Wenn die Nacht zum Tag wird

08.06.2009 | Stand 03.12.2020, 4:54 Uhr

Verkabelt: Im Schlaflabor des Klinikums – hier ein Archivbild aus dem Jahre 2005 mit Dr. Martin Zeitelberger – werden unter anderem die Gehirnaktivitäten in den einzelnen Schlafphasen gemessen. Auch die Probanden, die das Klinikum für ihre Studie sucht, müssen zwei Nächte lang ins Schlaflabor. - Foto: DK-Archiv

Ingolstadt (DK) Nachts wach liegen, sich von einer Seite auf die andere wälzen – viele Menschen können ein Lied davon singen. Das Ingolstädter Klinikum sucht Freiwillige für eine Studie, die nachweisen soll, dass Schlafstörungen die Ursache für Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht und Zucker sein können.

Zehn bis 15 Prozent der Bevölkerung leidet unter chronischen Schlafstörungen. Wer sich nicht mehr zu helfen weiß und entsprechend unter den Folgen leidet, landet oft im Schlaflabor. Auch die entsprechenden Einrichtungen am Klinikum und in der Reiserklinik sind gut frequentiert. In einem Jahr werden hier etwa 650 Menschen ein- oder mehrmals verkabelt, um die einzelnen Schlafphasen der Patienten zu erforschen. Viele von ihnen leiden an Apnoe, bei der nachts immer wieder die Atmung aussetzt. Seit einigen Jahren beteiligt sich das Klinikum an einer internationalen Studie, die die Auswirkung von Schlafmangel auf den Organismus erforscht. Nach neuesten Erkenntnissen der Schlafforscher soll sogar zwischen Schlafmangel und Depression ein Zusammenhang bestehen.

"Die Schlafmedizin erschöpft sich nicht nur in Schnarchen und der Apnoe", betont der Direktor des Zentrums für Psychische Gesundheit am Klinikum, Professor Thomas Pollmächer. Wann eine Schlafstörung vorliegt, erklärt er so: "Wenn man länger als vier Wochen drei bis viermal die Woche schlecht ein- oder durchschläft und sich dadurch in seiner Tagesbefindlichkeit beeinträchtigt fühlt."

Im schlafmedizinischen Zentrum am Klinikum wird die bereits begonnene Studie nun fortgeführt und unter Leitung von Professor Pollmächer von der Biologin Marietta Keckeis, die über das Thema ihre Doktorarbeit schreibt, ausgewertet. Dazu sucht das Klinikum Männer und Frauen zwischen 25 und 65 Jahren, die unter Einschlaf- und Durchschlafstörungen leiden.

Die Freiwilligen sollen – von ihrer Schlafstörung abgesehen – gesund sein und keine Medikamente einnehmen. Ausnahme sind Medikamente gegen Bluthochdruck. Außerdem dürfen sie keiner Arbeit mit Nachtschicht nachgehen.

Die Teilnahme an der Studie schließt eine ausführliche Diagnostik ein. Interessenten können sich unter Telefon (08 41) 8 80-22 00 melden (von 9 bis 16 Uhr).