Ingolstadt
Wer bietet mehr?

Zukunft des früheren Eichstätter Landratsamtes Auf der Schanz könnte sich demnächst entscheiden

06.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:35 Uhr
  −Foto: Eberl, Stefan, Ingolstadt

Ingolstadt - Es ist eine der interessantesten Immobilien in öffentlicher Hand im Stadtgebiet, und in den nächsten Wochen könnte sich entscheiden, wer sie künftig nutzen oder das Grundstück neu bebauen wird: Die frühere Landratsamtsfiliale des Landkreises Eichstätt an der Straße Auf der Schanz, direkt neben dem Landgericht, wird derzeit in einem Bieterverfahren angepriesen.

 

Das Geschäft soll möglichst in diesem Frühjahr über die Bühne gehen; die Frage ist allerdings, ob noch der bisherige oder doch erst der künftige Kreistag den Zuschlag geben wird.

Der scheidende Landrat Anton Knapp (CSU) wollte sich jetzt gegenüber dem DK nicht festlegen, ob der Grundstückshandel in Ingolstadt noch in seiner Amtszeit, also bis zum Monatsende, über die Bühne gehen wird. "Ich halte mich da weitgehend raus und überlasse das unserer Liegenschaftsverwaltung", sagte er auf Anfrage. Der Landkreischef bestätigte allerdings, dass es mehrere Interessenten für den vormaligen Verwaltungsbau gibt und dass sein Amt dem Kreistag sicher nicht eine Zustimmung zu jedem Preis empfehlen werde. Unter Umständen könne auch über eine Verlängerung der Bieterfrist nachgedacht werden, so Knapp weiter. Höchst eilbedürftig sei diese Sache aus Eichstätter Sicht nämlich nicht. Knapp: "Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit. "

Der Landkreis Eichstätt hatte sein Gebäude am nördlichen Rand der Ingolstädter Altstadt, das über Jahrzehnte den Bürgern im südlichen und östlichen Kreisgebiet als Anlaufstelle gedient hat, nach dem Umzug der Dienststelle nach Lenting im vergangenen Februar in Inseraten angeboten. Im DK erschien eine Anzeige, in der das Grundstück ("Gemeinbedarfsfläche, 6343 Quadratmeter") für ein Erbpachtmodell mit einer Laufzeit von 60 Jahren offeriert wurde.

 

Ein neuer Besitzer würde also nicht Eigentümer, sondern erhielte ein langfristiges Nutzungsrecht, das auch einen Abriss des Altbaus und eine Neubebauung ermöglichen würde. Ausdrücklich wurde in der Anzeige die maximale Geschossflächenzahl (Verhältnis von Bauvolumen zur Grundfläche) mit 1,97 ("gegebenenfalls möglich") recht hoch angegeben. Weil sich im Umgriff des Grundstücks überwiegend große Komplexe (AOK, Landgericht, Wasserwirtschaftsamt, künftige Filiale von Berufs- und Fachoberschule) befinden, eignet sich das Areal unbedingt für einen größeren Zweckbau, womöglich auch künftig mit öffentlicher Nutzung.

Interessenten aus dem öffentlichen Bereich wären ja auch einige zur Hand: Die Polizei würde sich gerne, nur einen Katzensprung von Präsidium und Inspektion an der Esplanade entfernt, weiter ausbreiten, Landgericht und Staatsanwaltschaft platzen als direkte Nachbarn schon länger aus allen Nähten, die Stadtverwaltung hatte die Fläche eine ganze Weile als Standort für ein weiteres Rathaus auf dem Radar. Und dann gibt es ja auch noch den Freistaat, der Ingolstadt als künftige "Hauptstadt" des Bezirks Oberbayern ausgerufen hat. Auch einige Hundert Staatsbeamte, die eines Tages aus München an die Donau umsiedeln sollen, wollen dann ja irgendwo unterkommen.

Das Münchner Innenministerium war mit einem ersten Vorstoß für Zwecke der Polizei nicht sehr erfolgreich gewesen: Im Haushaltsausschuss des Landtages war wegen der Preisvorstellungen des Landkreises kein grünes Licht für den Immobiliendeal zu bekommen gewesen. Das hatte offenbar auch die Ingolstädter Justiz abgeschreckt. Wenn ein Ministerium nichts erreiche, dann brauche ein zweites es wohl erst gar nicht zu versuchen, fasst Elisabeth Kurzweil, Präsidentin des hiesigen Landgerichts, ihre Lageeinschätzung in Sachen Landratsamt gegenüber dem DK zusammen. Sie geht davon aus, dass eine Mitnutzung des leerstehenden Nachbargebäudes durch Gericht und Staatsanwaltschaft erst mal vom Tisch ist - genauso wie ein vormals kurz erwogener Anbau ans Landgericht auf der grünen Wiese gegenüber der AOK.

Landrat Anton Knapp mochte indes gegenüber dem DK nicht ausschließen, dass in der jetzigen Bieterrunde nicht doch auch Münchner Ministerien am Ball sind. Vielleicht versucht ja auch die Stadt Ingolstadt, die ihr zusätzliches Rathaus noch lange nicht zu bauen weiß, ihr Glück. Man sei "weiterhin am ehemaligen Landratsamt Eichstätt Auf der Schanz interessiert", erklärte Stadtsprecher Michael Klarner auf Anfrage, man bitte aber um Verständnis, "dass wir uns weitergehend derzeit nicht äußern wollen".

DK