Wettstetten
Wettstettener Kirche geschlossen

Sicherungsmaßnahmen am Turm dauern voraussichtlich bis Ende nächster Woche

20.11.2018 | Stand 23.09.2023, 5:01 Uhr
Aus Sicherheitsgründen muss die Turmspitze der Wettstettener Pfarrkirche entfernt werden, um saniert werden zu können. Bis diese Maßnahme abgeschlossen ist, zieht Pfarrer Klaus Gruber mit den Gläubigen für die Gottesdienste bis voraussichtlich Ende nächster Woche in den Pfarrsaal als um. −Foto: Gülich

Wettstetten (DK) Um 13 Uhr hat sich der Wettstettener Pfarrer Klaus Gruber am Dienstag ein Herz gefasst und an jeder Tür der zugesperrten Pfarrkirche Sankt Martin ein Schild befestigt. "Die Kirche bleibt wegen Sicherungs maßnahmen am Turm für kurze Zeit geschlossen", steht darauf fett gedruckt in roter Farbe. Die Kirche macht zu - das müssen die Wettstettener erstmal verdauen.

Der Turm der Pfarrkirche Sankt Martin stammt aus dem späten 17. Jahrhundert. Regelmäßige Inspektionen waren laut Pfarrer Gruber bis vor zwei Jahren noch nie erfolgt. Nachdem er 2016 einen Glockensachverständigen zu Rate gezogen hatte, war schnell klar: Es muss etwas passieren. Aus der geplanten Kirchensanierung wurde der Dringlichkeit und des Umfangs wegen eine Turmsanierung, angedacht für die nächsten Jahre.

Als Gruber jüngst aber mit Architekt, Statiker und Zimmermann das Innenleben des Turms noch einmal einer genaueren Bestandsaufnahme unterzogen hatte, wurde erst das Ausmaß der Schäden richtig deutlich. "Wir sehen beim Turm ja das Runddach, dann gehen die acht Streben nach oben, und oben kommt nochmal eine kleine Kanzel. Die Streben sind innen aus Holz und nur mit Blech verkleidet. Von den acht sind aktuell drei noch in Ordnung. Zusätzlich sind viele Lager und Stützen beschädigt. Da ist die Sicherheit auf Dauer nicht gegeben", sagt der Pfarrer mit einem Blick auf den Turm, der ihm während seiner Jahre in Wettstetten ans Herz gewachsen ist. "Man kann über Schönheit diskutieren, aber er ist einfach markant. Die achteckige Grundform ist etwas Besonderes, und auch die Mischung aus Barock und modernen Elementen in der Kirche", findet Gruber. Überhaupt ist die Kirche eindeutig der Mittelpunkt des 5000-Einwohner-Orts, nicht nur für Katholiken. Der nun bis auf Weiteres geschlossen bleibt.

Gruber erläutert das geplante weitere Vorgehen: "In den nächsten Tagen wird ein großer Kran aufgestellt, wahrscheinlich in der Nähe der Raiffeisenbank. Dann wird der obere Teil des Turms oberhalb der unteren Kuppel präventiv abgetrennt, wahrscheinlich buchstäblich abgesägt, und mit dem Kran nach unten transportiert." Anschließend sollen die so entstandenen undichten Stellen abgedichtet werden. "Danach haben wir erst mal keine Eile mehr, im Frühjahr geht's dann weiter mit der Sanierung", fügt der Pfarrer hinzu. Wenn die Turmspitze abtransportiert und alles dicht ist, kann die Kirche auch wieder betreten werden; Gruber hofft, dass das spätestens Ende kommender Woche der Fall ist.

Derzeit wartet er auf den genauen Analysebericht des Statikbüros. Es steht zu befürchten, dass einiges saniert werden muss. Da der Turm unter Denkmalschutz steht, kann er nicht komplett entkernt, sondern nur ausgebessert werden. Alles werde wieder genau so aufgebaut, wie es jetzt aussieht, so Gruber. "Das Problem ist halt, dass nie etwas gemacht wurde in den letzten Jahren und Jahrzehnten, aber das geht uns ja nicht nur bei der Kirche so", fasst der Pfarrer zusammen.

Gottesdienste und andere Feiern finden bis zur Beendigung der Sicherungsmaßnahmen im Pfarrsaal statt. "Dafür bitten wir die Leute um Verständnis", sagt Gruber und macht sich bereit für sein großes spontanes Dienstagnachmittagprojekt: Den Umzug mitsamt allem liturgischen Gerät in den Pfarrsaal. Von der Mesnerin über den Kirchenpfleger bis zur Pfarrsekretärin helfen alle mit. Die 8-Uhr-Messe am Mittwochmorgen findet schon im Ausweichquartier statt.

Anne Gülich