Wie halten Sie's mit Armin Laschet?

Wir haben Nachwuchspolitiker der Bundestagsparteien aus der Region zu ihrer Meinung zum neuen CDU-Chef befragt

17.01.2021 | Stand 20.01.2021, 3:33 Uhr

Markus Meyer, Stadtrat und stellv.

Vorsitzender der Jungen Union Ingolstadt:

"Armin Laschet löst keine Euphorie aus. Bei mir nicht und wohl auch nicht bei der gesamten Bevölkerung. Er stellt sich in die Tradition der Kanzlerin, steht für Stabilität und Verlässlichkeit. Aber er vermittelt kein Gefühl des Aufbruchs. Friedrich Merz hat mich in seinen entscheidenden Reden auch nie überzeugen können. Ich persönlich hätte Norbert Röttgen bevorzugt; als Außenpolitiker und ehemaliger Umweltminister hätte er meiner Meinung nach das richtige Profil mitgebracht. Nun ist wohl der Weg frei für eine Kanzlerkandidatur von Markus Söder. "

Theresa Ley, Kreisvorsitzende der Jungen Liberalen, Bundestagskandidatin:

"Aus Sicht der FDP ist Armin Laschet genau der richtige Mann. Er regiert in Nordrhein-Westfalen in einer Koalition mit der FDP und zeigt, wie gut das funktionieren kann. Auch persönlich freue ich mich über die Wahl Laschets. Nun müssen meiner Ansicht nach aber von ihm konkrete Programmpunkte folgen, wofür er mit seiner Politik stehen will. Da liegt mir bei ihm im Moment noch zu viel im Allgemeinen. Schade fand ich, dass sich Norbert Röttgen ohne Not kategorisch gegen eine Koalition von CDU/CSU und FDP ausgesprochen hat - ohne über Inhalte zu sprechen. Kein guter Stil! "

Martin Nagel, Co-Sprecher des Ingolstädter Kreisverbandes der Grünen:

"Ich stamme wie Armin Laschet auch aus Aachen, daher erst einmal von meiner Seite: Gratulation! Allerdings hege ich starke Zweifel, ob er auch der Mann der Zukunft ist. Bei Politikfeldern wie Klimawandel, Digitalisierung, Arbeitsmarktproblematik sehe ich bei Armin Laschet noch sehr viel Nachholbedarf. Beispielsweise fährt er jeden Tag von Aachen in seinen Regierungssitz nach Düsseldorf und dabei an einigen Kohlekraftwerken, den größten Dreckschleudern Europas, vorbei. Da hat er offenbar noch nicht erkannt, dass sich da dringend etwas ändern muss. "

Malik Diao, Linksjugend-Landessprecher, jugendpol. Sprecher "Die Linke" Ingolst. :

"Armin Laschet ist aus Sicht der Linken zumindest der bessere Mann im Vergleich zu Friedrich Merz. Allerdings zeigt der geringe Vorsprung, mit dem er die Wahl gewonnen hat, dass der rechte Rand in der CDU doch sehr stark ist. Ich fürchte, Armin Laschet muss sich in Zukunft viel von diesem Flügel erkaufen. Sollte Armin Laschet Kanzlerkandidat werden, könnte es natürlich sein, dass er Wähler aus der Mitte an die Union bindet, die vielleicht bei einem Kanzlerkandidaten Merz die SPD gewählt hätten. Das würde dann wiederum die Chancen auf Rot-Rot-Grün mindern. "

Jessica Meier, angehende Bundestags-Wahlkreiskandidatin der SPD:

"Meiner Ansicht nach wäre es gut für die CDU gewesen, den Vorsitzenden nicht nach einer Kampfkandidatur zu wählen. Das wäre ein Symbol der Geschlossenheit gewesen. Ich persönlich habe bei den drei Kandidaten keine besonderen Präferenzen, ich hätte auch mit den anderen beiden leben können. Im Zuge der Corona-Krise ändert sich gerade so viel - ich glaube, man kann noch gar nicht abschätzen, wer nun größere Chancen auf die Kanzlerkandidatur hat - Armin Laschet oder Markus Söder. Wer weiß, vielleicht wird es doch noch jemand anders. Das würde ich nicht ausschließen. "

Oskar Lipp, Bezirksrat, Stadtrat und stellv. Vorsitzender AfD Ingolstadt-Eichstätt:

"Mit Armin Laschet hat sich Angela Merkels Wunschkandidat durchgesetzt. Meiner Meinung nach bedeutet seine Wahl ein ,weiter so' für die Merkel-Linie. Merz ist ein Macher aus dem Finanzsektor. Laschet dagegen ist eher ein Populist feinster Art. Mit Laschet ist nun der Weg für die seit langem avisierte Koalition mit den Grünen geebnet. Dennoch denke ich nicht, dass sich der politische Kurs der CDU durch die Wahl von Norbert Röttgen oder vom vermeintlich konservativeren Kandidaten Friedrich Merz groß geändert hätte. "

Protokoll: Markus Schwarz