Ingolstadt
Wie im Märchen

Michael von Benkel stellt fünftes Buch morgen vor - erstmals eine Kindergeschichte

17.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:41 Uhr
Freundschaft, Liebe und Hilfsbereitschaft zählen in der Fantasiewelt, die Michael von Benkel für sein Kinderbuch erschaffen hat, genauso viel wie in unserer echten Welt. Sonst ist dort vieles ganz anders. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Taxi, Rache, Schrank, Vollbad: Das waren nicht nur die Namen der ersten Bücher, die der Ingolstädter Autor Michael von Benkel veröffentlichen konnte, sondern auch die Themen. Sein fünftes Werk geht in eine ganz andere Richtung: "Das Königreich der Inseln", das er morgen im Kap94 vorstellt, ist ein Kinderbuch "nicht nur für Erwachsene", wie er lachend sagt.

Zehn Jahre suchte von Benkel, wie so viele Schreiber, mehr oder weniger verzweifelt einen Verlag. Selbst eine durchaus renommierte Literaturagentin konnte ihn nicht unterbringen. Bis dann hier in der Region in Reichertshofen-Hög der bp-Verlag (Bayerischer Poeten- & Belletristik-Verlag) als Zwei-Mann-Betrieb entstand, bei dem der Ingolstädter inzwischen im Jahresrhythmus eines seiner Werke veröffentlichen kann. Bereits das fünfte Buch ist nun erschienen und setzt die Reihung fort: ein Nicht-Krimi und ein Krimi im Wechsel.

Nach "Das Vollbad" nun etwas ohne Mord und Totschlag; etwas komplett anderes, ein regelrechter Stilbruch sogar. "Eine Art Märchen, ein Fantasy-Roman", sagt der Autor. "Es ist jugendfrei, ohne Sex oder Gewalt." Kinder kann er sich schon als Zielgruppe vorstellen, aber bei mehr als 300 Seiten braucht es Sitzfleisch. "Ein Kinderbuch nicht nur für Erwachsene", heißt es im Untertitel. Also eher doch Eltern, ob mit jungen Kindern zum Vorlesen oder zum Erinnern an die eigene Kindheit.

Für von Benkel war es auf alle Fälle eine Reise in die eigene Jugend ("Entdecke das Kind im Manne") und ebenso in eine unbekannte Welt, also schriftstellerisch. Denn als Idee stand für ihn dahinter, "einfach mal darauf los zu schreiben, sich alles entwickeln lassen". Zwar mit einem vagen roten Faden, aber nichts vorab konstruiert, wie es ein Krimi nötig machen würde. "Manchmal hätte es mich fast aus der Kurve getragen", gibt der Autor zu. Denn er erschuf eine eigene Welt, das Königreich der Inseln eben, das seine eigenen Regeln hat. Die Regenbögen sind viereckig, Meerwasser ist süß und Schokolade schmeckt nach Paprika. Es gibt keine Maschinen, alles wird von Lebewesen bewegt. Die Menschen leben auch in Haustieren, die so groß wie unsere bekannten Häuser sind. Geld gibt es nicht. Man singt, um zu bezahlen. Eine "Geldsumme" bekommt so eine ganze neue Bedeutung.

Die Welt besteht aus, für von Benkels Werke typisch, zwölf Inseln, da er die Zahl immer in irgendeiner Form verwendet. In jedem Kapitel wird eine neue vorgestellt, die Protagonist Luhi auf seiner langen Reise erkundet, um seinem besten, aber kranken Freund Ristho zu helfen. Die Suche nach dem sagenumwobenen Heilmittel beginnt.

In die Erlebnisse hat von Benkel, der im echten Leben mit Nachnamen Fein heißt und Richter am hiesigen Amtsgericht ist, seinen Beruf einfließen lassen - Grundlagen zumindest: Was ist Lüge? Was ist Wahrheit? Was ist Flunkern? Was ist Täuschung? Das erleben der Reisende und der Leser gleichermaßen, die auf uns bestens bekannte Figuren aus unserem Erdenalltag treffen: große und kleine Gauner, Weltverbesserer, Unzuverlässige und so weiter. Die Fantasiewelt ist auf alle Fälle nicht so, wie gedacht. Die Frage der Toleranz steht im Mittelpunkt. Und "Das ist tatsächlich eines der wenigen Bücher, das mich beim Schreiben so gerührt hat, dass ich selbst weinen musste", bekennt von Benkel offen.

Als Familienvater und inzwischen mehrfacher Opa kann der Autor auf ganz besondere Unterstützung zählen: Seine Enkelin Isabell Schoger (damals fünf) hat Kinderzeichnungen zum Buch beigesteuert. Das Titelbild stammt vom Künstler Franz Duna, der die Fotografie eines winterlichen Baumes aus dem Zucheringer Wäldchen märchenhaft verschönert hat.

Bei der Buchpräsentation am morgigen Freitag um 18 Uhr im Künstlerquartier Kap 94 (Jahnstraße 1a) stellt Duna weitere Werke aus. Michael von Benkel spielt wie gehabt wieder Musik und liest. Seine Enkelin wird auch mit dabei sein.

Christian Rehberger