Stammham
Wenn der Rektor kein IT-ler ist

Grundschule Stammham wird in den Sommerferien mithilfe einer Beraterfirma digitalisiert

05.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:21 Uhr
Die grünen Tafeln haben weitgehend ausgedient, wenn sich die Stammhamer Grundschule auf den Weg der Digitalisierung macht. Roland Diedenhofen (rechts) berät Schulleiter Edgar Mayer und Bürgermeisterin Maria Weber über die notwendigen Maßnahmen. −Foto: Hartl

Stammham - Die Stammhamer Grundschule nutzt die Sommerferien, um sich digital aufzurüsten. Sie geht zusammen mit der Gemeinde einen - zumindest für den ländlichen Raum - ungewöhnlichen Weg: Eine externe Beraterfirma begleitet die etwa 100000 Euro teure Maßnahme.

Die Handwerker haben sich mit ihrem Werkzeug vor dem Lehrerzimmer breitgemacht. Sie haben gerade erst angefangen, im Schulhaus die technischen Voraussetzungen für die Digitalisierung zu schaffen. Die Liste mit den geplanten Anschaffungen ist lang: Interaktive Touchdisplays, Laptops, Dokumentenkameras, Tablets und eine Wlan-Infrastruktur sollen im Unterricht bald zur Verfügung stehen. "Wir hoffen, dass wir zu Schulbeginn alles haben", sagt Rektor Edgar Mayer.

Das Thema Digitalisierung ist durch das mit dem Coronavirus verbundenen Homeschooling wieder brisant geworden. "Wir hatten die Diskussion aber schon vor Corona", berichtet Mayer. Sechs Klassenzimmer wurden vor einigen Jahren mit sogenannten Whiteboards mit integriertem Beamer ausgerüstet. Nun eröffnen mehrere Förderprogramme ganz neue Möglichkeiten. Mit insgesamt rund 87600 Euro an Zuwendungen aus zwei Digitalpakten und einem Sonderbudget ist zu rechnen. Der Gemeinde als Sachaufwandsträger bleiben etwa 14500 Euro an Eigenmitteln. "Wir haben uns für eine komplett neue Ausrüstung entschieden, sodass alle Kollegen auf dem selben Stand sind", sagt Mayer.

Weil sich der Schulleiter nicht als "IT-Mensch" sieht, lassen er und die Gemeinde sich von der Münchner Firma Multinet beraten. Das lässt sich die Gemeinde laut Bürgermeisterin Maria Weber (CSU) "einige Tausend Euro" kosten. "Wir helfen Schulen und ihren Sachaufwandsträgern - unabhängig von der gegenwärtigen Ausnahmesituation - dabei, Fördermittel aus dem DigitalPakt zu beantragen und in ihre digitale Infrastruktur und Ausstattung zu investieren", heißt es auf der Homepage des Unternehmens, das Roland Diedenhofen in Stammham vertritt. Er soll Fragen wie "Was wird in welchem Pakt bezuschusst?" und "Wo bestellt man die Förderungen?" beantworten. Denn: "Ein Großteil der Fördergelder wurde gerade in kleinen, ländlichen Gemeinden noch nicht abgerufen", weiß Mayer.

Mit der Erfüllung von Wünschen von Präsentationstechnik über mobile Endgeräte bis zu funktionierendem Wlan ist der Weg nicht zu Ende. Es muss geklärt werden, wer nach der Installation für die Pflege der digitalen Infrastruktur zuständig ist, sich um Updates kümmert oder Lehrkräfte schult. "Das kannst du als Schulleiter nicht leisten", sagt Mayer. "Ich habe 20 Stunden Unterricht in der Woche." Er und Weber erwarten klare Ansagen "von oben" und sehen auch den Landkreis Eichstätt in der Pflicht, die Digitalisierung der Schulen zu begleiten.

Die Rathauschefin erachtet den Zeitpunkt als ideal, um dies jetzt voranzutreiben. "Jede Krise birgt eine Chance", meint Weber in Bezug auf die Corona-Pandemie. Als Lehrerin an der Realschule Kösching hat sie den digitalen Unterricht über Clouds und diverse Plattformen vor ihrer Amtseinführung noch miterlebt. "Die Kinder waren total begeistert, als die Tabletkoffer eingeführt wurden", sagt sie. Die Bürgermeisterin sieht dies als "zusätzlichen Anreiz, um in die Lebenswirklichkeit der Schüler einzutauchen". Wobei sie sich mit Mayer einig ist: "Pädagogik vor Technik ist das Schlagwort", merkt der Schulleiter an. Gerade an Grundschulen, wo Kinder erst zu lernen beginnen, sei die Digitalisierung eine andere Herausforderung als an weiterführenden. "Es ist eine Ergänzung, keine Ersetzung", betont Weber.

Ganz wichtig ist es Mayer, seine Lehrer miteinzubeziehen, zum Beispiel bei der Auswahl der Geräte. Viele wünschen sich eine normale Seitentafel, auf der sie weiterhin Notizen hinterlassen können. Es gibt Kollegen, die noch mit Folien auf dem Overheadprojektor arbeiten, andere haben Notebooks auf dem Lehrerpult stehen. "Die Spannbreite ist groß", meint Mayer, der niemanden zwingen will, bestimmte Geräte zu nutzen. "Es ist am Anfang schon ein Mehraufwand für die Lehrer", ergänzt Weber.

Die Digitalisierung sehen der Rektor und die Bürgermeisterin nun als zusätzliche Herausforderung, weil noch nicht ganz klar ist, inwiefern Corona den Schulbeginn im September beeinflussen wird. "Momentan ist geplant, komplett normal zu starten", sagt Mayer. Er ist jedenfalls froh, den digitalen Weg bereits vor der Pandemie angestoßen zu haben. "Sonst wären wir jetzt noch nicht so weit."

DK

Tanja Stephan