Kösching
Wie der Köschinger Privatwald entstand

Forstlicher Stammtisch beschäftigt sich mit Ablösung von Nutzungsrechten im 19. Jahrhundert

25.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:21 Uhr
Das erste Forstlehrbuch von 1788 zeigt bezeichnenderweise als Titelvignette eine Vermessungskommission mit Karte und Zeichentisch, Absteckfähnchen und einem Grenzstein im Vordergrund. −Foto: Lenhardt (Repro)

Kösching (frj) Die Entwicklung des Köschinger Forsts stand im Mittelpunkt des 18. forstlichen Stammtischs des Geschichtsvereins Kösching-Kasing-Bettbrunn. Die Besucher erfuhren insbesondere, wie mit der Ablösung von Nutzungsrechten im 19. Jahrhundert der Privatwald entstand.

Hauptreferent Friedrich Lenhardt, Vorsitzender des Geschichtsvereins, beschäftigte sich mithilfe zahlreicher Bild- und Textdokumente mit der sogenannten Purifikation. Nach seinen Recherchen hatten bis 1807 weder die Bürger Köschings noch die Gemeinde noch die Ortskirche Waldbesitz. Die Bewohner durften - ohne dafür bezahlen zu müssen - den Wald nutzen: Sie konnten Holz entnehmen, ihr Vieh hineintreiben, Streu zusammenrechen und, wenn die Eichen viele Früchte trugen, die Schweine zur Eichelmast bringen. Völlig ohne Gegenleistung war dieses alte Recht dann aber doch nicht: So hatten die Waldnutzer Scharwerksdienste zu leisten, Holz zur Festung und aufs Pflegschloss zu fahren, einen Heerwagen zu unterhalten und bei den großen Jagden Hilfskräfte zu stellen.

Der Wald litt allerdings unter den Fremdnutzungen. Die Endlichkeit des bis dahin schier unendlichen Energie- und Rohstofflieferanten schien sich anzudeuten. So war die Landesregierung bestrebt, ihn von solchen Belastungen zu befreien, ihn von den Servituten zu reinigen, eben zu purifizieren. Neben der Kultur des Landes sollte eine Kultur der Forste entstehen. Damit betrat man Neuland.