Ingolstadt
Wie das Miteinander funktioniert

Mitglieder des Migrationsrats erhalten Informationen über Einwanderung, Integration und Islamunterricht

27.02.2020 | Stand 02.12.2020, 11:52 Uhr
Vom Modellversuch Islamunterricht in Bayern und Ingolstadt berichtete Lehrkraft Hakan Sirt, der mit am Lehrplan arbeitet. Unser Bild zeigt beispielhaft eine Schulklasse. −Foto: Rumpenhorst, dpa

Ingolstadt - Im Migrationsrat braucht man bisweilen gutes Sitzfleisch.

Zumindest in der jüngsten Sitzung, wo aktuelle Berichte auf der Tagesordnung standen, die in ihrer Ausführlichkeit den Rahmen sprengten. Etwa über das Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) von Andreas Schmid, stellvertretender Leiter des Amts für Ausländerwesen und Migration.

• Ziel des schon ab März geltenden Gesetzes soll die Öffnung des deutschen Arbeitsmarkts für ausländische Arbeitskräfte sein - speziell für Nicht-Akademiker und Handwerker. Kernpunkt des FEG ist ein beschleunigtes Visumverfahren, bei dem, so Schmid, "die Ausländerbehörde alle Fäden in der Hand hat". Kostenpunkt für den deutschen Arbeitgeber: 411 Euro Gebühr - "ob es klappt oder nicht". Die Mitglieder des Migrationsrats äußerten Zweifel, ob das FEG seinen Zweck erfüllen werde oder nicht - insbesonders hinsichtlich der Berufsanerkennung, die in Oberbayern nach wie vor sehr langwierig sei. Bayern plant zum FEG eigene Ausführungsbestimmungen. Fazit von Schmid: "Es lässt sich noch nicht abschätzen, wie groß die Nachfrage sein wird. "

Integrationslotsin: Barbara Blumenwitz, gelernte Volkswirtin, berichtete über ihre Arbeit als Ansprechpartnerin für die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer im Bereich Asyl und Integration. Rund 60 solcher Integrationsbegleiter unterstützen die dezentral untergebrachten Geflüchteten. Etwa 30 Ehrenamtliche begleiten die Menschen aus den Anker-Einrichtungen - in enger Kooperation mit der Caritas. "Am wichtigsten ist nach wie vor die individuelle Begleitung", so Blumenwitz. Die Betreuung umfasse Nachhilfe in deutscher Sprache, Hilfe bei Arztbesuchen oder bei der Wohnungssuche, Unterstützung bei Familiennachzug oder Freizeitgestaltung.

Islamunterricht: Über den Modellversuch informierte Lehrkraft Hakan Sirt. In Ingolstadt gibt es aktuell islamischen Unterricht an zehn Schulen: Drei Lehrkräfte unterrichten mit insgesamt 69 Stunden an sechs Grundschulen und vier Mittelschulen dieses Fach. Der Fokus des Unterrichts liegt auf religionsethischer Bildung sowie Islamkunde. Es wird auch künftig kein Religionsunterricht im Sinne des Grundgesetzes sein, so Sirt.

Nach zehn Jahren Modellversuch bestätigten Wissenschaftler und Lehrer wiederholt die positive Wirkung auf die Entwicklung muslimischer Schülerinnen und Schüler sowie auf die Zufriedenheit muslimischer Familien, erklärte Sirt. "Der massive Beitrag des Islamunterrichts zur Integration von jungen Musliminnen und Muslimen wird anerkannt und begrüßt. " Der Modellversuch wurde ab September 2019 um zwei Jahre verlängert, um Rechtsfragen zu klären und die Anzahl der Schulen "maßvoll" zu erweitern. Danach soll Islamunterricht als Wahlpflichtfach ähnlich wie Ethik regulär an den Schulen, die Bedarf haben, eingeführt werden. Auch die Zahl der weiterführenden Schulen mit diesem Angebot werde künftig steigen, betonte Sirt.

Migration: In Ingolstadt leben laut Statistik derzeit 139000 Menschen, davon knapp 63000 mit Migrationshintergrund. Dies entspricht einem Anteil von zirka 45 Prozent. Der Anteil der Bewohner mit Migrationshintergrund stieg von 2014 bis 2019 um rund zwölf Prozent. Im vergangenen Jahr wuchs die Bevölkerung nur um 535 Menschen, was gegenüber den Vorjahren relativ wenig ist. Der Grund für diese Entwicklung: 460 Flüchtlinge hatten die Stadt verlassen.

smr