekommen ist. "Nico ist nicht mehr zu halten. Verbietet man dem Zirkus die Wildtiere, nimmt man den Kindern ein großes Erlebnis." So sieht das auch Marika, die gemeinsam mit dem siebenjährigen Sebastian in einer der Logen sitzt. "Ohne die Wildtiere ist der Zauber des Zirkus weg", bedauert sie. "Die Auflagen für die Haltung der Tiere sind so hoch, da ist ein Verbot nicht gerechtfertigt. Man sollte lieber gegen Halter vorgehen, die ihre Hunde und Katzen verwahrlosen lassen."

Dann geht die Vorstellung mit den Auftritten der Tiere im zweiten Teil weiter. Als erstes kommen die Pferde, mit und ohne Reiter, dann Kamele und Lamas und schließlich die Elefanten. So nah wie von den Logenplätzen aus bekommt man die Dickhäuter sonst nicht zu sehen. Auch vom imposanten Flusspferd Jedi und der Giraffe ist das Publikum hingerissen. Die Besucher in der ersten Reihe dürfen die Giraffe sogar mit Brotstückchen füttern. Jetzt ist richtig Stimmung im Zirkuszelt - die Auftritte der Tiere, die jeweils nur wenige Minuten dauern, ziehen die Menschen immer noch am meisten in ihren Bann. Blitzschnell wird dann eine Metallkugel in der Manege installiert, in der zwei Motorradfahrer teilweise kopfüber ihre Runden drehen, dann geht mit dem Finale die Zirkusshow zu Ende. Als Abschluss dürfen noch einige Kids auf Elefant "Sabi" eine letzte Runde in der Manege drehen, bevor das Publikum zufrieden nach Hause geht. Weitere Vorstellungen sind noch von Mittwoch bis Sonntag.

 

Sabine Kaczynski